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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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diesem Pferd«, murmelte er.
    Begeistert trottete Alice neben Thomas und Onkel Ray zurück zum Wagen, wo sie mit weit aufgerissenen Augen zusah, wie ihr Vater und ihr Onkel das Pferd in den geliehenen Anhänger verluden und ihn an den Pickup koppelten. Sie konnte immer noch nicht fassen, dass all das wirklich geschah. Dann zwängten sich die drei mit Alice in der Mitte ins Führerhaus und machten sich in gemächlichem Tempo auf den Heimweg.
    Tante Bea drückte ihren Bruder Thomas fest an sich. »Du siehst prima aus, Tommy«, verkündete sie, und ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Und so elegant«, fügte sie hinzu und trat einen Schritt zurück. »Bist du etwa zu Geld gekommen?«
    »Vielleicht«, neckte Thomas.
    »Tja, jedenfalls haben die frische Luft und die harte Arbeit dir offenbar gut getan. Du wirkst wie ein anderer Mensch.« Allerdings hatte Tante Bea den Verdacht, dass es nicht nur die frische Luft und die harte Arbeit waren, die ihren kleinen Bruder zu seinem Vorteil verändert hatten.
    Da kam plötzlich Ben hereingestürmt. Er hielt mitten im Lauf inne und traute seinen Augen nicht. »Dad!« Er rannte durchs Zimmer und klammerte sich wie ein Schimpanse an den Hals seines Vaters.
    »Mein Gott, bist du aber gewachsen, junger Mann!«, rief sein Vater beim Anblick des Sohnes aus. »Das Zusammensein mit deinen Cousins scheint dir sehr gut zu tun.«
    »Das stimmt«, bestätigte Tante Bea. »Die beiden entwickeln sich prächtig.«
    Alice konnte ihre Aufregung nicht länger zügeln. »Komm und schau, was Daddy mir geschenkt hat, Tante Bea!« Sie griff nach ihrer Hand.
    »Was hast du denn jetzt wieder angestellt, Thomas?«, erkundigte sich Tante Bea mit gespielter Strenge, während Alice beharrlich an ihrer Hand zerrte.
    »Nichts«, erwiderte Thomas und drückte Ben an sich.
    »Immer mit der Ruhe, Alice, ich komme ja schon. Dann kann dein Vater sich ein bisschen mit Ben beschäftigen.« Es war so schön mit anzusehen, wie Alice vor Freude und Begeisterung übersprudelte, sodass Bea ihr mulmiges Gefühl von gerade eben rasch vergaß. Dieses Jahr würde es für alle ein wunderbares Weihnachtsfest geben.
    »Ein Pferd!«, rief Tante Bea aus und blieb ruckartig stehen.
    »Eigentlich heißt sie Scheherazade«, erklärte Alice, die das Wort kaum aussprechen konnte. »Aber ich werde sie Sherry nennen. Ich darf sie doch behalten, oder?«
    »Warum nicht?«
    »Onkel Ray hat nur ›vielleicht‹ gesagt.«
    »Ein ›Vielleicht‹ von deinem Onkel Ray ist so wertvoll wie Goldstaub«, erwiderte Tante Bea mit einem verschwörerischen Lächeln. »Keine Angst. Ich werde ein Wörtchen mit ihm reden, wenn die Aufregung sich gelegt hat. Ich habe dir doch schon so oft gesagt, dass er nur bellt, aber nicht beißt.«
    Alice strahlte. Auf einmal war ihre Welt vollkommen. Thomas hatte sich von hinten herangepirscht. Nun hob er Alice hoch und setzte sie auf den seidenweichen Rücken des Pferdes.
    »Wir müssen dir einen Sattel besorgen und dir das Reiten beibringen«, verkündete er. Alice blickte bewundernd zu ihm hinunter. Dann beugte sie sich vor, schmiegte sich an Scheherazades kräftigen Rücken, streichelte ihr weiches Fell und schnupperte ihren warmen Pferdeduft.
    Thomas trat zurück. »Ich wusste, du würdest alles regeln, Schwesterherz.«
    »Wer ist sie?«, erkundigte sich Bea beiläufig.
    »Wen meinst du?«, gab Thomas zurück.
    »Die Frau, die deine Wangen wieder rosig gefärbt hat.« Alice erstarrte.
    »Dir entgeht wohl nichts, Schwesterherz«, erwiderte Thomas verlegen. Er wies mit dem Kopf auf Alice.
    »Das war schon damals so, als du klein warst. Und du hast dich nicht verändert. Den Kopf voller Flausen, und das Geld brennt dir ein Loch in die Tasche.« Sie senkte die Stimme, sodass Alice Mühe hatte, sie zu verstehen. »Aber diesen Blick habe ich bei dir erst einmal gesehen, und zwar als du hereinmarschiert kamst und verkündet hast, du würdest Mary Ellen heiraten.« Sie lachte auf und tätschelte ihm liebevoll die Wange. »Sie muss etwas ganz Besonderes sein«, fuhr sie rasch fort und war erleichtert, als der Anflug von Schmerz in den Augen ihres Bruders von einem verlegenen Grinsen abgelöst wurde.
    »Sie ist wirklich etwas Besonderes«, gab er zu.
    Metall klapperte auf dem festgestampften Boden, als Alices Griff um die Mähne des Pferdes unwillkürlich fester wurde, sodass die erschrockene Scheherazade einen Schritt rückwärts machte. Rasch ließ Alice los, tätschelte den Hals des Pferdes und sprach

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