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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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einem frechen Grinsen.
    »Ich habe dich gewarnt, Junge«, prustete Robert, und dann bogen sich die drei vor Lachen. Nachdem Robert sich die Tränen weggewischt hatte, klopfte er Stewart auf die Schulter. »Und jetzt geh und fang noch ein paar von den Biestern. Aber verbrenn sie sofort, damit die Hunde sie nicht kriegen. Anschließend kannst du deine Schularbeiten machen.«
    »Die sind schon längst fertig«, erwiderte Stewart und trollte sich.
    Stolz blickte Robert seinem Sohn nach. Mit seinen zehn Jahren war er bereits ein zuverlässiger Schafhirte. In diesem Jahr bekam er noch Unterricht an einer Fernschule, doch im nächsten Jahr würde er ein Internat besuchen müssen, um einen guten Abschluss zu machen. Dieser Gedanke gefiel Robert ganz und gar nicht, denn er wusste nicht, wie er allein mit Katie zurechtkommen sollte, ohne dass Stewarts Anwesenheit ihm einen Grund zum Durchhalten gab.
    »Ich werde dich vermissen, du kleiner Schlawiner«, sagte Robert mehr zu sich selbst und wurde schlagartig ernst.
    »Ihr beide werdet euch noch mal ordentlich Ärger einhandeln, Boss«, meinte Chris, immer noch lachend.
    Robert nickte zustimmend. Vielleicht war es die einfachste Lösung, das Geld aufzutreiben, um Katie wieder nach Perth zu schicken.
    Bis auf eine kurze Stippvisite bei der Familie lebten die drei nun seit ihrer Abmachung im April in Westaustralien, und Katie fühlte sich schrecklich unwohl hier. Die Farm war riesengroß und abgelegen und besaß nicht den hochherrschaftlichen Glanz von Wangianna. Aber wenn der Betrieb erst einmal richtig lief, würde er ordentliche Erträge abwerfen.
    Im Augenblick jedoch war es hier nur heiß und staubig, und die trockene, rissige Erde konnte kaum die spärlichen Grasbüschel ernähren, die die Landschaft übersäten. Ihr nächster Nachbar wohnte dreißig Kilometer entfernt, und sie funkten sich abwechselnd jeden Abend um sechs an, um sicherzugehen, dass niemandem etwas zugestoßen war. Robert fuhr das Gelände mit einem alten Motorrad ab und hatte außerdem noch eine zweisitzige Cessna 150 zur wöchentlichen Überprüfung der zweiundfünfzig Windmühlen, die das Wasser aus den Bohrlöchern und Quellen nach oben pumpten.
    Da Robert ganz und gar nicht damit einverstanden war, wie Andrew in Wangianna die Geschäfte führte, hatte er sein eigenes Geld in den Wiederaufbau von Karri Karri gesteckt und viel in die Herde investiert, was bedeutete, dass kein Geld mehr für Einkaufsausflüge übrig war. Er hatte Katie vorgeschlagen, sie solle doch der Landfrauenvereinigung beitreten, was sie zunächst auch getan hatte.
    Allerdings war es ihr rasch gelungen, sich bei allen Frauen dort unbeliebt zu machen. Die Einheimischen, die Katie anfangs mit offenen Armen aufgenommen hatten, bekamen rasch genug von ihrem ständigen Gejammer und Genörgel und den Schilderungen des Luxuslebens, das sie vor Georges Tod hatte führen können. Außerdem hatten die Damen nicht viel dafür übrig, dass Katie ihren Männern schöne Augen machte und sich am liebsten vor jeglicher Arbeit drückte. Die Frauen in dieser Gegend hielten es für ihre Pflicht, ihren Ehemännern zu helfen und ihnen sowie ihren Nachbarn unter die Arme zu greifen, so lästig diese Pflicht manchmal auch sein mochte. Und in dieser Hinsicht hatte Katie auf ganzer Linie versagt.
    Deshalb fühlte sie sich seit der Rückkehr von ihrem Besuch in Wangianna noch einsamer als zuvor, weinte sich oft in den Schlaf und klagte tagein, tagaus über ihre rissigen, geröteten Hände, die abgebrochenen Fingernägel und die harte Arbeit, die hier von ihr verlangt wurde. Katie war eine miserable Köchin und vernachlässigte außerdem den Haushalt. Obwohl ihre Weigerung, sich wenigstens ein bisschen anzustrengen, Robert langsam, aber sicher zur Weißglut trieb, hielt er sich an ihre Abmachung, einander und Karri Karri ein Jahr Zeit zu geben, bevor sie endgültig nach Wangianna zurückkehrten. Da Katie kein eigenes Geld besaß und sich mit dem begnügen musste, was Robert ihr gab, blieb ihr nichts anderes übrig, als die Situation zu erdulden, was sie meist mit entsprechend zur Schau getragener Leichenbittermiene tat.
    Robert quälte ständig die Sorge um Wangianna. Seine Brüder hätten es genauso machen sollen wie Alice, was hieß, gute Schafe zu kaufen, solange die Preise niedrig waren, und sich gleichzeitig Überlebensstrategien für die nächsten Jahre zurechtzulegen. Das Kapital war zwar vorhanden, doch wenn er seinen Brüdern diesen Vorschlag machte,

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