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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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gestürmt. Während Donnerschlag auf Donnerschlag folgte und ein scharfer Wind die Bäume schüttelte, kauerten sie sich in der Küche zusammen. Allerdings fiel kein Tropfen Regen, und nach einer Weile verzog sich das Unwetter in der Ferne. »Böse Geister«, sagte Netta. Doch Sibell zog Wesley zu sich heran. »Nein«, erklärte sie dem verängstigten Jungen. »Das sind nur Wolken, die zusammenstoßen.« »Walum?« fragte Wesley und klang wie Sam Lim. Sibell merkte, daß ihre Erklärung ebenso dumm war wie Nettas. Wie sollte der arme Junge nur richtig Englisch lernen, solange seine Lehrer zwei schwarze Mädchen und ein Chinese waren? Sie beschloß, ihm mehr Zeit zu widmen; er war ein fröhliches Kind, immer zu Späßen aufgelegt und sehr neugierig. Sibell hatte ihn in ihr Herz geschlossen. An diesem Abend wartete Sibell auf Maudie, nachdem Casey ihr Bericht erstattet hatte. Als diese sich nicht blicken ließ, ging sie zu der Männerunterkunft, wo Sam Lim, Casey und ein paar andere Männer Karten spielten. »Maudie ist noch nicht nach Hause gekommen. Habt ihr sie gesehen?« »Sie wird nicht weit sein«, sagte Casey. »Maudie kann auf sich selbst aufpassen.« »Aber es ist schon acht Uhr vorbei und schwärzeste Nacht…« Nur mit Mühe wandte Casey den Blick von seinem Blatt. »Hat einer von euch sie heute gesehen?« Als die anderen den Kopf schüttelten, stand er auf. »Ich vermute, sie schläft heute Nacht draußen.« Trotzdem ging er hinüber in den Schlafsaal, um die anderen Männer zu fragen. Nach einer Weile kehrte er kopfschüttelnd zurück. »Johnnie ist ihr am Morgen noch begegnet«, erklärte er. »Sie wollte nach ein paar Wasserlöchern sehen.« »In welcher Richtung?« fragte Sibell. »Tja, das ist eine gute Frage.« »Nach den Wasserlöchern zu sehen dauert nicht die ganze Nacht«, meinte Sibell. »Außer sie hat sich zu weit vom Haus entfernt«, entgegnete Casey. »Ich mache mir Sorgen. Womöglich sind die Schwarzen in unsere Gegend zurückgekehrt.« Cliffs Tod stand Sibell immer noch vor Augen, und die schwarze Stille dort draußen kam ihr plötzlich ungewohnt bedrohlich vor. »Sind Sie der Meinung, wir sollen losziehen und sie suchen?« fragte Casey. Sibell merkte jetzt, warum Zack Maudie als Verantwortliche zurückgelassen hatte. Der Vorarbeiter war zwar tüchtig und verläßlich, aber offensichtlich nicht gewohnt, Entscheidungen zu treffen. »Ja«, sagte sie, »und zwar sofort.« Sie war überrascht, als er ihr ohne Widerspruch gehorchte. Nachdem die Suchtrupps aufgebrochen waren, breitete sich eine unheimliche Stille aus. Daß die Lampen vor den Unterkünften der Männer die ganze Nacht brannten, war ungewohnt für die Zurückgebliebenen. Düsteren Schatten gleich kehrten die Reiter zur Farm zurück, und die klagenden Rufe der Nachtvögel jagten Sibell eine Gänsehaut über den Rücken. Da Sibell nicht länger untätig herumsitzen konnte, sattelte sie bei Morgengrauen ihr Pferd, um sich an der Suche zu beteiligen. Netta lief ihr nach. »Miss Sibell«, rief sie, »nehmen Sie diese Burschen mit. Sie haben gute Augen.« Zwei junge Aborigines in zerschlissenen Arbeitshosen und abgetragenen Unterhemden kamen zögernd hinter ihr her. »Nehmen Sie sie mit. Auf Sie muß auch jemand aufpassen.« Netta grinste, und Sibell fand den Gedanken nicht mehr so dumm. »Gut, sie sollen sich Pferde geben lassen.« »Keine Pferde«, meinte Netta geringschätzig. »Sie laufen.« Sibell war froh, daß Casey ihren Aufbruch nicht beobachten konnte. Denn als sie hinter den beiden Burschen her ritt, die bereits den Weg entlangliefen, hatte sie das Gefühl, daß er das nicht gutheißen würde. Aber sie hatte nicht vor, sich weit vom Haus zu entfernen, und wahrscheinlich würden die Männer Maudie bei Tageslicht ohnehin bald gefunden haben. Eigentlich hatte sie erwartet, daß sie auf dem Hauptweg, etwa eine Meile vom Wohnhaus entfernt, auf einen anderen Suchtrupp stoßen würde, doch die auseinanderstrebenden Wege lagen verlassen da. »Welche Richtung wollen wir einschlagen?« fragte sie ihre Spurenleser. Doch diese standen, ohne sie zu beachten, nur schweigend da und spitzten die Ohren. Abgesehen vom gewohnten Vogelgezwitscher war für Sibell nichts Ungewöhnliches zu vernehmen, und es kam ihr sinnlos vor, auf ein Lebenszeichen von Maudie zu lauschen. Doch plötzlich bogen die beiden unvermittelt in einen schmalen Pfad ein, der in den Busch führte, und Sibell folgte ihnen. Als sie um eine Kurve kam, hörte Sibell die beiden

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