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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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Lust, die Verantwortung für Stewarts Erziehung zu übernehmen, und zwar unter dem Vorwand, Robert zahle ihr nicht genug Unterhalt, und außerdem sei ihre elegante Mietwohnung in Melbourne zu klein. Sie hatte Robert unmissverständlich klar gemacht, dass sie mit der Familie nichts mehr zu tun haben wolle, wenn sie Wangianna nicht bekommen könne. Doch damit konnte sie Robert in seiner unbeschreiblichen Erleichterung nicht mehr kränken.
    Es hatte in ihrer Ehe auch zärtliche Momente gegeben, dachte Robert gerade, während er weiter die Schafe fütterte, doch inzwischen war ihm klar, dass diese stets an Bedingungen geknüpft gewesen waren. Nach der Scheidung würde er wieder ein freier Mann sein. Er stellte sich vor, wie Alice in seinen Armen lag und spürte ihren warmen Körper bereits dicht an seinem, glaubte, ihren berauschenden Duft zu riechen und seine Lippen auf ihre zu pressen. Immer noch empfand er die tiefe Sehnsucht, die ihn erfüllt hatte, als sie seinen Kuss erwidert und ihm so leidenschaftlich ihre Liebe gestanden hatte. Nun würde er endlich Nägel mit Köpfen machen. Bei seinem nächsten Besuch zu Hause – laut Wetterbericht also früher als erwartet – würde er sie bitten, seine Frau zu werden. Was hatte er schon zu verlieren?
    Beschwingten Schrittes kehrte er zurück zum Laster, wandte sich dann der nächsten Herde zu und malte sich eine Zukunft mit Alice aus. Während er einen weiteren Futtersack öffnete, runzelte er die Stirn, als seine Hochstimmung schlagartig von Zweifeln getrübt wurde. Würde Alice ihm glauben? Würde sie ihm verzeihen? Bildete er sich vielleicht nur ein, dass sie ihn immer noch liebte, weil er es sich so verzweifelt wünschte? Konnte er wagen, ehrlich zu ihr zu sein, auch wenn er riskierte, dass sie ihn zurückwies? Würde er Stewwys Zukunft für nichts aufs Spiel setzen? Doch um sie zurückzugewinnen, musste er ihr die Wahrheit sagen. Diese Gedanken quälten ihn, als er die Fütterung beendete und anschließend nach den Silos sah. Zwei davon waren fast völlig leer. Er würde in die Stadt fahren müssen, um Futter nachzukaufen.
    Der Wetterbericht an diesem Abend gefiel Robert gar nicht. Die Küste von Queensland war bereits von einem Zyklon heimgesucht worden, der die kleine Stadt Yameena ausgelöscht hatte und nun mit heftigen Winden und schweren Überschwemmungen die Umgebung von Rockhampton verwüstete. Das Regengebiet zog auf Neusüdwales zu. Die Menschen hatten kaum Zeit, sich darüber zu freuen, dass die Trockenheit offenbar endlich vorbei war, als das australische Wetter, extrem wie immer, der Dürre in eine Sintflut folgen ließ. In den nächsten drei Wochen wüteten heftige Regenfälle und Stürme über dem Land, und Robert machte sich Sorgen um Wangianna. Die Aufteilung war zwar in die Wege geleitet worden, aber Stanley Fenton ließ sich Zeit, weshalb die Farm noch eine Einheit bildete. Unter Andrews Leitung und angesichts von Ians Gleichgültigkeit, konnte eine Krise sich zu einer Katastrophe auswachsen. Er rief Elizabeth an.
    »Pass auf, Mum, der Wetterbericht für eure Gegend gefällt mir gar nicht. Ich habe beschlossen, Chris die Verwaltung der Farm früher als geplant zu übertragen, und mit Stewwy in der nächsten Woche nach Hause zu kommen. Falls es wirklich zu den angekündigten schweren Überschwemmungen kommen sollte, wäre es besser, wenn ich auf Wangianna bin«, meinte er und rechnete eigentlich mit Widerspruch.
    »Es ist knochentrocken hier, aber um ehrlich zu sein, wäre ich sehr froh, wenn du hier nach dem Rechten sehen würdest.« Er hörte die Erleichterung in ihrer Stimme. Zum ersten Mal seit der Testamentseröffnung übte sie Kritik an Andrew, für Robert ein Zeichen, dass ihr die Geschäftsführung seines Halbbruders großes Unbehagen bereitete. Er wünschte, die Anwälte würden endlich mit dem Gerede aufhören und die Farm aufteilen.
    Am nächsten Tag fuhr Robert nach Meekatharra, um Futter und Lebensmittel zu kaufen und die Post abzuholen. Als er nach einer langen Fahrt durch die Hitze zurückkam, warf er seinen Hut auf einen Stuhl und holte sich ein eiskaltes Bier aus dem Kühlschrank. Nachdem er einen großen Schluck getrunken hatte, stellte er die Flasche auf den Tisch, wischte sich seufzend den Mund mit dem Handrücken ab und begann die Post zu sortieren. Rechnungen, Rechnungen und noch mehr Rechnungen. Er legte sie auf einen Stapel mit den Kontoauszügen und der Lokalzeitung. Es versetzte ihm einen unangenehmen Stich in die Brust, als

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