Weites Land der Träume
wurde er jedes Mal niedergeschrien.
Als seine Mutter ihm mitteilte, Andrew habe einige der besten Mutterschafe für eine lächerlich geringe Summe abgestoßen, um kein zusätzliches Futter kaufen zu müssen, wäre Robert vor ohnmächtiger Verzweiflung am liebsten in Tränen ausgebrochen.
In solch traurigen Momenten musste er immer wieder daran denken, wie sein Leben wohl mit Alice an seiner Seite ausgesehen hätte, worauf ihm noch elender zumute wurde. Zum Glück hatte er Chris, der ihn aufmunterte und so hart arbeitete, wie Robert es noch nie bei jemandem gesehen hatte.
»Warum bist du ausgerechnet nach Karri Karri gekommen?«, fragte er, als er mit Chris in der glühenden Hitze die Pumpe an einer Windmühle am nordöstlichen Rand der Farm reparierte.
»Weiß nicht genau. Ich mag die Einsamkeit. Zu viele Leute machen mich nervös. Ich bin hier aufgewachsen, und das Land ist eine Herausforderung. Das macht mir Spaß. Und wenn ich genug Geld gespart habe, werden meine Freundin und ich heiraten.«
»Du willst also bald wegziehen?« Robert hatte gehofft, Chris eines Tages zum Verwalter von Karri Karri machen zu können.
»Nur, wenn du mich rausschmeißt. Meine Freundin liegt mir schon dauernd damit in den Ohren, wann sie endlich hierher zu mir ziehen kann. Sie hat auch nicht viel für die Lichter der Großstadt übrig und ist nur froh, wenn wir zusammen sind. Mit ihr habe ich großes Glück gehabt.«
»Das würde ich auch sagen«, antwortete Robert, der sich plötzlich für Katie schämte. Ohnehin niedergeschlagen, weil er nicht verhindern konnte, dass sein Halbbruder mit seiner Dummheit Wangianna herunterwirtschaftete, begann er über seine eigene missliche Lage nachzugrübeln. Vielleicht sollte er besser aufhören, eine Ehe kitten zu wollen, die nicht mehr zu retten war, sich mit Stewarts Verlust abfinden und stattdessen versuchen, Alice zurückzugewinnen.
Doch während er sich mit einer störrischen Schraube abmühte, wusste er, dass es nie klappen würde. Das Glück seines über alles geliebten Sohnes zu gefährden, kam überhaupt nicht in Frage.
»So, jetzt funktioniert das Ding wieder«, stellte er fest, klopfte mit dem Schraubenschlüssel gegen den Stahl und lauschte zufrieden den Geräuschen der Pumpe. Dann sammelte Chris die Werkzeuge ein, und sie gingen gemeinsam zum Flugzeug.
In der ersten Dezemberwoche stoppte Katie erschöpft den Wagen vor dem Haus. Es war zweiundvierzig Grad heiß. Gerade hatte sie die Fahrt zur nächsten Stadt Meekatharra hinter sich gebracht, die hin und zurück vier Stunden dauerte, um wie jeden Monat Lebensmittel einzukaufen und die Post abzuholen. Beim Holpern über die unbefestigte Straße hatte sie nur die Wahl gehabt, bei geschlossenem Fenster gebraten zu werden oder bei heruntergekurbelter Scheibe in Staubwolken zu ersticken. Ihr dünnes Baumwollkleid war schweißnass, das blonde Haar hing ihr strähnig und strohig um den Kopf, und sie war durstig und hatte entsetzliche Kopfschmerzen. Katie hatte beschlossen, die Warnung ihres Arztes vor weiteren Fehlgeburten in den Wind zu schlagen und wieder schwanger zu werden. Doch leider hatte es auch diesen Monat nicht geklappt, und die Enttäuschung, zusammen mit ihrer Müdigkeit und den Menstruationsbeschwerden, machte sie wütend.
Als sie sich, beladen mit ihren Einkäufen, in die Küche schleppte, fand sie dort das Durcheinander vor, das sie am Morgen zurückgelassen hatte. Über den Resten des gestrigen Abendessens und des heutigen Frühstücks summte eine riesige Schmeißfliege. Das Spülbecken quoll über von schmutzigem Geschirr und Gläsern. Neben einem Stück Gartenschlauch, das sie eigentlich hatte flicken wollen, kümmerte das welke Gemüse vor sich hin, das eigentlich in den uralten Kühlschrank gehörte. Ein von Wein durchweichtes Päckchen Tee lag neben einem zerdrückten hart gewordenen Laib Brot, von dem sie sicher war, dass sie ihn weggeräumt hatte, bevor sie sich auf den Weg nach Meekatharra gemacht hatte. Brot-backen war das Einzige, was Katie an Kochkünsten besaß. Ein stetig wachsender Berg Flickwäsche türmte sich drohend in einer Ecke. Und sie brauchte nicht eigens hinzuschauen, um zu wissen, dass der Wäschekorb vor muffig riechender Schmutzwäsche platzte.
Beim Gedanken an die viele Arbeit, die ihr bevorstand – ganz zu schweigen vom Wegräumen der Einkäufe –, traten ihr vor Verzweiflung die Tränen in die Augen. Leider suchte sich Stewart genau diesen Moment aus, um, an einem großen Stück Brot
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