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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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Haushaltswarenladen helfen. Und dort war sie auch und überprüfte das Inventar, als Billy und Paddy aus dem Postlaster sprangen und in den Laden marschiert kamen. Billys fröhliches Lachen unterbrach Alice beim Zählen. Als sie aufblickte, sah sie zwei junge Männer, deren Schatten über die Schwelle fielen. Sie trugen breitkrempige Buschmannhüte. Der größere der beiden Jungen trat aus dem grellen Sonnenlicht.
    »Du musst meine kleine Cousine Alice sein!«, rief er mit erstaunlich tiefer Stimme aus. Mit seinen fünfzehn Jahren war Billy schon ein richtiger junger Mann. Er war einen guten Kopf größer als sein Vater, attraktiv und hatte kräftige Muskeln, ein markantes Kinn und vom vielen Arbeiten im Freien eine sonnengebräunte Haut. Sein dichtes braunes Haar ringelte sich in Löckchen über seinen Ohren, und sein strahlendes Lächeln war ebenso warm wie das seiner Mutter. Billy strahlte eine Kraft und Energie aus, die Alice sofort gefielen. Der dreizehnjährige Paddy sah zwar auch gut aus, ähnelte aber sehr seinem Vater, was Alice ein wenig misstrauisch machte.
    »Ich bin dein großer Cousin Billy, und das ist dein anderer großer Cousin Paddy«, verkündete Billy vergnügt, klopfte seinem Bruder auf die Schulter und kniff beim Lächeln die Augen zusammen. Als Paddy Alice zugrinste, fühlte sie sich schon viel wohler.
    Plötzlich nahm Billy Alice in die Arme und wirbelte sie durch die Luft. Nachdem er dem atemlosen und kichernden Mädchen einen dicken Kuss auf beide Wangen gedrückt hatte, stellte er es wieder auf den Boden.
    »Es stimmt wirklich, dass du eine Schönheit bist. Aber was ist denn mit deinen Haaren passiert?«, rief er erstaunt aus. Alice sah ihn aus großen blauen Augen an und wusste auf Anhieb, dass sie ihm vertrauen konnte. Also sprudelte sie die ganze Geschichte hervor.
    »Ein Junge in der Schule hat sie mir abgeschnitten. Aber Tante Bea hat es wieder in Ordnung gebracht.« Sie zupfte an den kurzen Büscheln, die noch von ihren üppigen Locken übrig waren, und rümpfte die Nase. »Das wächst schon wieder«, meinte sie gelassen. Billy steckte eine Hand in die Tasche seiner ausgebeulten Shorts, schob seinen Buschmannhut in den Nacken und hörte ihr aufmerksam zu. Alice brauchte nur wenige Sekunden, um zu erkennen, dass sie ihren älteren Cousin vergötterte, und so berichtete sie ihm alles, was seit ihrer Ankunft in Billabrin geschehen war.
    »Tja, solange Paddy und ich hier sind, brauchst du so etwas nicht mehr zu befürchten«, erwiderte Billy mit finsterer Miene, nachdem Alice ihm ihre Auseinandersetzung mit Grunz bis in die letzte schreckliche Einzelheit geschildert hatte. »Und jetzt gehen wir zu Mum«, meinte Billy, inzwischen etwas fröhlicher. Er überraschte Alice damit, dass er sie wieder packte, durch die Luft wirbelte und sich das vor Freude jauchzende und zappelnde Mädchen über die Schulter warf.
    »Die wehrt sich aber ganz schön kräftig«, stellte Paddy fest. Und dann machten sich die drei lachend auf die Suche nach Tante Bea.
    Tante Bea war außer sich vor Freude, denn sie hatte nicht damit gerechnet, dass die beiden Jungen nach Hause kommen würden. Auch die übrige Familie freute sich sehr, das hieß, alle bis auf Ray, der ungewöhnlich schweigsam war, und Katie, die sich nun noch mehr bemühte, sich in den Vordergrund zu drängen.
    »Welche Laus ist Katie denn über die Leber gelaufen?«, erkundigte sich Billy laut.
    »Psst! Jetzt fang doch nicht gleich wieder Streit an«, schimpfte Tante Bea mit einem vielsagenden Blick. »Sie ist nur ein bisschen mürrisch. Wahrscheinlich Wachstumsschmerzen.«
    Trotz ihres Altersunterschieds stellte Alice den restlichen Tag über fest, dass man sich mit Billy sehr gut unterhalten konnte. Billy, der ihre Zuneigung erwiderte, hänselte sie unentwegt.
    Als sie ihn mit Dummerchen bekannt machte, lachte er über den Namen der Ziege. Doch dann erzählte sie ihm, wie sehr sie das Tier liebte und dass sie sich von seiner Freundschaft getröstet gefühlt hatte, als ihr das Leben so traurig erschienen war, und er wurde sofort ernst. Als er verständnisvoll nickte, schloss sie ihn gleich noch mehr ins Herz.
    Dennoch war Billy nicht der Mensch, der sich die Gelegenheit zu einem Scherz entgehen ließ. Und so wurde Dummerchen zur Zielscheibe freundschaftlicher Neckereien in der Familie; alle waren in bester Stimmung, weil die Jungen zu Hause waren. Alice freute sich so, einen netten und humorvollen Cousin zu haben, den sie anhimmeln konnte. Nach

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