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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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fallen und versuchte zu verstehen, was sie gerade erfahren hatte. Billy war gefeuert worden? Billy war in sie verliebt? Das konnte doch nicht wahr sein. Langsam dämmerte ihr auch eine andere Wahrheit. Natter, nicht Robert, hatte Dummerchen auf dem Gewissen. Katie hatte sich geirrt. Alices Miene erhellte sich. All die Gefühle, die sie bei der ersten Begegnung mit Robert überwältigt hatten, kehrten nun mit voller Wucht zurück. Doch schon im nächsten Moment verwandelte sich ihre Hochstimmung in Scham. Sie hatte sich blamiert, weil sie geglaubt hatte, dass Robert sich für sie interessierte. Und nun war es zu spät. Ganz gleich, was er zu Anfang auch empfunden haben mochte, es war offenbar nur ein Strohfeuer gewesene, denn ansonsten hätte er ja nicht Katie zum Ball begleitet. Daraus, wie die beiden einander schon den ganzen Abend anlächelten, schloss Alice, dass er sie längst vergessen hatte. Wieder erschauderte sie. Auf einmal hatte sie keine Lust mehr auf den Ball. Sie atmete in tiefen Zügen die frische Nachtluft ein, tupfte sich den Mund mit einem der bereit gelegten Baumwollhandtücher ab und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Sie konnte ja schlecht den restlichen Abend hier auf der Toilette bleiben, wenn sie nicht erfrieren wollte. Also eilte sie die Gasse entlang und zurück in den Saal, wo gerade ein lebhafter Reihentanz im Schwange war. Nachdem sie drei Mal den Partner gewechselt hatte, war das Stück zu Ende, und sie stand vor Robert McIain.
    »Bringst du es über dich, mit einem McIain zu tanzen?«, fragte Robert mit klopfendem Herzen. Er hoffte, sie würde nicht auf dem Absatz kehrtmachen und von der Tanzfläche marschieren.
    »Robert, ich bin dir eine Erklärung schuldig«, stammelte Alice errötend, als ein Walzer einsetzte. Erfreut legte Robert den Arm um sie. Alice wusste nicht, wie ihr geschah, als sie seine Hand unten auf ihrem Rücken spürte und in die unergründlichen Tiefen seiner dunkelbraunen Augen blickte.
    »Du wolltest mir doch etwas sagen«, murmelte Robert, der den Blick nicht von ihr abwenden konnte. Er fasste es kaum, dass er sie endlich in den Armen hielt. Alice errötete noch heftiger.
    »Es tut mir wirklich Leid, dass ich so gemein zu dir war«, sprudelte sie nervös hervor. Verlegen hielt sie inne, kam aus dem Takt und trat ihm auf die Zehe. »Hoppla, entschuldige. Ach, Mist. Du brauchst nicht mit mir zu tanzen«, stammelte sie. Es war einfach zu kompliziert. Roberts Griff wurde fester.
    »Weißt du, das du das hübscheste Mädchen auf dem Ball bist.« Mit weit aufgerissenen leuchtend blauen Augen starrte Alice auf seine Nasenspitze.
    »Ich dachte, du hättest Dummerchen erschossen«, platzte sie heraus. Robert blieb ruckartig stehen.
    »Wer ist Dummerchen?«
    »Meine Ziege«, erwiderte Alice. »Aber jetzt weiß ich, dass du es nicht warst, und es tut mir wirklich Leid. Du hast mir all die Blumen geschickt und mich angerufen …« Allmählich dämmerte Robert, was geschehen war.
    »Daran lag es also? Warum hast du es mir nicht erklärt? Ich hatte ja keine Ahnung, dass es deine Ziege war«, entgegnete er und begann wieder zu tanzen.
    »Katie hat gesagt, du und … tja … dann hat Billy sie gefunden …« Alices Stimme erstarb. Robert vollführte eine elegante Rückwärtsdrehung, um nicht mit einem anderen Paar zusammenzustoßen.
    »Es war ein Unfall«, antwortete er leise. »Wir haben herumgealbert, und die Ziege kam im falschen Moment aus dem Busch gelaufen. Trotzdem war ich wirklich sauer auf Natter, weil er sie erschossen hat. Ich habe nämlich was gegen Tierquälerei.« Verlegen hielt er inne. »Das ist ja schrecklich. Kein Wunder, dass du böse auf mich warst.«
    »Es ist so lange her. Ich weiß nicht, warum ich mich so aufgeregt habe«, erwiderte Alice höflich, während sie weiter über die Tanzfläche wirbelten. Sie war erleichtert, dass die Wahrheit nun auf dem Tisch war. Allerdings war ihr klar, dass er sich nur aus Freundlichkeit so verhielt. In wenigen Minuten würde er sie stehen lassen und zu Katie zurückkehren. Und dann würde alles vorbei sein. Doch dieser Augenblick gehörte ihr. Sie spürte die Wärme seines Körpers, als er sie fester an sich zog und sie um die anderen Tanzenden herumlotste. Bestimmt spürte er, wie ihr Herz klopfte.
    Durch die wehenden Ballkleider hindurch beobachtete Katie, wie Alice und Robert miteinander tanzten, als kennten sie sich schon seit einer Ewigkeit. Ihre Katzenaugen hatte sie zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen, und auf

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