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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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grässlichen, gemeinen Mann kommt«, zischte Alice.
    »Du isst, was auf den Tisch kommst, und du wirst dafür dankbar sein«, gab Onkel Ray barsch zurück. Dann wandte er sich in ruhigerem Ton an Tante Bea. »Er scheint ziemlich verzweifelt zu sein, weil er einen Teil seines Viehs nicht mehr erreicht, um es zu füttern. Ich habe ihm versprochen, so schnell wie möglich vorbeizukommen. Joker Hilton will mich gleich morgen früh hinfliegen.« Er sah Bea viel sagend an. »Ich habe dir doch gesagt, ich überlege mir was.«
    Alice schob ihren Teller weg und stand auf. »Ich habe keinen Hunger mehr«, murmelte sie.
    »Setz dich hin und iss auf«, befahl Ray.
    »Ich habe doch gesagt, dass ich keinen Hunger mehr habe«, entgegnete Alice trotzig.
    »Du wirst mir gehorchen!«, brüllte Onkel Ray.
    »Das muss ich nicht. Schließlich bin ich nicht deine Tochter«, schrie Alice und stürmte aus dem Zimmer. Zornig wollte Ray sich erheben.
    »Lass sie, Schatz«, meinte Tante Bea leise. »Sie trauert immer noch um ihr Pferd.« Rays Wut war mit einem Mal wie weggeblasen. »Sie ist ein eigensinniges Mädchen.« Mit einem Schluck kippte er seinen Tee hinunter.
    »Was überlegst du dir denn?«, erkundigte sich Katie neugierig.
    »Nichts, worüber du dir dein hübsches kleines Köpfchen zerbrechen müsstest, mein Kind.« Onkel Ray lächelte seiner Tochter zu. Katie sah Bea fragend an.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon er redet«, entgegnete sie und wandte sich wieder dem Thema zu, das Alices Unwillen erregt hatte. »Die Farm der Tysons ist doch in der Nähe von Mrs. Harpers Haus, richtig?« Sie unterdrückte ein Niesen.
    »Ich habe versprochen, sie diese Woche zu besuchen. Einer ihrer Katzen muss der Verband abgenommen werden. Die arme Frau leidet so schwer an Arthritis, dass sie es alleine nicht schafft, und sie weigert sich standhaft, zum Tierarzt zu gehen. Sie ist ein bisschen komisch und lässt nur mich und Alice an ihre Katzen heran. Hast du etwas dagegen, mich hinzubringen, damit ich mich darum kümmern kann? Es dauert nur zehn Minuten, Ray. Wir trinken ein Tässchen Tee, und dann erledigen wir deinen Auftrag.«
    »Wieder ihre Katzen, was?«, brummte Onkel Ray. »Kein Problem.« Aber als er am nächsten Morgen einen Blick auf Bea warf, änderte er seine Meinung.
    »Du fliegst heute nirgendwohin, meine Liebe. Du gehörst nämlich sofort ins Bett. Du siehst zum Fürchten aus. Mrs. H. wird ohne dich klarkommen müssen.«
    »Das geht schon. Es ist doch nur eine Erkältung. Ich habe das Gefühl, dass ich dort gebraucht werde«, beharrte Tante Bea. Als sie aufstand, musste sie sich gleich wieder setzen, denn das Zimmer drehte sich um sie. »Vielleicht hast du Recht«, gab sie verlegen zu und erschauderte heftig.
    »Natürlich habe ich Recht. Du hast die Grippe. Aber wir haben ja Samstag. Alice soll mitkommen.«
    Alice, die sich von ihrem gestrigen Wutanfall noch nicht erholt hatte, sah ihn finster und mit gefährlich blitzenden Augen an.
    »Ich gehe nicht in die Nähe dieses widerlichen Menschen, bis er mir Sherry zurückgibt. Warum nimmst du nicht Katie mit?«
    Onkel Ray riss der Geduldsfaden. »Und das alles bloß wegen einem dämlichen Katzenverband. Kümmere du dich darum, Bea. Ich vergeude hier nur meine Zeit.« Türenknallend verließ er das Haus.
    »Bitte, Alice, sei doch nicht so störrisch«, begann Tante Bea erschöpft und zog zähneklappernd die Strickjacke enger um sich. »Du weißt doch, dass Katie nicht deine Erfahrung besitzt. Außerdem würde Mrs. Harper sie nie an ihre Katze heranlassen.«
    »Wenn ich Blut sehe, falle ich sowieso in Ohnmacht«, fügte Katie triumphierend hinzu. Tante Bea fing an zu husten.
    »Bitte verlange das nicht von mir, Tante Bea«, flehte Alice. »Ich habe Sherry geliebt, und er hat sie mir weggenommen.«
    »Ich weiß, mein Kind, und ich würde normalerweise auch nicht darauf bestehen. Doch es ist nicht die Katze, um die ich mir Sorgen mache, sondern Mrs. Harper selbst. Sie ist eine stolze alte Dame und will unbedingt allein leben, obwohl sie nicht mehr gut zurechtkommt. Ihre eigene Familie möchte nichts mehr mit ihr zu tun haben, weil sie sich weigert, ihre Farm zu verlassen. Ich befürchte ständig, es könnte ihr etwas zustoßen. Die Katze ist nur ein Vorwand, um ihr einen Besuch abzustatten. Einige andere Damen wollten abwechselnd nach ihr sehen, aber sie hat Lunte gerochen. Auch wenn Mrs. Harper alt ist, hat sie einen messerscharfen Verstand. Wenn du zu ihr kämst, wäre es für sie nichts

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