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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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dabei jedoch auf wundersame Weise, sich aufrecht zu halten. Als Robert sich benommen aufsetzte und sich die blutige Nase hielt, stürzten sich einige kräftige Freimaurer auf die Streithähne. Natter und Paddy leisteten nur wenig Widerstand, doch es waren zwei Männer nötig, um Billy zu bändigen.
    »Du mieses Schwein!«, brüllte Billy, der sich immer noch sträubte. »Du und ihr anderen dreckigen McIains bleibt gefälligst von meiner Alice weg.«
    »Wie konntest du das tun, Billy! Du hast uns alles verdorben«, kreischte Katie und hastete auf Robert zu. »Russell, gib mir dein Taschentuch.« Sie griff nach dem hingehaltenen Taschentuch, kniete nieder und presste es auf Roberts heftig blutende Nase.
    »Halt dich da raus, Katie.« Billy war so betrunken und so wütend, dass er wahllos um sich schlug. Inzwischen stand Ray hinter ihm.
    »Es reicht, mein Sohn.«
    »Ich bringe ihn um«, stieß Katie mit zusammengebissenen Zähnen hervor. Als Robert zu Alice hinüberblickte, erkannte Katie, die ihm immer noch das Taschentuch ans Gesicht hielt, seinen sehnsüchtigen Blick. Billy hatte ihn ebenfalls bemerkt, und er wurde plötzlich kleinlaut.
    »Dafür gibt es keine Entschuldigung«, tobte der Meister der Loge.
    Rays Stimme war ganz ruhig, als er seine wässrig blauen Augen zuerst auf den Meister und dann auf Billy richtete. »Es ist Zeit zu gehen, mein Sohn«, meinte er leise und nickte den beiden kräftigen Männern zu, die Billy festhielten. Nachdem sie ihn losgelassen hatten, schlurfte Billy mit verlegen gesenktem Kopf zur Tür. Tante Bea eilte ihm nach. »Oh, Billy, warum hast du das getan?«
    »Komm, Mutter«, befahl Ray. »Wir haben genug geredet. Alice, Katie, ihr beide auch. Zurück ins Hotel. Bob wird sich um den jungen McIain kümmern.« Bob, einer der Männer, die Billy gebändigt hatten, nickte zustimmend.
    »Ich hole die restliche Familie«, sagte Tante Bea mühsam beherrscht. Plötzlich fühlte sich Alice, als ginge sie das alles nichts mehr an. Ohne auf die peinlich berührten Blicke der übrigen Gäste zu achten, raffte sie ihren zerrissenen Rock, sammelte ihre ruinierten Schuhe ein und humpelte hinter Ray und ihren Cousins aus dem Saal. Selbst die gehässigen Blicke der anderen Mütter, die sich ihr in den Rücken bohrten, konnten sie nicht mehr berühren. Sie hatte die Sehnsucht von Roberts Augen gesehen, als er ihr das letzte Mal nachgeblickt hatte, und das genügte, um den Funken der Hoffnung wieder zu schüren. Als die Familie die Flucht ergriff, stimmte die Kapelle einen Cha-Cha-Cha an.
    Dank der kühlen Nachtluft wurde Billy auf dem Nachhauseweg wieder nüchterner. »Du liebst ihn, richtig?«, sagte er vor dem Hotel zu Alice.
    »Bis jetzt wusste ich nicht, wie sehr«, flüsterte Alice. »Sei nicht traurig, Billy.« Ernst malte sich in ihren blauen Augen, als sie zu ihrem hoch gewachsenen stattlichen Cousin aufblickte. Billy lächelte Alice schief zu.
    »Und ich hab es dir vermasselt«, meinte er mit zitternder Stimme. Dann wandte er sich ab, um seine Niedergeschlagenheit zu verbergen.

Kapitel vierzehn
    Alice galoppierte über die Weiden auf Jokers Flugplatz zu. Die Augustsonne hob ihre Stimmung. Es war unmöglich, an einem solchen Tag trüben Gedanken nachzuhängen, wenn ihr eine sanfte Brise die Wangen liebkoste und sie Sherrys kräftige Schritte unter sich spürte. Heute war einer der Tage, an dem man, wie ihre Mutter stets gesagt hatte, die Hand ausstrecken und den Himmel berühren konnte. Die beiden Satteltaschen an Sherrys Flanken quollen über von verschiedenen Briefen und Maschinenteilen, die sie heute austragen musste. Gestern am späten Abend hatte Mrs. Small angerufen und sie gebeten, die abgelegeneren Farmen zu beliefern, da der Postbote wegen eines erneuten familiären Notfalls verhindert sei. Unterwegs dachte Alice über die vergangenen Monate nach. Ray hatte über drei Wochen gebraucht, um sich nach der Keilerei bei den Freimaurern, wie man den Debütantinnenball inzwischen nannte, wieder zu beruhigen. Außerdem untersagte er allen, den Namen McIain in seinem Hause auszusprechen. Anfangs hatte er Alice auch die Flugstunden verboten, doch Bea hatte ihn schließlich überzeugen können, dass es schließlich nicht sie gewesen war, die die Schlägerei angezettelt hatte.
    Katie war nach Sydney zurückgekehrt, was Alice wie immer rasch in bessere Laune versetzte. Zu Beas Bedauern und Erleichterung hatte sich Billy auf den Weg in den Norden gemacht, um Arbeit zu suchen. Paddy war zwar wieder

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