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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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geschehen war.
    Stewart blickte verlegen auf. »Ich hatte wirklich keine Angst. Pete war doch dabei. Ehrenwort, Oma.«
    Liebevoll betrachtete Elizabeth den kleinen Jungen. »Ich glaube dir, mein Schatz. Robert, geh und besorg deinem Sohn ein paar Kleider, damit er diesen schmutzigen Lumpen ausziehen kann. Ich rede inzwischen mit Katie.« Sanft entzog Elizabeth Stewart dem Griff seiner Mutter.
    Elizabeth, die keine Lust auf eine dramatische Darbietung hatte, kam sofort auf den Punkt. »Wir alle wissen, wie weh es dir getan hat, dein Baby zu verlieren, und wie viel Stewart dir deshalb bedeutet. Aber das ist noch lange kein Grund, sich so aufzuführen. Beruhige dich und versuche, dich ein bisschen zu beherrschen. Du weißt genau, dass Robert ein guter Vater ist und dass Stewart hier nichts geschehen kann.« Sie gab nicht zu, wie sehr der Vorfall auch sie erschüttert hatte. »Du brauchst eine Beschäftigung. Und jetzt wasch dir das Gesicht und hilf der Köchin beim Backen. Morgen kannst du dann für deinen Schwiegervater in Melbourne die Gastgeberin spielen.«
    Ihre Miene wurde ein wenig weicher. »Hast du mir nicht erzählt, du hättest die Badezimmerarmaturen und die Türbeschläge gefunden, die du so lange gesucht hast?«
    Katie nickte. Schniefend wischte sie sich die Augen und versuchte, ihre Wut zu unterdrücken. Schließlich war Elizabeth der letzte Mensch, den sie gegen sich aufbringen durfte. Elizabeth war die Besitzerin von Wangianna. Und Katies größter Wunsch war, dass Wangianna einmal ihr gehören würde.
    Schon bei Morgengrauen stand Katie auf, um sich für die Reise nach Melbourne fertig zu machen. Als Robert ihr wie immer Tee und Toast brachte, war er erstaunt über ihre Verwandlung. Gestern noch eine aufgebrachte Furie, war sie heute eine atemberaubende Schönheit in einem hinreißenden rosafarbenen Designerkleid, die die bessere Gesellschaft von Melbourne im Sturm erobern würde, wenn sie nur mit einem ihrer cremefarbenen Glacéhandschuhe winkte. Ihre hübschen kleinen Ohrringe blitzten. Die gelben Katzenaugen funkelten aufgeregt. Das Kleid umschmeichelte ihre schlanke Figur und betonte die langen sonnengebräunten Beine, die schmalen Knöchel und die zierlichen Füße. Schließlich schwebte sie, umhüllt von einer Wolke Madame Rochas, in die Vorhalle, wo Elizabeth, George und Ian schon warteten. Robert folgte mit ihrem Koffer. Ian, der in seinem besten Anzug und Hemd sehr elegant wirkte, hatte sich das dunkle Haar aus der Stirn gekämmt, den obersten Knopf verwegen geöffnet und die Krawatte gelockert. Bei Katies Anblick stieß er einen Pfiff aus.
    Elizabeth schaute auf die Uhr. Sie befürchtete, dass sie sich verspäten könnten. Außerdem wollte sie lieber nicht daran denken, dass George, der sehr weltgewandt war und für einen Mann seines Alters viel zu gut aussah, seine Geliebte besuchen würde. Nachdem Katie Robert und Stewart die Wange für den obligatorischen Kuss hingehalten hatte, folgte sie George und Ian nach draußen.
    »Viel Spaß, mein Kind. Hoffentlich bekommst du alles, was du für das Haus brauchst«, sagte Elizabeth freundlich, während Ian Katie in den Landrover half.
    Robert atmete erleichtert auf, als er dem Wagen nachblickte, der auf der langen Staubpiste immer kleiner wurde. Katie war wunderschön. Wie konnte ein Mann ihr widerstehen? Doch er empfand in ihrer Gegenwart nichts weiter als ein schlechtes Gewissen. Er wusste, dass es unverantwortlich von ihm war, sie so mit dem Geld um sich werfen zu lassen, aber nur so konnte er die Mutter seines Kindes für seine Unfähigkeit sie zu lieben entschädigen. Das Haus würde eher ein Schloss werden als ein Eigenheim. Bei diesem Gedanken krampfte sich sein Herz zusammen. Ein Schloss für die falsche Frau. Er ballte die Fäuste in den Hosentaschen und versuchte, die Erinnerungen wegzuschieben, die sich einfach nicht vertreiben ließen.
    Katies Stimmung besserte sich, sobald sie im Flugzeug nach Melbourne saß. Die Stippvisiten in der »Zivilisation« waren das Einzige, was sie am Leben erhielt. So konnte sie vorrübergehend dem Staub und der Hitze entrinnen und an der Welt teilhaben, die sie sich immer erträumt hatte: Verabredungen in eleganten Cafés, zum Mittagessen und zu Dinnerpartys, Theater, Kinos, Tanzveranstaltungen, alles staubfrei, und außerdem die wundervollen duftenden Schaumbäder, in der sie Dreck und Schmutz abwaschen und sich anschließend mit Parfüm überschütten konnte, ohne dass Robert ihr Wasservergeudung vorwarf.

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