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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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beschwichtigend auf die Stute ein. Nachdem auch Thomas das Pferd besänftigend gestreichelt hatte, wurde es wieder ruhiger und begann, mit dem Schwanz die Fliegen zu verscheuchen.
    »Genau wie Scheherazade«, meinte Thomas. Er sah Alice liebevoll an, ohne jedoch ihre Anspannung zu bemerken. »Sie ist meine wirkliche Herzensdame. Schau dir nur die beiden an, eine so empfindlich wie die andere. Ich wusste, dass es die richtige Entscheidung war. Sie haben sich bereits miteinander angefreundet. Eines Tages schenke ich dir ein richtiges Vollblut, Prinzessin.«
    »Was ist mit Kleidern und einem Zuhause?«, wandte Tante Bea rasch ein und fügte dann hinzu, um ihrer Bemerkung die Schärfe zu nehmen: »Also, Tommy, willst du mir nicht wenigstens erzählen, ob die neue Frau in deinem Leben hübsch ist?«
    »Ich werde noch etwas viel Besseres tun. Ich werde dich mit ihr bekannt machen.« Lächelnd streckte er die Arme aus, um Alice beim Absteigen zu helfen.
    »Nein«, rief Alice und fuhr, erschrocken über ihre eigene Heftigkeit, zusammen. Doch niemand reagierte. Ihr wurde klar, dass sie nicht wirklich geschrien hatte. Verkniffen lächelte sie ihrem Vater zu. Sie hob das Bein über Sherrys Rücken und ließ sich von ihrem Vater beim Absteigen helfen.
    Da es am Heiligen Abend vierundvierzig Grad heiß war, schmolz die Glasur auf Tante Beas Schokoladenkuchen und rann als klebrige Masse auf den Teller. Aber niemand störte sich daran, denn alle waren froh und glücklich, dass die ganze Familie, auch Billy und Paddy, wieder zusammen war. Selbst Katie war guter Dinge. Tante Bea hatte für jeden ein kleines Geschenk gebastelt und an den Zweig eines Eukalyptusbaums gehängt, der als Weihnachtsbaum diente. Nach der Weihnachtsmesse, die von Vater O’Reilly gehalten wurde, drängten sie sich alle um den Tisch und ließen sich das gebratene Lamm schmecken, das Billy mitgebracht hatte. Anschließend verspeisten sie schwitzend den Kuchen mit dem Löffel. Als es Zeit zum Abendessen war, waren alle noch gesättigt, und wegen der Hitze hatte niemand Hunger, sodass nur ein paar kalte Reste und der übrige Kuchen auf den Tisch kamen. Es war schon lange nach Sonnenuntergang, als die Kinder müde ins Bett fielen und die Erwachsenen sich auf die kühle Veranda setzten.
    Ray saß mit einem Glas Rum gemütlich da, schmauchte seine Pfeife und lauschte den Zikaden, die in den Bäumen zirpten. Alices Herz stimmte in ihr Lied ein, als sie ins Badezimmer ging. Es war ein wunderschönes Weihnachtsfest gewesen. Anders als früher, aber wunderschön. In der Kirche hatte sie ein Gebet an ihre Mutter gerichtet, sie möge über sie wachen, und sie war sicher, dass Mutter ihr geantwortet hatte. Da riss Tante Beas Stimme, die durch die stille Sommernacht hallte, sie aus ihren Träumereien.
    »Ich bin wirklich froh, dass du eine neue Freundin gefunden hast, Tommy. Hoffentlich klappt es zwischen euch. Dorothy scheint sehr nett zu sein. Sicher werden sich die Kinder freuen, sie kennen zu lernen. Sie brauchen eine Frau, die sich um sie kümmert, wenn ihr erst einmal wieder in euer eigenes Haus zieht.«
    »Dotty«, erwiderte Thomas. »Sie lässt sich lieber Dotty nennen.«
    Dotty! Der Name hallte Alice in den Ohren. Sie hasste diese Frau jetzt schon. Schließlich brauchten sie niemanden, weder jetzt noch sonst irgendwann. Alice versuchte, die Gedanken, die auf sie einstürmten, zu verdrängen; das Weihnachtsfest ließ sie sich nicht verderben. Nachdem sie sich die Zähne geputzt hatte, ging sie zu Bett. Vielleicht war diese Frau ja doch nicht so übel, dachte sie, als sie neben Katie unter die Decke schlüpfte. Sie konnte ja eine Freundin werden, die hin und wieder zum Tee kam. Allerdings auch nicht mehr, und auf gar keinen Fall so wichtig wie ihre Mutter. Außerdem war sie ganz sicher nicht so hübsch wie sie.
    Schlaflos lag Alice im Bett und fächelte sich mit dem Laken Kühlung zu, bis Katie schlaftrunken protestierte. Als ihr Arm auf ihrem Gesicht lag, stieg ihr leichter Pferdegeruch in die Nase. Heute hatte sie zum ersten Mal dem Pferd seinen Willen gelassen, und sie und Sherry waren in der aufgehenden Morgensonne wie von wilden Furien gehetzt über die Koppel gejagt. Gab es eine bessere Art, Weihnachten zu feiern? Bei der Erinnerung durchfuhr Alice ein wohliger Schauder. Bald hielt sie es zwischen den durchgeschwitzten Laken nicht mehr aus und schlüpfte aus dem Bett, um sich etwas Kaltes zu trinken zu holen. Tante Bea und ihr Vater unterhielten sich immer

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