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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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wurde, was Grunz ihr angetan hatte. In dem vergeblichen Versuch, die Tränen zu unterdrücken, kniff sie die Augen zusammen und fragte sich, was sie nur verbrochen hatte, um diese nicht abreißen wollende Aneinanderreihung von Strafen zu verdienen. Wie sollte sie in diesem Zustand nur Tante Bea, ihrer einzigen Verbündeten, gegenübertreten? Sie schlug die Augen auf und betrachtete traurig die blutigen Überreste der Schleifen, die Tante Bea ihr heute Morgen so liebevoll ins Haar geknotet hatte. Im nächsten Moment fiel ihr Ben ein.
    Die Angst trocknete ihre Tränen, als sie sich mühsam aufrappelte. Verzweifelt sah sie sich um, doch Ben war verschwunden. Im nächsten Moment entdeckte sie ihn zu ihrer Erleichterung hinter einem Baum. Die Schleifen fest umklammert, eilte sie zu ihm hinüber. Als sie jedoch die Angst bemerkte, die immer noch in seinem tränenüberströmten Gesicht geschrieben stand, wusste sie, dass ihre Bemühungen vergeblich gewesen waren.
    »Ach, Ben«, murmelte sie tränenerstickt, sank neben ihm auf die Knie und drückte ihn an sich. Da kamen plötzlich die Zwillinge angelaufen.
    »Was ist denn mit deinen Haaren passiert?«, rief Don ungläubig aus. Das war zu viel für Alice. Warum hatte ihre Mutter sterben und ihr Vater sie verlassen müssen? Bei ihnen wäre all das nie passiert. Alice stützte den Kopf auf die Knie und weinte, bis sie keine Tränen mehr hatte.
    Don und Dan stürmten wie von wilden Furien gehetzt den Pfad entlang und über die Veranda schnurstracks in die Küche, wo Tante Bea gerade den Tee vorbereitete. Die Tornister flogen polternd durch den Raum, während die beiden Jungen aus voller Kehle brüllten.
    »Sie haben ihr die Haare abgeschnitten! Sie haben ihr die Haare abgeschnitten!«
    »Warum veranstaltet ihr hier so einen Radau? Und wieso kommt ihr erst jetzt aus der Schule?«, wollte Tante Bea verärgert wissen. Sie hatte einen langen und anstrengenden Tag hinter sich, und zu allem Überfluss war Onkel Ray soeben nach einem Streit um des Kaisers Bart zornig aus dem Haus marschiert. Aufgeschreckt von dem Getöse, streckten Katie und Buddy die Köpfe zur Tür hinein.
    »Sie haben ihr die Haare abgeschnitten, Mum«, wiederholte Dan.
    »Wem haben sie die Haare abgeschnitten, und wo sind Alice und Ben?« In diesem Moment schlüpfte ein zerraufter Ben wortlos zur Tür hinein. Niemand sagte ein Wort und auf Tante Beas Gesicht malte sich Entsetzen. Rasch ging sie auf die Veranda hinaus, wo sich ihr ein beklagenswertes Bild bot. Alice kam langsam auf das Haus zugehumpelt. Trotz des warmen Wetters hatte sie sich den Schulpulli um den Kopf gewickelt und ihn unter dem Kinn zusammengeknotet. Der Saum ihres mit Schlamm bespritzten Schulkleides war eingerissen und ein Ärmel hing nur noch an einem Faden. Selbst aus der Entfernung bemerkte Tante Bea, dass ihr Gesicht wie Bens schmutzig war und dass sie unter dem linken Auge einen großen Bluterguss hatte. Besorgt eilte sie auf Alice zu, die einfach mit stumpfem Blick und leerem Gesichtsausdruck weiterging.
    »Ach, mein armes Kind! Was ist denn passiert?«, rief Tante Bea aus und wollte das kleine Mädchen in die Arme nehmen. Doch Alice wehrte sich und hielt mit ängstlicher Miene den Pullover fest unter dem Kinn zusammen.
    »Es tut mir wirklich Leid um mein Schulkleid, Tante Bea. Ich flicke es heute Abend«, stieß sie panisch hervor. »Bitte sag Onkel Ray nichts davon«, fügte sie fast unhörbar hinzu. Ihre Schultern bebten.
    »Ach, Alice, du Dummerchen. Das Kleid ist doch völlig unwichtig. Das flicken wir beide später zusammen. Sag mir lieber, was geschehen ist.«
    »Sie wollten ihm die Haare abschneiden«, flüsterte Alice.
    »Wovon redest du, Schatz?«, fragte Tante Bea liebevoll. »Und warum knotest du dir deinen guten Pulli um den Kopf?« Als sie das fragliche Kleidungsstück entfernen wollte, wich Alice verängstigt zurück, und ihre Augen blitzten stolz.
    »Ben. Sie haben es nicht geschafft, Tante Bea. Ich habe es nicht zugelassen. Ich habe mein Versprechen gehalten, auf Ben aufzupassen, wie Daddy es gewollt hat«, sprudelte sie hervor. Ihr Blick war ängstlich. »Aber ich konnte es nicht verhindern.« Ihre Stimme erstarb.
    »Schätzchen, es wird schon kein Weltuntergang sein«, meinte Tante Bea nüchtern. »Aber ich verstehe immer noch nicht, wovon du sprichst.« Trotz Alices Gegenwehr zog sie ihr den Pullover vom Kopf, schnappte erschrocken nach Luft und schlug die Hand vor den Mund. Alices rechter Zopf war dicht unterhalb des

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