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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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nicht noch schwieriger für Alice«, flehte Bea.
    »Ich mache überhaupt nichts schwierig«, gab Ray unwirsch zurück. Doch als er den besorgten Blick seiner Frau bemerkte, meinte er: »Dann hole ich den Schwachkopf eben ab.«
    Beas Miene entspannte sich. »Sei pünktlich, Liebling, und bezeichne ihn vor den Kindern nicht als Schwachkopf. Er versucht, ein liebevoller Vater zu sein. Ich gehe und überbringe Alice die gute Nachricht.« Fröhlich lief sie hinaus, bevor er etwas erwidern konnte.
    Alice war überglücklich zu hören, dass ihr Vater zurückkehren würde. Und als sie erfuhr, dass sie ihn sogar vom Bahnhof abholen durfte, kannte ihre Freude keine Grenzen mehr.
    »Wir halten es geheim, damit es für Ben eine Überraschung wird, denn ihr passt nicht alle vier ins Auto. So wird Ben nicht enttäuscht sein, weil er euch nicht begleiten kann«, erklärte Tante Bea.
    »Dad kommt zu Weihnachten wieder! Ich kann es kaum glauben, Tante Bea.« Alice fiel Tante Bea um den Hals, und ihre blauen Augen funkelten.
    »Das ist sicher Onkel Ray«, sagte Tante Bea, als ein Wagen in die Straße einbog. »Aber rede unterwegs nicht ununterbrochen. Dein Onkel hat einen anstrengenden Tag hinter sich. Sei ein braves Mädchen.«
    »Ja, ich verspreche es. Oh, Tante Bea, ich bin ja so glücklich!«
    Mit einem breiten Grinsen hüpfte Alice über die Straße und zerrte am Türgriff, noch ehe der Wagen richtig stand. Stirn-runzelnd zog Onkel Ray die Handbremse, und Alice sprang atemlos auf den Beifahrersitz.
    »Warum bist du denn plötzlich so vergnügt?«, knurrte er. Er schob sich den Hut aus der Stirn und klatschte mit den Händen aufs Lenkrad. Als Alice ihren Onkel kühn musterte, bemerkte sie zu ihrem Erstaunen den Anflug eines schalkhaften Funkelns in seinen strengen Augen.
    »Ich weiß nicht, wann wir zurück sind. Dauert vermutlich eine Weile«, rief Ray über Alices Kopf hinweg. Tante Bea nickte und der Wagen setzte sich ruckartig in Bewegung. Sie hatten die Hauptstraße zur Hälfte hinter sich, als Ray vom Gas ging, denn Vater O’Reilly kam, die schwarze Soutane um die Knie gerafft, auf seinem Fahrrad auf sie zu gestrampelt.
    »Guten Morgen, Herr Pfarrer!«, begrüßte ihn Ray.
    »Guten Morgen, Herr Pfarrer!«, echote Alice und winkte aufgeregt.
    »Haben wir heute nicht einen wunderschönen Tag, kleine Alice«, erwiderte Vater O’Reilly strahlend und bremste neben dem Fenster auf der Fahrerseite scharf ab. »Und wohin begleitest du deinen Onkel heute?«
    »Wir holen meinen Dad ab«, sprudelte Alice hervor. Dann warf sie einen raschen Blick auf Ray. »Wir müssen es doch nicht vor dem Herrn Pfarrer geheim halten, oder, Onkel Ray?«
    »Deinen Dad? Ach, wirklich? Und ein Geheimnis ist es außerdem! Tja, dann will ich euch nicht länger aufhalten«, erwiderte Vater O’Reilly und schob sein Fahrrad beiseite. Als er lächelte, bildeten sich kleine Fältchen auf seinen geröteten Wangen.
    »Ich segne euch beide. Passen Sie gut auf die Kleine auf«, sagte er noch zu Ray.
    »Danke, Herr Pfarrer. Das mache ich«, antwortete Ray und fuhr weiter. Alice winkte dem Priester fröhlich nach, bis er in der Ferne nicht mehr zu sehen war.
    »Also hat deine Tante dir verraten, was wir vorhaben«, brummte Onkel Ray, als sie die Stadt hinter sich gelassen hatten.
    Alice lächelte ihrem Onkel zu. »Eigentlich schon, aber du kannst es mir ja noch mal erzählen«, entgegnete sie taktvoll und gab sich Mühe, sich ihre Begeisterung nicht anmerken zu lassen. Sie kniff die Lippen zusammen und starrte auf die Staubpiste, die vor ihnen lag. Onkel Ray beobachtete sie aus den Augenwinkeln, und um seine Lippen zuckte es. Er rückte seinen Hut zurecht.
    »Es freut mich, dass du zumindest gelernt hast, dich zu beherrschen, junges Fräulein.« Er hielt inne. »Ich habe zwar keine große Lust auf diese Hin-und-Her-Fahrerei, aber deine Tante wollte es unbedingt, und da habe ich eben ja gesagt.«
    Alice nestelte am Saum ihrer Bluse herum. »Du bist eben ein guter Mensch, Onkel Ray«, verkündete sie mit Unschuldsmiene und hatte Mühe, dabei ein Lachen zu unterdrücken.
    »Wo hast du das nun wieder her, junges Fräulein? Offenbar hörst du zu viel auf deine Tante und wirst dabei immer frecher.« Seinen Gesichtsausdruck konnte man fast als Lächeln bezeichnen.
    Alice rutschte auf ihrem Sitz herum. Schließlich konnte sie nicht mehr an sich halten.
    »Ich bin ja so aufgeregt!«, platzte es plötzlich unvermittelt aus ihr heraus.
    »Das glaube ich dir gerne, Kind.

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