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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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großartig passte. Unter Alices sanfter, aber strenger Hand war er jedoch erheblich ruhiger geworden. Außerdem durchschaute Alice ihn inzwischen und konnte fast sämtliche Streiche des Pferdes voraussehen. Dennoch ließ sie das Tier nie mit Vicky allein. Nachdem die Äpfel verspeist waren und das Pferd gesattelt war, hob Alice Vicky auf Skittles Rücken und stieg dann selbst auf. Als Vicky sicher vor Alice im Sattel saß, hielt diese ihre Tochter gut fest. Beide umklammerten die Zügel. Dann forderte Alice das Pferd zum Losgehen auf.
    Die Strahlen der späten Nachmittagssonne fielen auf die vom Regen durchweichte Landschaft und brachten die Welt zum Funkeln, als Alice Skittles locker über die Wiesen traben ließ. Ein frischer feuchter Geruch prickelte ihnen in der Nase. Alice steuerte auf den Buchenwald zu. Die kühle Frühlingsluft und die Wärme von Vickys Körper machten es Alice leichter, das Heimweh zu stillen, das, wie sie wusste, der eigentliche Grund ihrer Niedergeschlagenheit war. Sie hatte Monica nicht anschreien wollen, doch es war ein anstrengender Tag gewesen. Teddy konnte so schwierig sein. Obwohl sie ihn auf ihre Weise liebte, war sie bitterlich enttäuscht, weil er ihr Bedürfnis, ihre Heimat zu besuchen, einfach nicht verstehen wollte. Nun war sie bereit zurückzukehren, sich ihren Erinnerungen zu stellen und ihren Traum zu verwirklichen. Tja, Teddy hatte sich mehr oder weniger einverstanden erklärt, das nächste Weihnachtsfest in Australien zu verbringen, und sie würde von ihm verlangen, dass er sein Versprechen hielt.
    Alice beugte sich vor und küsste Vicky auf die rosige Wange. Als sie Skittles wendete, um nach Hause zu reiten, stellte sie sich vor, wie sie drei über die mit schwarzer Erde bedeckten Ebenen preschten. Sie ließ das Pferd fast den ganzen Weg im Schritt gehen, galoppierte locker über das letzte Feld und verlangsamte dann wieder das Tempo, als sie die Gasse und den Hof vor den Ställen erreichten. Teddy erwartete sie schon und beobachtete sie, während Skittles mit klappernden Hufen über das Kopfsteinpflaster ging.
    »Ihr beide habt zusammen so wunderschön und zufrieden ausgesehen«, sagte er und half Vicky beim Absteigen. Als sie das Pferd zurück in seine Box brachten, legte er den Arm um Alice und drückte sie liebevoll an sich. »Was hältst du davon, wenn ich Adrian bitte, ein schönes Pferd für Vicky als verspätetes Weihnachtsgeschenk auszusuchen, wenn wir aus Australien zurück sind?«
    Alice starrte ihn fassungslos an.
    »Mach keine schlechten Witze.«
    »Das war kein Witz.«
    »Aber du hast doch gesagt …« Teddy brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen.
    »Ich verstehe dich einfach nicht, Teddy!«, rief Alice kopfschüttelnd aus. Ihre Augen schimmerten feucht. »Und das wird vermutlich immer so bleiben.«
    »Habe ich dir nicht schon mal erklärt, das sei das Geheimnis meines Charmes?«, erwiderte Teddy und küsste sie erneut.

Kapitel zweiundzwanzig
    Die nächsten Monate waren sehr anstrengend für Alice, die die Vorbereitungen für Teddys Türkeireise, die Renovierungsarbeiten im Haus nach der Überschwemmung und Vickys Bedürfnisse unter einen Hut bringen musste. Teddys Abreise verschob sich zwei Mal, was sich jedoch als Vorteil entpuppte, denn nun konnten er und Judd dank des kühleren Wetters die Seidenstraße selbst befahren. Schließlich jedoch war der heiße Augusttag da, an dem Alice und Vicky Teddy und Judd nachwinkten. Mit einem erleichterten Seufzer schlenderte Vicky den Gartenweg zurück zum Haus und dachte dabei an Teddy und die vergangene Nacht.
    Aufgeregt wie ein Schuljunge hatte er ununterbrochen über Marco Polo und die Seidenstraße, den Khundscherab-Pass und den Weg nach Kaschgar in China geredet. Und nachdem es ihm gelungen war, ihre Ängste vor den Gefahren der Höhenkrankheit, der Möglichkeit einer Autopanne im unzugänglichen Bergland und einem Überfall eines Nomadenstammes zu zerstreuen, hatten sie sich geliebt. Teddy hatte sich so zärtlich und einfühlsam verhalten wie schon lange nicht mehr, und es war fast wieder so wundervoll gewesen wie am Anfang ihrer Beziehung. Doch trotz seiner unerwarteten Liebkosungen hatte Alice einfach das gewisse Etwas gefehlt. Doch wenn sie ganz ehrlich mit sich war, war es nie da gewesen. Sie sehnte sich danach, sich in eine berauschende Welt fallen zu lassen, die nur aus Gefühl bestand, und sie gab sich selbst die Schuld daran, dass es mit Teddy nie dazu kam. Was für ein himmelweiter Unterschied zu

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