Weites Land der Träume
Außergewöhnliches.« Erschöpft vom Sprechen lehnte Bea sich zurück. Alice bereute ihre Worte von vorhin, denn Bea wirkte von Minute zu Minute kränker.
»Tut mir Leid, Tante Bea. Das war gemein von mir. Natürlich fliege ich hin. Aber auf die Farm dieses Mannes setze ich keinen Fuß, und wenn alle seine Schafe am Ertrinken sind.«
Nachdem Alice aufmerksam Tante Beas Anweisungen gelauscht und die für die Katze benötigten Medikamente eingepackt hatte, freute sie sich insgeheim fast auf die Reise. Es war nicht nur das erste Mal, dass Tante Bea ihr allein einen Patienten anvertraute, sondern außerdem auch noch ihr erster Flug.
»Und versuch bitte, dich mit deinem Onkel zu vertragen«, meinte Tante Bea, die sich kaum noch bewegen konnte, abschließend mit schwacher Stimme. Da ergriff zu ihrer beider Überraschung Katie das Wort.
»Komm, Mum, ich bringe dich ins Bett«, schlug sie vor. »Dann räumen Buddy und ich auf, während unsere Florence Nightingale hier in der Gegend herumreist.« Sie streckte Alice die Zunge heraus.
»Weißt du überhaupt, wo alles hingehört?«, stichelte Alice zurück. Nachdem sie ihre Tante auf die Wange geküsst und nach dem Medikamentenkoffer gegriffen hatte, eilte sie zur Tür hinaus. Sie freute sich schon unbändig auf ihren ersten Flug.
Eine halbe Stunde später stieg Alice, die immer noch wütend auf ihren Onkel war, vor dem Hangar auf Joker Hiltons Farm aus dem Wagen.
Jokers Vater war vor dreißig Jahren mit einem Bündel Tausend-Dollar-Scheinen aus Amerika nach Australien gekommen, fest entschlossen, es hier zu etwas zu bringen. Innerhalb von drei Monaten hatte er sich unsterblich in das Land und in das Wrack einer einmotorigen Cessna verliebt und das Flugzeug von Grund auf restauriert. Rasch hatte sich seine Sammlung vergrößert, und er hatte seine Leidenschaft seinem ältesten Sohn Joker vererbt, der inzwischen achtundzwanzig war und eine kleine Flugschule betrieb. Vater und Sohn besaßen eine Reihe generalüberholter Maschinen, von denen eine ständig an den ärztlichen Notdienst vermietet war. Die viersitzige Cessna sollten Ray und Alice heute benutzen, und es gab noch einige kleinere zweisitzige Maschinen für den Flugunterricht – ganz zu schweigen von immer neuen Wracks, die die Familiensammlung bereicherten. Jokers Traum war es, eine regionale Fluggesellschaft zu gründen, doch er kämpfte noch immer mit der Bürokratie. In Notfällen wie heute waren seine Flugzeuge die letzte Rettung.
Joker war damit beschäftigt, die viersitzige Maschine zu beladen, als Ray und Alice näher kamen.
»Hallo, Ray«, begrüßte er sie lächelnd. »Das Wetter ist offenbar auf unserer Seite.«
»Guten Tag«, antwortete Ray. »Meine Nichte Alice kennen Sie ja.«
Joker nickte Alice zu. »Schön, dass du hier bist. Ist das dein erster Flug?« Alice nickte aufgeregt. Joker tätschelte den Rumpf des Flugzeugs. »Sie ist aufgetankt, und alle Geräte habe ich überprüft. Wenn ich mit dem Beladen fertig bin, geht es los. Was haben Sie mitgebracht?«
»Einen Motor für den Traktor, einige Ersatzteile und noch ein paar Dinge, die ich auf dem Rückweg ausliefern muss.« Joker winkte einen anderen jungen Mann heran, und die drei Männer hievten das Getriebe gemeinsam auf einen der Rücksitze und schnallten es gut fest. Nachdem sie noch zwei Mal zum Wagen gegangen waren, war alles bereit zum Start. Onkel Ray saß hinten bei seinem Getriebe, während Alice auf dem Sitz neben dem Piloten Platz nahm. Der kostbare Medikamentenkoffer war ordentlich verstaut.
»Sieht aus, als wärst du heute die Copilotin, meine Schönste«, meinte Joker lachend. »Und dein Onkel scheint sich neben seinem Getriebe auch recht wohl zu fühlen.« Alice grinste Joker zu.
»Der Flug zu Hal Tysons Farm müsste eigentlich ruhig verlaufen«, rief Joker schmunzelnd über die Schulter gewandt, während er mit der Start-Klarliste begann. »Wenn ich über zwanzigtausend Schafe und dazu noch fünfhundert Rinder hätte, würde mir bei dem vielen Wasser auch ganz schön mulmig werden. Ganz zu schweigen von den Pferden, die Hal ab und zu herbringt.«
Als Alice Tysons Namen hörte, regte sich wieder ihre Wut. Ohne sich um die Folgen zu kümmern, drehte sie sich zu ihrem Onkel um und sah ihn anklagend an. »Ich habe es vorhin ernst gemeint. Ich bleibe im Flugzeug, bis er verspricht, mir Sherry zurückzugeben.«
Ray errötete verlegen. »Ich habe jetzt genug von deinen Launen, Alice Ferguson. Du kommst mit, weil deine Tante
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