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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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Monate ohne Brandzeichen herumlaufen?« »Weil wir in der Regenzeit keinen der Flüsse mehr überqueren können.« »Ich wußte nicht, daß die Regenzeit so lange dauert.« »Sogar noch länger«, sagte Maudie. »Von Oktober bis April. Glücklicherweise sind wir dieses Jahr spät dran. Und das macht mir auch zu schaffen, nämlich daß wir jetzt schon Oktober haben.« »Aber woher wissen Sie, daß es draußen noch mehr Rinder gibt, als hier in meiner Liste aufgeführt?« »Weil wir letztes Jahr diese Gegend inspiziert haben. Das steht auch in Ihren tollen Büchern, wenn Sie sie richtig lesen würden. Und es gibt keinen Grund, weshalb die Rinder nicht mehr dort sein sollten. Gut, letztes Jahr sind vierhundert Stück bei einer Überschwemmung ertrunken, aber dieses Jahr ist es viel besser gelaufen. Und durch die neuen Kälber müßte die Herde angewachsen sein. Schade, daß Cliff nicht mehr sehen kann, daß sich die Farm nun doch noch so gut entwickelt.« Sie sprach nur selten von Cliff, und Sibell konnte das verstehen. Auch sie mochte immer noch nicht über ihre Eltern reden. »Also!« Maudie rutschte unruhig hin und her. Die erzwungene Untätigkeit machte ihr zu schaffen. »Wir müssen das in Ordnung bringen. Ich will mir von Zack nicht sagen lassen, ich sei unfähig. Holen Sie den Einspänner, Sibell. Ich lasse mich von Casey dorthin fahren.« »Das werden Sie schön bleiben lassen. Doktor Brody hat gesagt, Sie dürfen sich nicht bewegen, weil Ihr Bein an zwei Stellen gebrochen ist.« Sie konnte Maudies Sorgen verstehen, denn auch sie wollte von Zack keinen Tadel einheimsen. »Ich fahre hin«, erklärte sie. »Ich fahre raus und erledige die Arbeit.« »Das werden Sie nicht tun. Sie brechen sich da draußen noch den Hals!« »Unsinn! Wir sollten die Farm in Bezirke aufteilen und die Männer noch mal zum Nachprüfen rausschicken. Und ich schwindele ihnen was vor. Ich sage, daß wir anhand der Zahlen vom letzten Jahr feststellen können, daß sie nicht richtig gezählt haben.« »Und daß sie uns übers Ohr hauen wollten«, ergänzte Maudie. »Genau, daß sie uns übers Ohr hauen und daß Zack wütend auf sie sein wird.« »Daß Zack jeden einzelnen dieser Halunken feuern wird«, berichtigte Maudie. Doch dann fiel Sibell etwas ein. »Und wer kümmert sich um Sie?« »Netta natürlich. Mein Gott, mit nur einem Arm und einem Bein komme ich mir so nutzlos vor. Aber auf sie gestützt kann ich wenigstens durch die Gegend humpeln. Außerdem kann ich mich in die Küche setzen und zugucken, wie sie alles anbrennen läßt.« Wesley kam ins Zimmer geschlendert, und seine Mutter verzog das Gesicht, als er sie schüttelte. »Mama, du erzählst Geschichte«, bettelte er. Sibell sah, wie Maudie bei diesem verstümmelten Satz zusammenzuckte. Zumindest fiel es ihr endlich auf. »Ich kenne keine Geschichten«, erwiderte sie mißmutig. »Aber sicher tun Sie das«, widersprach Sibell. »Sie müssen Hunderte von aufregenden Geschichten aus dem Busch kennen. Sie können ihm aus Ihrer Kindheit erzählen.« »Und wozu soll das gut sein?« fragte Maudie. »Das ist wichtig«, erwiderte Sibell. Aber sie wollte Maudie nicht aufregen, indem sie darauf beharrte; deshalb wechselte sie schnell das Thema. »Ich werde gleich mal Casey zu Ihnen schicken. Sie müssen ihm sagen, daß ich jetzt die Befehle gebe, sonst gehorchen die Männer mir nicht. Wollen Sie das tun, Maudie?« »Das muß ich wohl. Aber wenn Sie im Busch in Schwierigkeiten geraten, ist das nicht meine Schuld.« »Das hat auch niemand behauptet.« Sibell nahm Wesley, um ihn ins Bett zu bringen. Vorher las sie ihm noch die Geschichte von den drei kleinen Schweinchen vor, der er verzückt lauschte. »Wesley, ich kann dir jetzt ein paar Tage keinen Unterricht mehr geben«, erklärte sie dem Jungen, »weil ich zum Rinderzählen ausreiten muß. Versprichst du mir, daß du die Zwillinge nicht ärgerst?« »Ja«, sagte er. Dann blickte er forschend zu ihr auf. »Ist Zack jetzt auch im Himmel, wie mein Papa?« »Wie kommst du denn darauf? Nein! Zack ist mit einer Rinderherde unterwegs zu einer anderen Farm, und bald kommt er wieder nach Hause.« »Das ist gut«, seufzte Wesley müde. »Ich mag Zack gerne.« Zu ihrer Überraschung merkte Sibell, daß ihr die Augen feucht wurden. Sie blieb bei Wesley, bis er eingeschlafen war, in Gedanken mit ihrem eigenen Schicksal beschäftigt. Zumindest hatte sie einen Vater gehabt, solange sie klein war. Wesley hingegen würde sich später an Cliff kaum noch

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