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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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meinte er lachend, versetzte ihr einen spielerischen Klaps auf den Po und warf ihr sein Hemd zu. »Damit kannst du dich abtrocknen.« Mit diesen Worten nahm er ein paar Schritte entfernt von ihr Platz, kehrte ihr den Rücken zu und versuchte sich auf die Sonnenstrahlen zu konzentrieren, die seine Arbeitshose trockneten.
    »Weißt du, ich werde einfach das merkwürdige Gefühl nicht los, dass das Schicksal uns füreinander bestimmt hat«, meinte Alice, als sie wieder beide voll bekleidet waren. »Ich wollte dir noch etwas sagen.« Zögernd hielt sie inne, doch Robert blickte sie auffordernd an. »Ich habe einen Traum. Es ist wie … tja, wie ein Feuer, das in mir brennt …« Aufregung ergriff sie, während sie ihm ihre Gefühle schilderte, als ihr Vater sie verlassen hatte. Dann erzählte sie ihm von ihrem Entschluss, die größte Schaffarm in Australien aufzubauen.
    Als sie fertig war, sprach Robert kein Wort und begann stattdessen hastig die Essensreste und die Decke zusammenzupacken und alles in die Satteltaschen seines Motorrades zu stopfen. Nachdem er Pete mit einem Pfiff herbeigerufen hatte, schwang er sich auf das Motorrad und ließ es an. Alice sah ihn besorgt an, und eine eiskalte Hand legte sich um ihr Herz.
    »Was ist los? Habe ich was Falsches gesagt?«, rief sie erschrocken. »Du glaubst doch nicht etwa, mir käme es nur …« Doch ihre Worte gingen im Dröhnen des Motors unter.
    »Steig auf. Mir ist gerade etwas eingefallen«, rief Robert, wandte sich ab und wich ihrem Blick aus. Unter gewaltigem Getöse knatterten sie über drei Felder, während Alice sich an seinen Rücken klammerte. Schließlich hatten sie die Weide erreicht, wo die preisgekrönten Mutterschafe von Wangianna mit ihren Lämmern grasten. Robert ließ die Maschine im Schritttempo rollen und suchte mit Blicken die Wiese ab. Obwohl Alice seinen plötzlichen Stimmungsumschwung nicht verstand, beobachtete sie erfreut die Lämmer. Einige sprangen fröhlich im Gras herum, während andere sich ausruhten oder an den Zitzen ihrer mit dichter Merinowolle bewachsenen Mütter saugten. Die meisten waren acht oder neun Wochen alt und schon markiert. Man hatte ihnen die Hängeschwänze entfernt, und ihr Fell zeigte bereits die typischen Merinolocken.
    Robert, der offenbar nicht fand, was er gesucht hatte, setzte die Fahrt über die Weiden fort und stoppte schließlich vor einem Schuppen neben den Unterkünften der Landarbeiter, wo ein etwa vierzigjähriger Aborigine stand und ein Stück Draht mit einer Zange bearbeitete. Robert stieg ab, nahm Alice an der Hand und ging auf den Mann zu.
    »Melon, Sie kennen doch Alice«, begann er.
    »Aber natürlich, Miss Alice. Der junge Boss redet ständig über Sie.« Melons dunkles Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen, und er tippte sich an den breitkrempigen Buschmannshut, den er auf seinem dichten schwarzen Lockenschopf trug. Alice errötete heftig. »Sie wollen mich wohl kontrollieren, Chef?«, meinte der schwarze Mann dann lachend.
    »Genau, Melon. Nein, mich interessiert eher, wie es den beiden kleinen Nachzüglern geht, von denen Sie mir erzählt haben.«
    »Kommen Sie mit und schauen Sie selbst.« Melon drehte sich um und ging um den Schuppen herum, wo ein provisorischer Pferch stand. Begeistert sah Alice zu, wie zwei Zwillingslämmer, das lockige Fell feucht vom Waschen und die Nabelschnüre noch an den Bäuchlein hängend, auf sie zugestakst kamen und dabei fordernd blökten.
    »Hören Sie sich die beiden Radaubrüder an. Man möchte meinen, sie sind am Verhungern, und dabei habe ich sie erst vor einer Stunde gefüttert«, sagte Melon. Inzwischen war er mit dem Drahtstück fertig und befestigte es als zusätzliches Scharnier am Tor des Pferches.
    »Also haben Sie mit der Mutter kein Glück gehabt?«, fragte Robert.
    »Leider nein. Sie war schon zu schwach, als ich sie fand. Und dabei war sie ein gutes Zuchtschaf. Ich habe drei Mal versucht, die armen Würmer anderen Mutterschafen unterzuschieben, aber die waren alle zu geizig und wollten nicht teilen.«
    »Das arme Ding. Sie hatten schon immer ein gutes Herz, Melon. Ich wusste, dass ich mich auf Sie verlassen kann.« Robert und der gedrungene Mann mit dem wettergegerbten Gesicht grinsten einander zu. Alice bemerkte, wie nah sich die beiden standen. Und da sie immer noch überglücklich wegen Roberts Heiratsantrag war, musste sie auch lächeln.
    »Aber die beiden werden es bestimmt schaffen.« Melon zwinkerte Robert zu und wies mit dem Kopf auf

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