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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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Wisemann war vertrauenswürdig und nun schon seit knapp anderthalb Jahren für Katie und Robert tätig. Elizabeth hoffte, dass sie länger als die vereinbarten zwei Jahre bleiben würde, denn sie ließ sich von nichts aus der Ruhe bringen, und außerdem war es gut für Katie, sich mit einer Gleichaltrigen unterhalten zu können. Ihre Freundin Sophie hatte Natter geheiratet und lebte nun fünf Autostunden entfernt. Seit Sophie zum zweiten Mal Mutter geworden war, hatten die beiden kaum noch ein Wort miteinander gewechselt.
    Inzwischen machte Elizabeth sich ernsthaft Sorgen um Katie. Sie schien zwar körperlich gesund zu sein, hatte aber viel von ihrer früheren Lebenslust verloren. Elizabeth hatte darauf bestanden, selbst mit Katies Arzt zu sprechen, der der jungen Frau daraufhin ein Beruhigungsmittel verschrieben hatte, damit sie leichter über die Fehlgeburt hinwegkam. Robert hatte seiner Mutter anvertraut, man habe ihnen angesichts von Katies aufgewühltem Gefühlszustand geraten, mit einem weiteren Kind noch eine Weile zu warten. Das Einzige, was Katie offenbar Freude machte, waren ihr neues Haus und die Ausflüge nach Melbourne, wo sie für George die Gastgeberin spielte, was sie nun schon seit einer Weile tat. Das war auch der Grund, warum Elizabeth kein Wort darüber verlor, warum Katie bei jedem dieser Ausflüge Unsummen für Kleider und teure Geschenke ausgab.
    Nach Elizabeths Meinung verschärfte Roberts für ihn so untypische Gleichgültigkeit gegenüber Katie das Problem nur noch. Seit der Fehlgeburt stürzte er sich neben seinen Aufgaben auf der Farm wie ein Besessener in seine Arbeit in verschiedenen Ausschüssen und steckte so viel Zeit und Kraft in seine Verpflichtungen, dass ihm kaum ein Moment für die Zweisamkeit mit Katie blieb. Was seine Fürsorge für Stewart anging, konnte Elizabeth ihm jedoch keine Vorwürfe machen. Sie schenkte sich eine Tasse Tee ein und begann mit gezücktem Bleistift eine Liste mit Aufgaben aufzustellen, die vor der morgigen Abreise noch erledigt werden mussten.
    Wangianna und die Stadt. Ihrer Ansicht nach war das ein himmelweiter Unterschied. Elizabeth liebte das schwere Leben hier draußen, widmete ihre Zeit gern der Verwaltung der Farm und hatte deshalb auch nichts dagegen, dass George in der Stadt die Geschäfte abwickelte und die wichtigeren Kunden bewirtete. Dennoch war ihr bei jedem dieser Ausflüge immer ein wenig mulmig. George war schon damals bei der Hochzeit nicht ihr Traummann gewesen, auch wenn sie ihn bis heute trotz all seiner Fehler liebte. Im Gegensatz zu ihr war er schwach und hatte zudem ein Faible für Pferdewetten. Dass er nicht mit Geld umgehen konnte, gab er unumwunden zu. Aber er besaß den Charme der McIains und schaffte es darum immer wieder, Geschäfte abzuschließen, wo andere gescheitert wären.
    Nach Sarahs Geburt hatten sie und George sich endlich den Tatsachen gestellt und sich eingestanden, dass sie im Bett nicht zueinander passten. Für Elizabeth diente Sex der Fortpflanzung; alles andere hielt sie für Sünde, und sie hatte George aus diesem Grund unmissverständlich klar gemacht, dass sie keinerlei Interesse an den Vergnügungen hatte, die ihm vorschwebten. Allerdings sah sie ein, dass ihr Mann andere Bedürfnisse hatte, und dass George sich in Melbourne eine Geliebte hielt, war nie ein Geheimnis zwischen ihnen gewesen. Elizabeth hatte ihn sogar mehr oder weniger dazu ermutigt, und sie wusste stets, wenn der Zeitpunkt für einen neuerlichen Besuch bei dieser Frau gekommen war. Sie glaubte nicht, dass sie sich etwas vergab, wenn sie ihm diese Beziehung ausdrücklich gestattete, doch weder sie noch George sprachen je den Namen der Geliebten aus. Indem sie sich weigerte, ihr eine Identität zu geben, fiel es ihr leichter, sich mit der Tatsache abzufinden, dass sie in diesem Bereich ihres Lebens versagt hatte.
    Elizabeth wandte sich wieder der Gegenwart zu, beendete rasch ihr Frühstück und räumte das Geschirr weg. Sie wusste, dass sich auf ihrem Schreibtisch die Papiere türmten. Heute war Backtag, und die Köchin war in einer anderen Ecke der Küche bereits mit dem Teigkneten beschäftigt. Bald war es Zeit für die morgendliche Teepause, und Elizabeth hatte noch nichts erledigt. Im nächsten Moment kam Stewart hereingeflitzt. Der Unterricht war vorbei, und der kleine Junge forderte selbst gebackene Plätzchen und wollte unbedingt seinen Vater sehen. Wie auf ein Stichwort streckte Robert den Kopf zur Tür hinein. Er schenkte sich eine

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