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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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konnten, wenn er, Andrew und Jordie sich verbündeten. Er wies Jordie darauf hin, doch der hatte bereits denselben Einfall gehabt.
    »Baumwolle!«, riefen sie im Chor und schlugen die Handflächen aneinander.
    Robert lag nichts ferner, als sich mit anderen zusammenzutun. Das Verhalten seines Vaters hatte ihn sehr gekränkt, und er brachte es kaum über sich, mit Ian zu sprechen. Außerdem war er wütend darüber, wie sein Vater mit seiner Mutter umgesprungen war, und er sagte ihr das auch ins Gesicht.
    »Was nützt es, damit zu hadern? Ich habe ihn geliebt, Robby, und was er getan hat, kann ihn uns nicht wegnehmen. Außerdem wusste ich, was für einen Mann ich geheiratet habe.« Nach vielen schlaflosen Nächten wirkte sie bleich und eingefallen.
    »Aber dieser dahergelaufene Mistkerl hat doch keine Ahnung davon, wie man so eine Farm führt.«
    »Andrew ist dein Halbbruder, Robby. Du musst ihn respektieren. Du und ich, wir werden ihm alles beibringen«, erwiderte Elizabeth und sah Robert unverwandt an. Als Robert den Schmerz in ihren Augen las, wandte er den Blick ab.
    »Bis jetzt habe ich ein schönes Leben geführt, und ich bin fest entschlossen, noch mitzuerleben, wie meine Enkelkinder diese Farm betreiben«, seufzte Elizabeth. »Wir müssen nur vernünftig bleiben und so weitermachen, wie wir es schon seit Generationen getan haben.«
    Dieses Vorhaben war zwar bewundernswert, allerdings leichter gesagt als getan. Bei jeder Mahlzeit kam es zu heftigen Streitereien, die zumeist Ian vom Zaun brach und die sich immer um dasselbe Thema drehten: Sollten sie eine Zucht-und Wollfarm bleiben, auch wenn nun nach einer langen Erfolgsgeschichte die Wollpreise fielen, während die Trockenheit immer schlimmer wurde? Oder war es besser, auf Baumwolle und Lämmermast umzusteigen? Robert war absolut gegen jegliche Veränderung.
    »Wangianna hat schon größere Krisen überstanden, schließlich haben wir einen guten Ruf«, protestierte er beim Abendessen nach einem anstrengenden Tag, an dem sie Mutterschafe zum Decken zusammengetrieben hatten. »Außerdem können wir wie früher die besseren Widder zu niedrigeren Preisen kaufen, wenn wir nur lange genug abwarten.« Sofort widersprach Ian Robert heftig.
    Andrew wusste zwar nicht, welches die bessere Lösung war, hatte aber eine Schwäche für alles Neue und moderne Technologie. Wie sein Vater liebte er das Risiko, war jedoch wie seine Mutter Maggie nicht sonderlich entscheidungsfreudig. Nur eines stand für ihn fest – er wollte auf keinen Fall mit allen dreien seiner Halbbrüder auf Kriegsfuß stehen. Und da er Ian und Jordie bereits für sich gewonnen hatte, indem er sich ihre Pläne für die Lämmermast anhörte, ergriff er für sie Partei. Wieder einmal mündete das gemeinsame Abendessen in einen Familienstreit.
    Elizabeth hatte endgültig genug.
    »Sofort Schluss damit!«, befahl sie. »Euer Vater ist noch kein Jahr tot, und ihr zankt euch wie die Kindergartenkinder.« Es wurde totenstill im Raum. »Wangianna ist euer Zuhause. Eure Geschichte. Ein Ort, auf den ihr stolz sein solltet, anstatt euch ständig deswegen in den Haaren zu liegen. Ich höre mir euer kindisches Gestreite nicht mehr länger an.« Sie stand auf und ging hinaus. Doch ihre größte Angst war, die Aufteilung von Wangianna nicht verhindern zu können.
    Georges Testament hatte Katie nicht nur erschüttert, sondern sie in Existenzangst versetzt. Ihre Ehe bestand nur noch auf dem Papier, und nun waren auch noch ihre Träume, einmal Herrin von Wangianna zu werden, gefährdet. Ihr Plan, dass ihr Sohn Stewart später alles erben würde, war keinen Pfifferling mehr wert, und ihr einziges Machtmittel bestand in dem Wissen, wie viel Wangianna Robert bedeutete. Weihnachten war eine Katastrophe gewesen, und ihr letzter Besuch in Melbourne war schon eine Ewigkeit her. Doch zumindest war Andrew für ein paar Tage zu seiner Mutter gereist. Katie war klar, dass nun drastische Schritte angesagt waren. Und so brach sie eines Aprilmorgens – Stewart hörte sich gerade den Schulfunk im Radio an – das Schweigen zwischen sich und Robert, indem sie ihm Vorwürfe machte.
    »Hast du allen Ernstes vor, tatenlos herumzustehen, dir von diesem Niemand auf der Nase herumtanzen und dir dein rechtmäßiges Erbe wegnehmen zu lassen?«, fing sie an. »Das Benehmen deiner Mutter ist eine Schande. Dein Vater hat ihr ohnehin nie etwas bedeutet. Und inzwischen scheinst du ihr ebenfalls gleichgültig zu sein. Wie kann sie sich auf die Seite

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