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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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aufgerollten Hosenbeinen in die Flammen fiel, war ein Zischen zu hören. Holly musterte ihre zerstörten Abendschuhe aus Paris.
    »Ich dachte, du hättest diesen verdammten Säufer rausgeworfen«, zischte Teddy Alice zu, als er den Kaffee hereinbrachte. Sie war gerade damit beschäftigt, ein nasses Handtuch über einem Aluminiumeimer auszuwringen. Er war kurz nach oben gegangen, um sich umzukleiden, und trug nun ein Freizeithemd und eine zerknitterte Baumwollhose.
    »Das habe ich, und genau das ist das Problem«, gab Alice bedrückt zurück und lauschte dabei, ob Vicky vielleicht zu schreien angefangen hatte.
    Eigentlich war es Teddys Aufgabe, und sie hatte ihn daran erinnern wollen, einen neuen Mann einzustellen, der die Wiesen mähte und sich um das Stauwehr kümmerte. Doch wegen Vickys Erkrankung hatte sie es völlig vergessen. Teddy wandte sich wieder den Gästen zu.
    »Ich kann mich nur bei Ihnen entschuldigen. Wer möchte Kaffee und Sahne?«
    »Ich schenke ein«, erbot sich Monica, nahm das Tablett und stellte es auf den nassen Teppich. Der Wind hatte leicht nachgelassen, aber der Regen trommelte weiter stetig gegen die Fensterscheiben.
    »Hör zu. Am besten fahre ich Sir Godfrey und Lady Evesham nach Hause. Dann komme ich zurück, und wir helfen euch beim Putzen«, flüsterte Judd Teddy ins Ohr.
    »Kommt gar nicht in Frage, alter Junge. Ihr habt schon genug getan. Es ist mir entsetzlich peinlich«, erwiderte Teddy. »Es tut mir wirklich Leid. Verdammte Idioten hier am Ort. Man kann sich nicht auf sie verlassen. Aber den Vorschlag mit dem Fahrdienst nehme ich gerne an.« Er nickte dankbar und strich sich eine seidige blonde Locke aus der Stirn.
    »Ein wundervoller Abend. Es gibt doch nichts Schöneres, als in den Häusern anderer Leute herumzuwaten. Da kommt die gute alte Pumpe wieder richtig in Schwung.« Mit diesen Worten klopfte sich Lady Evesham an die ungefähre Herzgegend und zwängte sich neben Sir Godfrey ins Auto der Gimbelsteins. Adrian und Monica verabschiedeten sich wenig später, als Alice beteuerte, sie hätten wirklich schon genug getan.
    »Zum ersten Mal im Leben wünsche ich mir, deine Mutter und ihre vielen Helferinnen wären jetzt hier«, seufzte Alice, warf müde einige durchweichte Handtücher in einen Eimer und hob ihn auf. Teddy, der Monica und Adrian zum Wagen begleitet hatte, kehrte zurück. »Aber wenigstens haben wir den Großteil unserer Sachen gerettet.«
    »Wie kann man nur so unfähig sein wie du?«, tobte Teddy. »Du hast mich vor den Gimbelsteins bis auf die Knochen blamiert.«
    »Was zum Teufel meinst du mit unfähig? Du wusstest doch genauso wie ich, was mit dem Stauwehr los ist«, gab Alice ungläubig zurück.
    »Mach dich doch nicht lächerlich. Das Haus ist deine Aufgabe. Aber selbst dazu bist du ja zu dämlich.«
    Vor Wut fehlten Alice die Worte, als sie aus dem Zimmer stürmte. Auf ihren Schrei folgte ein lautes Scheppern, denn sie hatte die kleine Stufe vergessen, war gestolpert und bäuchlings auf den Boden gestürzt, sodass der Eimer gegen einen Schrank geschleudert wurde.
    »Bist du gefallen?« Diese offensichtliche Feststellung war mehr, als Alice ertragen konnte.
    »Nein, ich bin geflogen, verdammt«, schrie sie und umklammerte mit schmerzverzerrtem Gesicht ihr Schienbein. Die Mischung aus der Sorge um Ruh, Teddys Launen, ihrem Heimweh und der Erschöpfung war zu viel für sie. Als sie in Tränen ausbrach, wollte Teddy sie in den Arm nehmen, doch sie stieß ihn weg.
    »Tut mir Leid, dass ich dich angeschrien habe, Känga, mein Liebling. Es war mir einfach so peinlich. Weis mich nicht zurück«, flehte er. »Es war ebenso deine Schuld wie meine.«
    »Ich will nach Hause«, erwiderte sie knapp, während ihr die Tränen übers Gesicht liefen. Teddys Herz setzte einen Schlag aus. Er wich zurück und räusperte sich.
    »Was? Für immer?«, fragte er nach einer langen Pause.
    Erschrocken wischte Alice sich die Tränen ab und ließ ihr Schienbein los. »Nein, du Dummerchen, nur für einen Urlaub. Tante Bea und Onkel Ray kennen Vicky nur von Fotos, und das ist genauso wenig ein Ersatz wie das Telefon – auch wenn du dich nie über die Telefonrechnung beklagst«, sprudelte sie hervor. »Oh, Teddy, ich hatte solche Angst, als Vicky krank war. Ich habe befürchtet, wir könnten sie verlieren, denn es hat mich wieder daran erinnert, als …« Sie holte tief Luft. »Bis jetzt war ich noch nicht bereit, nach Hause zu fliegen. Aber wäre es nicht in diesem Sommer möglich?«

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