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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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wie man sich aus dem Land versorgte und vor allem, daß sie die Wüstenflächen mieden, indem sie den tropischen Norden ansteuerten und dann der Küste südwärts folgten. Mehrere Tage lang zogen sie quer durch die Wildnis. Dabei war es ihnen eine große Hilfe, daß sie mit den Pferden der drei überfallenen Männer Tiere zum Wechseln hatten. Sie nächtigten in den Wäldern, und eines Abends schickte Joe Joshua zu einem schlammigen Tümpel, um die beiden Enten zu holen, die er geschossen hatte. Währenddessen wollte er das Feuer entzünden und den Wasserkessel aufsetzen. »Himmel, ist das heiß«, meinte Joshua, während er sich abseits der Rauchwolke auf den Boden hockte. »Ich h-h-habe noch keinen Ort erlebt, wo es s-s-so heiß war wie h-h-hier.« »Dann zieh doch dein Hemd aus«, entgegnete Joe. »Du kannst immer nur jammern.« »Ja, und dann lasse ich mich von den Mücken zerstechen.« »Dann zieh wenigstens die bescheuerte Weste aus. Ich kann nicht verstehen, warum du sie die ganze Zeit anbehältst und dich darin braten läßt.« Dabei war die Weste Joshuas ganzer Stolz – er hatte sie auf ehrliche Weise bei einem Kartenspiel gewonnen. Doch jetzt zog er sie tatsächlich aus und hängte sie sorgfältig über einen Ast. Dann hockte er sich neben Joe und leckte sich beim Anblick der fetten Enten, die über dem Feuer rösteten, die Lippen. »W-Wann sind sie fertig?« fragte er. »Wenn sie verdammt noch mal gar sind«, erwiderte sein Bruder und zündete sich eine Pfeife an. Sie schienen aus dem Nichts zu kommen. Ohne Warnung tauchten sie zwischen den Stämmen auf. Ein halbes Dutzend Schwarze mit beängstigend bemalten Gesichtern richteten ihre Speere auf Joe und Joshua. Doch Joe begrüßte sie, ohne eine Miene zu verziehen. »Hallo, Freunde«, rief er unbekümmert. »Ihr kommt gerade richtig zum Tee.« Er wies auf die Enten. »Na, wie würde euch das schmecken?« »Revolver her«, sagte einer von ihnen. Joe lachte. Ihre beiden Feuerwaffen lagen griffbereit und geladen – zehn Schritte von ihm entfernt. Und auch Joshua konnte sie nicht erreichen. »Du sprichst englisch?« fragte er, und der Mann grinste. »Lernen bei Pater auf Mission.« Joe kratzte sich den Kopf. »Stimmt das?« Wenn diese Schwarzen auf einer Mission gelebt hatten, warum waren sie dann jetzt hinter Waffen her? Allem Anschein nach Aufständische. Das gefiel ihm ganz und gar nicht. »Die Knarren können wir euch nicht geben, Freunde«, sagte er. »Aber wir haben ein Pferd übrig. Das könnt ihr haben.« »Scheißpferd«, sagte der missionsgebildete Aborigine und trat einen Schritt auf die Revolver zu. »Alles klar, du hast gewonnen.« Joe lächelte. »Wir suchen keinen Streit mit euch Schwarzen. Wir sind eure Freunde und wollen nach Westen. Was ist in dieser Richtung?« »Große Fluß.« »Können wir den überqueren?« »Mächtig breit.« »Kannst du uns morgen früh zeigen, wie wir rüberkommen?« Der Sprecher nickte, und für Joe war die Angelegenheit damit erledigt. Es ärgerte ihn, daß sie ihre Revolver schon wieder verloren hatten und die Enten mit den Schwarzen teilen mußten, die keine Anstalten machten zu gehen. Aber das ließ sich alles ersetzen. Er fragte sich, wo diese Mission wohl liegen mochte. Selbst heilige Männer trugen hier Waffen, um Wild zu jagen und sich gegen Schlangen zu verteidigen. Dort hätten sie ein leichtes Spiel. Einer der Schwarzen schien offensichtlich einen Scherz gemacht zu haben, und Joe lächelte sie an. »Babbel Babbel«, sagte er zu Joshua, weil sich ihre Sprache für ihn so anhörte. Sie schwätzten unentwegt, ohne Punkt und Komma. »Gehen mit unsere Mann«, erklärte ihnen der Sprecher. »Sehen große Fluß.« »Heute ist es schon ein bißchen zu spät«, sagte Joe freundlich. »In einer Stunde wird es dunkel.« Doch die Schwarzen waren bereits am Aufbrechen. »Sie z-z-ziehen weiter«, bemerkte Joshua. »Wenn w-w-ir nicht mitgehen, f-f-finden wir die beste Stelle z-z-zum Übersetzen nie.« »Wie es aussieht«, stellte Joe fest, »werden wir ohnehin nicht gefragt. Sie entführen uns.« Die Aborigines nahmen sie in ihre Mitte, die Speere gezückt. »Ich hätte sie nicht fragen dürfen.« In Gesellschaft ihrer Führer, die Pferde im Schlepptau, zogen sie gen Nordwesten durch eine Landschaft, die mit jedem Schritt unwirtlicher wurde. »Das ist ein richtiger Dschungel«, klagte Joe, während er für die Pferde, die sich immer wieder in den steifen, schweren Schlingpflanzen verfingen, eine Schneise frei schlug.

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