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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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Richtung Straße. Sofort drängte sich Grunz grob an Dunk vorbei und versperrte ihr den Weg. Ben versteckte sich hinter Alice.
    »Hast du etwa noch was vor?«, fragte Grunz herablassend. Er verschränkte wieder die Arme, baute sich auf seinen stämmigen Beinen vor Alice auf und schwankte hin und her. Allerdings straften seine abgetragenen Stiefel seine großspurige Art Lügen. Der Geruch nach abgestandenem Schweiß stieg Alice in die Nase, während sie Grunz’ dicke Zehen betrachtete, die vorne aus seinen Schuhen ragten. Dann ließ sie den Blick seine ungepflegte Gestalt hinaufgleiten, bis sie ihm in die Augen sah. Als sie seine bösartigen Knopfaugen musterte, wurden ihr die Knie weich. Alice wich zurück und stieß dabei mit Ben zusammen, sodass beide zu Boden stürzten. Ben brach in Tränen aus, Grunz beugte sich drohend über sie.
    »Pass das nächste Mal besser auf, wo du hintrittst«, höhnte er. Seine Kumpane kicherten. Langsam beugte er sich vor, nahm einen von Alices dicken Zöpfen zwischen Daumen und Zeigefinger und zerrte daran.
    Alice hatte keine andere Wahl als aufzustehen. Dann ließ er ihren Zopf los, packte sie vorne an der Jacke ihrer Schuluniform und zog sie so dicht zu sich heran, dass seine Knollennase fast ihre berührte und sie seinen stinkenden Atem riechen konnte.
    »Um offiziell aufgenommen zu werden, Alice Ferguson, musst du noch einiges lernen. Das Erste ist, dass Neue bezahlen müssen, und das Zweite, dass du nicht versuchst, klüger zu sein als ich, wenn ich keine Lust habe, der Lehrerin zu antworten.« Er versetzte Alice einen Stoß, sodass sie rückwärts taumelte.
    »Ich wollte dich nicht blamieren«, keuchte Alice und bemühte sich, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Doch ihr war klar, dass sie die Sache mit ihrem Versuch einer Entschuldigung nur verschlimmert hatte. Das Herz klopfte ihr bis zum Halse, als Grunz puterrot anlief. Die dicken Muskeln an seinem Hals zuckten, und dann lachte er ihr ins Gesicht.
    »Genau darum geht es ja, du dumme Kuh. Mich kannst du gar nicht blamieren. Ich bin nämlich der Klügste, richtig, Jungs?« Er breitete die Arme aus, um den Beifall entgegenzunehmen.
    »Klar, alter Junge«, riefen seine Freunde wieder im Chor. Dunks Kopf wippte dabei auf und ab wie ein Jojo. Alice spürte, wie Widerwillen in ihr aufstieg.
    »Mein Dad sagt, dass es überflüssig ist, gemein zu anderen Leuten zu sein«, gab sie zurück und bereute ihre Worte im nächsten Moment, denn der Schulhoftyrann kam wieder drohend auf sie zu. »Ach, sagt er das, Fräulein Klugscheißerin? Hier ist doch niemand gemein.«
    Inzwischen hatte sich Ben vom Boden aufgerappelt und wischte sich eine Träne von der Wange.
    »Mein Dad wird uns ein Schloss bauen«, verkündete er und schmiegte sich eng an Alice. Sie drückte ihn beschützend an sich und wünschte, er hätte den Mund gehalten.
    Grunz kicherte. »Und die kleine Heulsuse ist wahrscheinlich der Froschkönig. Bestimmt baut er euch ein richtig tolles Schloss, und dann müssen wir uns alle vor euch verbeugen.« Grunz stolzierte um die beiden verängstigten Kinder herum, tat so, als raffe er einen Rock, knickste und schubste Alice dabei immer wieder hin und her.
    Ben warf Alice einen angsterfüllten Blick zu. Überwältigt von Zorn und Furcht schlug Alice in ihrer Hilflosigkeit alle Vorsicht in den Wind. »Ich muss meinen Bruder nach Hause bringen«, verkündete sie mit trotzig gerecktem Kinn.
    »Ich muss meinen Bruder nach Hause bringen«, äffte Grunz sie nach. »Prinzessin Alice muss ihren Bruder nach Hause bringen.« Seine Kumpane brachen in johlendes Gelächter aus. Inzwischen hatte Grunz Alice wieder an den Zöpfen gepackt. »Prinzessin Alice, das ist aber hübsch.«
    Seine Freunde stimmten einen höhnischen Singsang an.
    Alice wurde schwindelig. Plötzlich brachte Grunz die Bande mit einer Handbewegung zum Schweigen und musterte seine Opfer.
    »Nun ist es an der Zeit, dass die Neuen bezahlen«, verkündete er großspurig, worauf der Chor den Text änderte.
    »Alice muss bezahlen! Alice muss bezahlen!«
    Als Grunz sich mit einem finsteren Blick zu Ben hinunterbeugte, starrte dieser ihn an wie das Kaninchen die Schlange.
    »Buh!« Ben machte einen Satz und verdrehte voll Angst die Augen. Grunz lachte rau. Mit einer geschickten Bewegung zückte er ein Taschenmesser und zeigte es seinen Helfern. Alice erbleichte und schnappte unwillkürlich nach Luft. Die Jungen schwiegen.
    Dunk scharrte verlegen mit den Füßen. »Hey, alter Junge, wegen

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