Weites Land der Träume
völlig anders als bei ihrem letzten Gespräch, ihr fehlten die Worte. Dann jedoch fing sie Harrys Blick auf und fasste sich wieder. Sie ging auf Teddy zu, hakte ihn unter und küsste ihn zur Freude aller anderen Gäste, die jubelten und klatschten, sodass das Pferd von dem Lärm noch ängstlicher wurde. Teddy reichte Alice die Zügel, legte ihr den Arm um die Taille und drückte sie kurz an sich.
»Es gehört dir. Ich liebe dich, geliebte Känga«, flüsterte er und machte Platz, sodass Alice allein in der Mitte des Raumes stand. Alice stieß einen leisen Schrei aus und lachte, als das Pferd sie in die Schulter zwickte. »Rede! Rede!«, riefen die Gäste. Alice streichelte dem Pferd beruhigend die Nase und wartete ab, bis Stille eingekehrt war. Dann winkte sie Harry zu sich. Obwohl sie beim Sprechen fest die Hand ihrer Freundin hielt, wurden ihr die Knie weich.
»Dieser Abend war voller Überraschungen, und ich danke euch für eure Großzügigkeit und Güte. Nun habe ich euch auch etwas Überraschendes mitzuteilen.« Sie drehte sich erst zu Teddy und dann zu Lady Turlington um. »Ich habe nicht nur meinen wundervollen Ehemann hier, sondern auch meine beste Freundin und ihren Mann. Harry und ich erwarten beide ein Kind. Ich habe es erst vor wenigen Tagen erfahren, und es ist das schönste Geschenk von allen.« Begleitet von allgemeinem Jubel küsste sie Teddy entschlossen auf den Mund. Roody trat an Harrys Seite, und alle applaudierten und beglückwünschten die beiden. Lady Georgina lachte und weinte abwechselnd, und Lord Turlington sagte: »Gut gemacht«, auch wenn man nicht genau wusste, was er damit meinte.
Als Alice in den frühen Morgenstunden in ihr Schlafzimmer kam, war die freudig aufgeregte Stimmung schlagartig verflogen. Wortlos schlüpfte sie aus ihrem Abendkleid und in ihren seidenen Morgenmantel, während Teddy sich auszog.
»Ich freue mich sehr über das Pferd«, begann sie nervös. »Hast du deine Bewerbung abgegeben?« Anstatt ihre Frage zu beantworten, überreichte Teddy ihr eine schmale rote Schatulle, die Alice mit zitternden Fingern öffnete. Darin befanden sich zwei goldene Armbänder, eines für ihr Handgelenk mit einer eingravierten Botschaft, und das andere für das winzige Ärmchen eines Babys. Ungläubig hielt Alice das Schmuckstück hoch.
»Ich habe mich in den letzten Tagen richtig gemein benommen«, sagte Teddy und betrachtete liebevoll ihr müdes, angespanntes Gesicht. »Kannst du mir je verzeihen? Ich hatte solches Lampenfieber wegen der Bewerbung, und als du mir erzählt hast, dass du schwanger bist, war es einfach zu viel für mich. Ich habe mir eingeredet, dass du nie wieder auf dem Pferd reiten würdest und dass wir nichts mehr miteinander unternehmen können. Ich hatte das Gefühl, dass alles kaputt ist. Aber nachdem ich am Morgen die verdammte Bewerbung eingereicht hatte, wurde mir klar, dass ich im Begriff war, mein Leben zu zerstören.« Seine Hand streifte ihre, in der sie das winzige Armband hielt, und sie wurde plötzlich von Sehnsucht ergriffen.
»Da wir noch nicht über Namen geredet hatten, konnte ich es nicht gravieren lassen«, sagte er leise.
Tränen der Freude und der Erleichterung traten Alice in die Augen. »Oh, Teddy, ich dachte … ich wusste nicht. Du bist so unberechenbar.«
»Psst«, flüsterte Teddy und legte die Schachtel aufs Bett. »Das gehört zu meinem Charme.« Er küsste sie auf den Mund.
»Wir können ruhig miteinander schlafen«, seufzte Alice nach einer Weile. »Ich habe Monica gefragt.«
»Alles Gute zum Geburtstag, meine wunderschöne Känga«, murmelte Teddy. Alices Ängste, er könnte das Baby nicht lieben, lösten sich in Luft auf, als er sie in die Arme nahm.
Kapitel zwanzig
Katie lag bedrückt im Bett und beobachtete den aufsteigenden Dampf aus der Kaffeetasse, die Robert ihr gerade gebracht hatte. Durch die geschlossene Tür war zu hören, wie das restliche Haus allmählich aufwachte. Immer noch litt Katie unter ihrer Niedergeschlagenheit, und an Tagen wie diesen drohte die Wut auf Alice und Robert sie zu überwältigen. Nie hatte sie ihm verziehen, dass er mitten beim Liebesspiel Alices Namen gerufen hatte. Dennoch hatte sie, als sie von ihrem Aufenthalt in Sydney zurückgekehrt war, wieder so viel Hoffnung empfunden, dass sie bereit gewesen war, ihm zu vergeben und ein zweites Baby zu bekommen.
Sie hatten beide geglaubt, dass durch ein weiteres Kind alles anders werden würde, und so waren sie überglücklich gewesen, als Katie
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