Weites Land der Träume
nahm er ihr plötzlich den Hut ab, sodass ihr das Haar offen über die Schultern fiel. Im nächsten Moment küsste er sie sanft auf die weichen lachenden Lippen. Mit einem zufriedenen Seufzer erwiderte Alice seinen Kuss. Bald verwandelte sich die zarte Liebkosung in eine leidenschaftliche Umarmung, die sie beide überraschte und das Blut in ihren Adern in Wallung brachte. Sie wollten sich nie wieder voneinander lösen, und als sie es doch taten, rangen sie beide nach Atem.
»Was war das?«, keuchte Alice mit immer noch klopfendem Herzen.
»Das war der Anfang der Liebe, die ich für dich empfinde, meine Alice«, erwiderte Robert mit belegter Stimme. »Ich bete dich an, und zwar seit dem Moment, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe.«
»Deine Alice?« Sie lachte und hörte erst auf, als er sie erneut in die Arme zog und wieder küsste, diesmal mit scheuer Zärtlichkeit, als befürchte er, sie in seinen Armen zu erdrücken, wenn er zu heftig wurde. Trotz ihrer Unerfahrenheit spürte Alice die unterdrückte Leidenschaft und sehnte sich danach, ihr endlich nachzugeben. Sie erwiderte seine Küsse, so wie sie es vermochte, schloss die Augen, ließ sich von seinem Verlangen anstecken und gestattete ihm, sanft ihre Lippen zu teilen, bis sie seine Zungenspitze im Mund spürte. Erschaudernd von diesem neu entdeckten Gefühl, machte sie sich los, voller Angst, sie könne in Lust ertrinken.
»Wollten wir nicht nach einem Bewässerungsgraben schauen?«, meinte sie mit bebender Stimme, betrachtete ihn durch lange dichte Wimpern, betastete sein Hemd und wagte kaum, ihn anzusehen.
»Einer Windmühle.« Es gelang Robert, seine Stimme zu beherrschen, obwohl das Herz in seiner Brust klopfte wie wild. Er sehnte sich danach, ihre Wimpern, ihre Wangen, ihren Hals und ihre sinnlichen roten Lippen mit Millionen von Küssen zu bedecken. Da er jedoch befürchtete, sie mit seiner ungezügelten Begierde zu verschrecken, hauchte er ihr nur einen zarten Kuss aufs Haar. »Du riechst immer nach Frühling. Wie machst du das nur?«
Nachdem er Pete mit einem Pfiff herbeigerufen hatte, stiegen sie wieder aufs Motorrad und fuhren zum Feld, wo jedes Jahr große Mengen von Paddy-Melonen wuchsen. Sie waren bitter und grün und etwa so groß wie eine Männerfaust. Die Kinder machten sich einen Spaß daraus, sie aufzuschlagen und mit ihrem Saft herumzuspritzen. Während Robert im Zickzackkurs zwischen den Melonen hindurchfuhr, presste Alice sich fest an ihn und hielt mit einer Hand ihren Hut fest, der immer wieder verrutschte. Ihre lange schwarze Mähne wehte in der gelben Staubwolke hinter ihnen her. Nach seinen Küssen vibrierte ihr ganzer Körper.
Trotz der Jahreszeit wurde es immer heißer, und nachdem Robert die Windmühle kontrolliert hatte, die offenbar ausgezeichnet funktionierte, holte er eine kleine Decke aus der Satteltasche seines Motorrades und breitete sie aus. Sie setzten sich in den Schatten eines großen Eukalyptusbaums in der Nähe des Grabens, tranken hausgemachtes Ingwerbier und taten sich an köstlichen kalten Pasteten, Salaten und selbst gebackenem Kuchen gütlich, die die Köchin eingepackt hatte. Als sie satt waren, machten sie es sich bequem und lauschten unter dem tiefblauen Blätterdach schweigend den Vögeln und den Geräuschen des Busches. Alice wünschte, dieser wunderschöne Augenblick würde niemals vergehen. Nachdem Pete sie beide abgeschleckt hatte, trollte er sich und lag hechelnd im Schatten. Robert stützte sich träge auf einen Ellenbogen und nahm Alices Hand.
»Du hast ja keine Ahnung, wie glücklich ich bin, weil ich endlich wieder bei dir sein kann«, murmelte er und strich zärtlich nacheinander über jede ihrer Fingerspitzen.
»Ich fühle mich, als hätte ich endlich meine andere Hälfte gefunden«, flüsterte Alice und streichelte seine Wange. »Ich bin so glücklich, dass mir das Herz zerspringen könnte.«
»Bis heute war mir gar nicht klar, wie sehr ich dich liebe«, sagte Robert leise und zog Alice an sich. Erst ganz sanft, dann leidenschaftlich, küsste er sie auf die Lippen und schob sie vorsichtig zurück, bis sie auf dem Boden lag. Alices Puls ging schneller, als sie seine Küsse erwiderte. Obwohl sie nun glaubte zu wissen, was sie erwartete, hatte sie nicht mit der wunderschönen Verwirrung gerechnet, die er in ihr anrichtete. Als Robert sie losließ, lag sie, immer noch zitternd vor Begierde da und war weder fähig, sich zu rühren, noch einen klaren Gedanken zu fassen. Robert betrachtete ihr
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