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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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hat.« »Das sind mir zu viele ›Wenn‹«, sagte Starkey. »Machen wir uns auf den Weg. Schätze, nach Pine Creek ist's am kürzesten.«    
     
    * * *
     

Sie waren Brüder und hießen Joe und Joshua Phelps. Außerdem befanden sie sich auf der Flucht. Sie waren »Einmal quer d-d-durch das g-gottverdammte L–L-Land gezogen«, wie Joshua es ausgedrückt hätte, und durften sich keine Ruhe gönnen. Nach ihrer Flucht aus dem Gefängnis von Townsville, wo sie eine Strafe wegen eines Banküberfalls absaßen, hatten sie sich nach Westen gewandt und auf die Großzügigkeit der Farmbesitzer und der wenigen anderen Reisenden verlassen. Zumindest nannte Joe es Großzügigkeit; die Opfer bezeichneten es als bewaffneten Raub. »Gesegnet seien die Gebenden«, zitierte Joe immer wieder gern, wenn sie ihre müden Pferde durch gestohlene Tiere ersetzten oder sich mit vorgehaltener Waffe auf abgelegenen Farmen mit Vorräten und Schnaps eindeckten. Bei Geschäften mit den Schwarzen gingen sie allerdings vorsichtiger zu Werke. Für eine »horizontale Erfrischung« mit ihren Mädchen zahlten sie zwischen drei Pence und einem Shilling, je nachdem, wie hübsch sie war. Wenn das Geld knapp wurde, taten es auch andere Dinge: Decken, ein Stück Pökelfleisch oder selbst ein überzähliger Revolver, der ihnen in die Hände gefallen war. Joe hielt sich selbst für einen Mann mit Weitblick. »Wir müssen die Aborigines auf unsere Seite ziehen«, erklärte er Joshua. »Sie werden dafür sorgen, daß wir die Bullen abschütteln können.« »W-Wo wollen w-wir den jetzt h-h-hin?« fragte Joshua. »Ich habe dir doch schon gesagt, du Schwachkopf, nach Westen. Dabei überqueren wir nicht nur eine Grenze, sondern gleich zwei. Die Bullen drüben haben sicher noch nichts von uns gehört, also sind wir da so sicher wie ein Schaf in der Herde.« Bei ihren Überfällen übernahm Joe das Sprechen. »Ich darf gar nicht dran denken«, hatte er gelacht, »was passiert, wenn du sie mit deinem verdammten Stottern dazu bringen willst, die Hände hochzuheben!« Das war sein Lieblingswitz. Obwohl er Joshua überhaupt nicht paßte, durfte er sich nicht beklagen, denn schließlich war Joe sein Kumpel und Bruder. »H-H-H-H-Hände h-h-h-h-hoch«, wiederholte Joe gern und brach in schallendes Gelächter aus, wenn er sich ausmalte, wie die verängstigten Frauen auf den Farmen, also ihre gewohnten Opfer, auf das Kommando warteten. »Bis du fertig bist, haben die schon längst das Gewehr in der Hand«, spottete er. Schließlich gelangten sie ins Northern Territory, wo sie allerdings nur noch schwer vorankamen. »Ein gottverdammtes, elendes Stück Erde ist das hier«, fluchte Joe, als sie sich Hunderte von Meilen durch ausgetrocknete, zerfurchte Flußbetten vorankämpften. Zuerst gab Joes Pferd den Geist auf und dann auch das andere. Zu Fuß stolperten sie weiter, halb verhungert und verdurstet, warfen im Kampf gegen die brütende Hitze ihre letzten Besitztümer fort, bis sie schließlich von einer Horde Schwarzer gerettet wurden. »Hab' ich's nicht gesagt?« meinte Joe, als sie langsam wieder zu Kräften kamen. »Das sind die einzigen Halunken auf der ganzen verfluchten Welt, auf die man sich verlassen kann.« Das meinte er sogar ernst. Joe mochte die Aborigines gern. Seiner Meinung nach wurden sie ebenso herumgestoßen wie arme Weiße, und ihm gefiel ihre Fröhlichkeit, die kichernden Frauen und die breit grinsenden Männer. Die Mühe, die Namen ihrer Stämme zu lernen, machte er sich allerdings nicht, denn für ihn sahen sie alle gleich aus. Außerdem waren sie so zahlreich wie Känguruhs. Als er sich wieder gesund fühlte, blickte er seine neuen Freunde an. »Wo liegt das nächste Farmhaus?« »In der N-N-ähe?« jammerte Joshua, als sie mit den Schwarzen seit fast einer Woche unterwegs waren. »In der N-Nähe nennen sie das?« Schließlich zeigten die Eingeborenen stolz auf ein Wohnhaus. Auf eine verlassene Holzhütte. Die Brüder durchwühlten das Innere und förderten lediglich ein paar Lebensmitteldosen und Flaschen Rum zutage. »Mein Gott, was für eine Bruchbude«, meinte Joe. »Und hier soll ein Landbesitzer wohnen? Der, dem all das verdammte Land hier gehört? In Queensland wäre so etwas nicht möglich.« Allerdings entdeckten sie auch einige Pferde, und Joshua fing die beiden besten davon ein, während Joe eine Scheune aufbrach und zwei Sättel holte. »Mist«, sagte er, während er sich am ganzen Körper kratzte. »Diese Dinger wimmeln so von Flöhen,

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