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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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endlich wieder schwanger geworden war. Allerdings war diesem Glück keine lange Dauer beschieden, denn Katie erlitt in der zehnten Woche eine Fehlgeburt. Wie der Arzt erklärt hatte, handelte es sich um eine Laune der Natur, einen so genannten spontanen Abgang. Der Fötus sei so missgebildet gewesen, dass ihr Körper die Entscheidung für sie getroffen habe. Dennoch hatten Enttäuschung und Trauer Katie in ein tiefes schwarzes Loch gestürzt. Sie gab Robert die Schuld an der Fehlgeburt, warf ihm vor, er habe trotz ihres geschwächten Zustandes zu viel von ihr verlangt, und nahm seine eigene Bestürzung über den Verlust ihres Kindes überhaupt nicht zur Kenntnis. Ihr Hass auf Robert wucherte in ihr wie ein Geschwür.
    Katie griff nach der neuesten Ausgabe einer Wohnzeitschrift, blätterte sie durch und bewunderte kurz die Abbildung des rosafarbenen Marmors, den sie für die Badezimmer in ihrer fast fertigen Luxusvilla, fünf Autominuten vom Haus der Familie auf Wangianna entfernt, ausgesucht hatte. Robert sollte für seine Schandtaten bezahlen. Nach all dem, was sie seinetwegen hatte durchmachen müssen, war das Beste für sie gerade gut genug. Die Zeitschrift glitt ihr aus der Hand. Morgen würde ein schöner Tag werden, denn sie würde dem Staub und Dreck der Farm entrinnen können, um George zu einem gesellschaftlichen Anlass nach Melbourne zu begleiten. Anschließend wollten sie die neue Farm in Westaustralien besichtigen. Ian war auch mit von der Partie, und Katie genoss seine Gesellschaft immer sehr. Sie beschloss, erst aufzustehen, wenn Stewarts Unterrichtsstunden mit seinem Kindermädchen zu Ende waren, und fiel wieder in einen unruhigen Schlaf.
    Als Elizabeth McIain, sich wegen der kühlen Aprilluft die Arme reibend, in die geräumige Küche kam, sah sie, dass der vierjähige Stewart, nur mit seiner Pyjamajacke bekleidet, auf einem der soliden alten Holzstühle stand und aus einem gewaltigen geblümten Steingutkrug Milch über seine Cornflakes goss. Robert und die anderen waren längst mit dem Frühstück fertig und zur Arbeit gegangen. Der Geruch nach geröstetem Toastbrot, gebratenen Kotelettes und Eiern hing noch in der Luft.
    »Onkel Jordie sagt, ich darf mit ihm zum Schießen, Oma, wenn ich brav mein Frühstück aufesse«, verkündete Stewart, kurz von der noch fließenden Milch abgelenkt.
    »Du wirst nichts dergleichen tun, junger Mann. Wo ist denn übrigens deine Hose?«, gab Elizabeth zurück und machte einen Satz, um mit einer Hand den Krug zu retten, damit keine Milch auf dem sauber geschrubbten Holztisch landete. Mit der anderen hob sie den kleinen Jungen vom Stuhl. »Jane, ziehen Sie dem Kleinen etwas an, bevor er sich noch den Popo erfriert«, rief sie, stellte den Milchkrug weg und tätschelte Stewart das winzige Hinterteil.
    Mit neunundvierzig Jahren war Elizabeth noch immer eine schöne Frau. Sie war attraktiv und kräftig gebaut und hatte dichtes kastanienbraunes, von grauen Strähnen durchzogenes Haar. Ihre grauen, eindringlich dreinblickenden Augen und ihre Haltung verlangten Respekt, was während ihres mühevollen Lebens im australischen Busch nicht von Nachteil gewesen war. Sie vergötterte ihren kleinen Enkelsohn, einen Lausbuben, der sie wegen seines Aussehens und des schalkhaften Funkeln in seinen Augen so sehr an seinen Vater im selben Alter erinnerte. Außerdem hatte er auch dessen Charme geerbt, mit dem er alle um den Finger wickelte. Kurz musste Elizabeth sich eingestehen, dass Robby von ihren vier Kindern immer ihr Liebling gewesen war.
    Jane, das Kindermädchen, eine pummelige Engländerin von Anfang zwanzig, hastete mit winzigen braunen Shorts in der Hand herein.
    »Es tut mir wirklich Leid, Mrs. McIain, ich bin nur mal kurz rausgegangen«, entschuldigte sie sich im breiten Akzent des nördlichen England und errötete heftig. Dann streckte sie die Arme aus. »Er wollte sich unbedingt vor der Arbeit von seinem Dad verabschieden.«
    »Aber natürlich, mein lieber Junge«, meinte Elizabeth lächelnd, küsste Stewart auf die weiche Wange und übergab ihn seinem Kindermädchen. »Hier haben Sie ihn.« Sie strich ihre Bluse glatt.
    Jäh den Armen seiner Großmutter entrissen, formte Stewart die Finger zu einer Pistole und tat so, als ob er schießen würde. Dann lief er hinaus auf die Veranda, wo seine Spielkameraden, vier kleine Aborigines, ihn schon erwarteten. Sie waren alle Verwandte von Melon und gekommen, um mit dem Kindermädchen die Zahlen und Buchstaben zu lernen. Jane

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