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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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betrachten. Ihr eigenes Leid spielte jetzt keine Rolle. Sie erschrak, als der Motor stotterte. Wieder betätigte sie das Funkgerät, doch es war nur ein Knistern zu hören.
    Ben lag unter Onkel Rays Geländewagen und schraubte am Auspuff herum, obwohl er viel lieber den neuen Funkempfänger ausprobiert hätte, den er vor kurzem selbst gebastelt hatte. Am vergangenen Abend, als der Ionosphärenspiegel gefallen war, hatte er sogar einen Sender aus Perth aufgefangen. Doch er hatte klare Anweisungen: Zuerst musste er den Auspuff reparieren und ein Ersatzteil ausliefern, dann durfte er wieder mit seinem Funkempfänger spielen. Allmählich schlief ihm der Arm ein, und immer wieder fielen ihm Rostbröckchen in die Augen.
    »Gleich haben wir es«, murmelte Onkel Ray, der auf der anderen Seite des Wagens mit einem Hammer gegen das Auspuffrohr klopfte. Verstohlen sah Ben auf die Uhr. Zwanzig nach vier. Die Zeit reichte noch für einen Testlauf. Sobald er hier fertig war, würde er Phil anrufen und sich dann in den Busch verdrücken. Onkel Ray schlug noch einmal mit dem Hammer zu, dass es dröhnte, und das Auspuffteil saß an der richtigen Stelle.
    »Jetzt müsste das Ding wieder funktionieren«, verkündete Ray.
    Ben kroch unter dem Wagen hervor und wischte sich die ölverschmierten Hände am Overall ab. »Darf ich jetzt ein bisschen spazieren fahren, Onkel Ray?«
    »Warum kannst du dein Funkgerät denn nicht hier ausprobieren, mein Junge?«
    »Um Sendung und Empfang zu testen, darf man nicht in der Nähe eines Hauses sein. Phil und ich wollen einen Test-lauf machen.«
    »Du hast ein Händchen für Funkgeräte«, sagte Ray anerkennend. »Also gut. Du kannst eine kleine Spazierfahrt machen, nachdem du die Ersatzteile ausgeliefert hast. Aber sei bloß vorsichtig. Ich möchte nicht, dass deine Tante aus Walgett zurückkommt und hören muss, dass sie morgen keinen fahrbaren Untersatz mehr hat.«
    »Danke, Onkel Ray.«
    »Schon gut«, brummte Ray. Er mochte Ben und teilte seine Leidenschaft für alles Elektrische. »Aber sei ja rechtzeitig zum Tee bei Mrs. Bloomfield zurück, sonst kriegen wir beide richtig Ärger.«
    »Jawohl, Sir.« Ben zog den Overall aus, den er über Jeans und Hemd trug, und sprang auf den Fahrersitz. Um viertel nach vier hatte er die Lieferung abgegeben, und nachdem er ein bisschen an seinem Funkgerät herumgespielt hatte, erreichte er Phil tatsächlich.
    »Es funktioniert wirklich. Ist das nicht Spitzenklasse!«, begeisterte sich Ben. »Wie ist bei dir der Empfang, Phil?« Wegen des statischen Knisterns konnte er Phils Antwort kaum verstehen. »Okay, Phil. Ich versuche es noch einmal. Ich muss vorher nur noch etwas einstellen.« Ein plötzlicher Knall ließ ihn zusammenzucken. Als er den Kopf hob, sah er in der Ferne einen Blitz durch die Wolken zucken und bemerkte, wie dunkel es plötzlich geworden war. »Es muss am Gewitter liegen.« Diesmal erhielt er keine Antwort.
    »Mist, jetzt habe ich ihn verloren«, schimpfte Ben. Diese dämlichen Wetterumschwünge. Offenbar war ein ordentliches Gewitter im Anzug. Überall wimmelte es von fliegenden Ameisen, eindeutigen Schlechtwetterboten. Wie immer umkreiste der Sturm Billabrin zunächst, bevor er sich mit wilder Wut auf das Städtchen stürzte. Ben fummelte an einigen Kontakten herum, bis er Phils Stimme deutlich hören konnte. Zwei große Regentropfen zerplatzten auf der Windschutzscheibe des Geländewagens, und ein heißer Wind wirbelte den Staub auf. »Pass auf, Phil. Gleich fängt es richtig zu regnen an. Ich fahre besser nach Hause.«
    »Okay, Kumpel.« Ben wollte das Gerät gerade abstellen, als er eine andere leise Stimme bemerkte, die sich durch das Knistern Gehör zu verschaffen versuchte. Obwohl sie kaum zu verstehen war, lauschte Ben aufmerksam.
    Alices Besorgnis wuchs. Der Motor lief noch immer nicht auf vollen Touren, und außerdem musste sie mit heftigen Turbulenzen kämpfen. Robert, dessen Schmerzen inzwischen stärker geworden waren, stöhnte jedes Mal auf, wenn der Wind die Maschine traf. Die Sicht war ausgesprochen schlecht, und es wurde rasch dunkel. Mittlerweile waren es nur noch sechzig Kilometer nach Walgett, doch Alice hatte trotz aller Versuche weder mit dem Krankenhaus noch mit dem Flugplatz Funkkontakt aufnehmen können. Dabei hätte der Tower in Walgett ihr Signal doch längst empfangen müssen. Wieder griff sie nach dem Funkgerät.
    »Flugplatz Walgett, Flugplatz Walgett, hier spricht X-Ray Delta X-Ray. Ich melde einen Notfall. Ich bin

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