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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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Immerhin ist er dein Dad.«
    In den nächsten zehn Minuten plapperte Alice ununterbrochen, bis Onkel Ray meinte, sie hätte jetzt genug geredet. Dann blickte sie aus dem Fenster, während sich ihre Gedanken überschlugen. Die restliche Fahrt in die Kleinstadt Walgett verlief in behaglichem Schweigen. Zwei Stunden später bog Ray von der Hauptstraße ab und stoppte neben dem kleinen ländlichen Bahnhof.
    »Hier warten wir.« Mit ernster Miene wies er auf die Gleise, von denen sie keine Absperrung trennte. Da Thomas’ Ankunft nun unmittelbar bevorstand, konnte nicht einmal Alices Begeisterung Ray bei Laune halten. »Der Zug kommt sicher bald.« Und wirklich war eine halbe Stunde später der lange rote Güterzug als winziger Punkt in der Ferne zu sehen. Es dauerte nicht lang, bis er in den Bahnhof einfuhr und geräuschvoll zum Stehen kam. Ungeduldig suchte Alice die mit Vieh und Frachtstücken voll gepackten Waggons nach ihrem Vater ab. Dann bemerkte sie ganz am Ende des Zuges einen ordentlich gekleideten mittelgroßen Mann, der, ein lebhaftes Pferd am Zügel, aus dem Zug stieg. Alice konnte nicht mehr an sich halten.
    »Da ist er! Daddy! Daddy!« Sie sprang aus dem Wagen und rannte auf ihren Vater zu. Als er sie kommen sah, breitete er die Arme aus, um sie zu begrüßen.
    »Daddy! Daddy! Du bist zu Hause! Du bist zu Hause!« Alice warf sich ihm in die Arme.
    »Prinzessin!«, rief Thomas, fing sie auf und wirbelte sie durch die Luft. »Wo ist denn Ben?« Alice umarmte ihn fest und zog ihre Nase kraus, als er sie wieder auf den Boden stellte.
    »Es war kein Platz mehr für ihn im Auto, und deshalb fand Tante Bea es das Beste, wenn du ihn überraschst. Du riechst so neu«, platzte sie heraus, ohne Luft zu holen.
    Sie vergrub das Gesicht an seiner Brust, spürte den steifen Stoff seines neuen Hemdes und schnupperte genüsslich den Duft seines Rasierwassers. Als sie sich umarmten, schob das Pferd seine lange Nase zwischen sie und pustete Alice warme Luft ins Ohr. Erschrocken drehte Alice sich um, streckte zögernd die Hand aus und streichelte die langen seidigen braunen Nüstern. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, denn wieder wurde sie aus dunkelbraunen Augen forschend angesehen.
    Das Pferd hatte ein weiches, sanftes Gesicht, stupste Alice zärtlich an, zog die Lippe hoch und suchte Alices Ärmel nach versteckten Zuckerwürfeln ab. Ein Lachen stieg in Alice auf, und sie musste kichern.
    »Tut mir Leid. Ich habe nichts für dich!«
    »Vorsicht, zurück!«, befahl Thomas, zog das Pferd weg und umfasste die Zügel fester, die er lose um den Arm geschlungen hatte. »Du musst ein wenig aufpassen, sie kann manchmal recht reizbar sein.« Liebevoll musterte er seine Tochter. »Du siehst deiner Mutter mit jedem Tag ähnlicher«, sagte er mit plötzlich ernster Miene. Bei diesen Worten krampfte es Alice den Magen zusammen, und sie erkannte in den Augen ihres Vaters kurz einen Anflug des Schmerzes, den sie selbst empfand.
    »Ich liebe dich, Daddy«, sagte sie. Thomas tätschelte den Hals des Pferdes.
    »Und ich liebe dich auch«, erwiderte er ernst.
    »Ist das dein neues Pferd, Daddy?«, fragte Alice, die sich nach einer fröhlicheren Stimmung sehnte. Thomas’ Lächeln kehrte zurück. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Darf ich dich mit Scheherazade bekannt machen. Ich glaube, ihr beide werdet euch prima vertragen.«
    »Soll das heißen …«, stieß Alice hervor und wagte nicht, ihre Hoffnung in Worte zu fassen.
    »Genau, Prinzessin. Sie gehört dir. Ich habe sie für dich gekauft, wie ich es versprochen habe, als du damals reiten gelernt hast. Ich bin sicher, du wirst bald mit ihr umgehen können.« Thomas grinste.
    Alice traute ihren Ohren nicht. Mit einem breiten Lächeln hüpfte sie auf und nieder und wusste nicht, wem sie zuerst um den Hals fallen sollte. In ihrer Aufregung versuchte sie, ihren Vater und das Pferd gleichzeitig zu umarmen, was natürlich nicht klappte und Scheherazade erschrocken zurückweichen ließ. Überschwänglich umfasste Alice den breiten Hals des Pferdes, streichelte die Stute und flüsterte ihr Koseworte zu. Anstelle einer Antwort schlug das Pferd mit dem Schwanz und blies noch mehr heiße Luft in den Ausschnitt von Alices Bluse.
    »Und sie gehört wirklich mir?«, rief sie ehrfürchtig aus. Thomas nickte erfreut und sah zu, wie ihr Erstaunen von Begeisterung abgelöst wurde. »Mir?«, fragte sie wieder, klatschte in die Hände und traute ihren Ohren immer noch nicht. »Mir?« Ihre Freude war

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