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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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noch zu steigern. Robert hatte bereits festgestellt, dass diese Tiere noch eine Qualitätsklasse höher waren als die, die er Scheich Abdul verkauft hatte.
    Heute war Will mit den etwa fünfzig Widdern beschäftigt, die er am Vormittag in den Schuppen getrieben hatte. Fünf von ihnen sollten bei einer Ausstellung vor Ort gezeigt werden. Stewart ließ Pete draußen im Schatten zurück und rannte, immer noch den Hut seines Vaters auf dem Kopf, die Stufen zum Schuppen hinauf.
    »Hallo, Sportsfreund«, begrüßte Will ihn schmunzelnd und deutete einen Boxhieb in Richtung seiner Nase an. Stewart grinste zurück, wich aus, kletterte auf einen alten Stuhl, der vor einem unbenutzten Pferch stand, und kam sich sehr erwachsen vor.
    »Wie geht’s, wie steht’s, Will?«, fragte Robert. Er stellte fest, dass der Generator für die Pumpe, die Trinkwasser für die Widder vom nahe gelegenen Kanal hertransportierte, immer noch defekt war. Dabei drängte er sich durch die Merinowidder mit ihrem dichten grauen Fell und betrachtete die Tiere.
    »Hallo, Boss«, erwiderte Will vergnügt. »Anscheinend sind wir der Konkurrenz dank unserer neuen Fütterungsmethode einen Schritt voraus.«
    »Das war schon immer meine Rede«, stimmte Robert mit einem beifälligen Nicken zu. »Die Tiere werden uns bestimmt ein paar Auszeichnungen einbringen«, fuhr er fort, während er sorgfältig die Wolle untersuchte und nach schwarzen Punkten im Gesicht Ausschau hielt, die auf einen Mischling hinweisen konnten. So etwas kam immer wieder vor. Es dauerte eine Viertelstunde, die beiden besten Widder auszuwählen und sie in einen separaten Pferch zu sperren. Noch drei, und sie waren fertig. Robert richtete sich auf, kratzte sich am Kopf und beobachtete die Herde, die in dem überfüllten Pferch gemächlich mit den Hufen scharrte. Im Schuppen wurde es immer heißer.
    Dann drehte er sich zu Stewart um. Der kleine Junge, dem inzwischen langweilig geworden war, war vom Stuhl gesprungen und amüsierte sich nun damit, die bereits ausgewählten Widder zu ärgern.
    »Hey, Stewwy, lass die armen Tiere in Ruhe. Geh raus und iss dein Brot unter dem großen Baum da. Pete braucht bestimmt Gesellschaft.« Robert wies auf den riesigen grauen Eukalyptusbaum am Rand des Auslaufs für die Widder. »Und bleib ja vom Kanal weg. Melon muss dir erst noch richtig das Schwimmen beibringen. Es dauert nicht mehr lange, dann holen wir beide die Mutterschafe aus der oberen Koppel. Versprochen.«
    »Okay, Dad«, erwiderte Stewart in möglichst erwachsenem Tonfall.
    Robert kicherte, als der kleine Junge, den Kopf leicht in den Nacken gelegt und den Hut fast bis zur Nase gerutscht, nach draußen schlenderte. »Pass auf, Will, der wird Ihnen mal ernsthaft Konkurrenz machen.« Die beiden Männer lachten. Pete, der geduldig und hechelnd draußen gewartet hatte, sprang auf, wedelte heftig mit dem Schwanz und folgte Stewart zum Baum. Robert vergewisserte sich, dass er seinen Sohn gut im Blick hatte, und wandte sich wieder den Widdern zu.
    Stewart verspeiste sein Brot und leerte seine Trinkflasche. Anschließend wälzte er sich mit Pete im Staub, doch es war heiß, und dem Hund wurde es bald zu langweilig. Keuchend von der Anstrengung ließ er sich im Schatten nieder. Dad brauchte viel zu lang, dachte Stewart. Warum mussten Erwachsene nur immer so herumtrödeln? Er warf eine Hand voll Sand in die Luft und blickte dann zum Schuppen hinüber. Doch er konnte nichts sehen bis auf Wills Kopf. Erwachsene taten tagein, tagaus nichts anderes als zu reden.
    »Komm, Pete, wir besorgen dir was zu trinken.« Nach einem letzten Blick auf die Tür des Schuppens pirschte sich Stewart leise zum Rand des Dammes. Pete labte sich erleichtert an einer Pfütze. Da es vor kurzem geregnet hatte, war der Kanal ungewöhnlich voll. Stewart blieb stehen und überlegte. Der Damm sah so verlockend aus, sodass er nicht widerstehen konnte und die niedrige Böschung hinaufkrabbelte. Nach einem weiteren Blick zum Schuppen fing er an, darauf entlangzubalancieren.
    »Warum behauptet Dad, ich könnte nicht schwimmen? Melon sagt, ich bin ein sehr guter Schwimmer«, murmelte er vor sich hin, als sein Selbstbewusstsein wuchs. Er sprang ein paar Mal in die Höhe und drehte sich dann um die eigene Achse, wie er es bei seinem Onkel Jordie gesehen hatte. Dann wiederholte er das Ganze. Das war ein Spaß! Beim dritten Versuch verlor er jedoch das Gleichgewicht. Mit wild rudernden Armen rutschte er vom Damm und fiel ins Wasser. Nachdem er

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