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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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servierte Brotfladen mit Marmelade. Dann beobachtete sie, wie der schwarze Mann sich so selbstverständlich mit der weißen Frau unterhielt, als ob es sein angestammtes Recht gewesen wäre. Sibell öffnete das Paket und zog einen hübschen, gehäkelten Schal heraus, der zwar ziemlich schmutzig und feucht, aber noch zu retten war. »Er ist wunderschön«, sagte sie. »Wie nett von dir.« »Hab' ihn von weither mitgebracht«, berichtete Jimmy. »Von Logan.« Ihre Augen leuchteten auf. »Vielen Dank. Das freut mich sehr. Ich dachte schon, er hätte mich vergessen. Wie geht es ihm? Erzähl mir alles von ihm, Jimmy.« Sibell erfuhr nicht viel, außer daß Logan schwer in den Minen arbeitete, allein in einer Hütte in Katherine lebte und seine Mahlzeiten wie die Arbeiter auf der Farm in einem Küchenhaus einnahm. Er tat ihr leid, weil er so ein entbehrungsreiches Leben führen mußte. Außerdem kam sie sich schäbig vor, weil sie an ihm gezweifelt hatte. »Kommt er hierher?« fragte sie Jimmy, der begeistert nickte. »Ja. Er sagt, bald kommt er nach Black Wattle. Ich glaube, er macht Sie zu seiner Frau, oder?« Sibell nickte freudig. Heute war wirklich ein himmlischer Tag, und sie war Jimmy für seine Mühe dankbar. So weit war er ihretwegen gelaufen. Sie wollte ihm danken, und dann fiel ihr das Pferd wieder ein… »Ich habe eine Überraschung für dich, Jimmy. Jetzt kann ich es mir leisten, also kaufe ich dir ein Pferd. Ich habe mein Versprechen nicht vergessen.« Netta gelang es, Jimmy in den Hof zu schicken, ehe es Zeit war, Maudie beim Aufstehen zu helfen und sie in die Küche zu bringen. Casey hatte für Maudie aus einer starken Astgabel eine Krücke gemacht, und sie humpelte damit durchs Haus. Dabei sah sie zwar ziemlich komisch aus, aber niemand wagte zu lachen. Sofort hatte sie Jimmy entdeckt. »Wer ist denn dieser Bursche da draußen?« Sibell erklärte ihr, woher sie Jimmy kannte, und Maudie behandelte ihn ausgesprochen freundlich. So sehr, daß Sibell argwöhnte, daß es mehr mit Logan als mit Jimmy selbst zu tun hatte. »Bleibt er?« fragte Maudie. »Er würde gerne«, antwortete Sibell, und Maudie humpelte zur Hintertür. »Brauchst du Arbeit?« rief sie Jimmy zu. »Schon«, antwortete Jimmy. »Dann kannst du in den Ställen arbeiten. Geh ins Kochhaus und suche Sam Lim. Er wird dir was zu essen geben und dir alles erklären.« »Gut, Missus.« Jimmy trollte sich grinsend. »Ich möchte ein Pferd kaufen, Maudie«, sagte Sibell. »Kann ich Casey bitten, eines für mich auszusuchen?« »Ist mit Merry etwas nicht in Ordnung?« »Es geht ihr gut. Das Pferd ist nicht für mich. Ich habe Jimmy vor langer Zeit ein Pferd versprochen, und ich muß mein Versprechen halten.« »Sie sind ja vollkommen übergeschnappt. Aborigines haben keine eigenen Pferde!« »Ich habe es versprochen«, beharrte Sibell. »Nach unserem Schiffbruch hat Jimmy uns gefunden und uns das Leben gerettet.« Sibell hatte niemals Einzelheiten ihres Schiffbruchs verraten, und Maudie wurde neugierig. »War Logan auch dabei?« »Ja, und noch viele andere Leute.« Das entsprach der Wahrheit, rechtfertigte sie ihre Lüge, wenn man die Schwarzen im Lager mitzählte. »Nun ja, es ist schließlich Ihr Geld, und ich mache ein Geschäft«, meinte Maudie. »Reden Sie mit Casey.« Sibell zeigte ihr den Schal. »Logan hat ihn mir geschickt«, verkündete sie stolz. »Ist er nicht schön?« »Nach dem Waschen vielleicht«, antwortete Maudie naserümpfend.    
     
    * * *
     
    Dieser Sonntag war der schönste Tag in Jimmy Moons Leben. Netta hatte den Schwarzen auf der Farm erzählt, was heute geschehen würde, und alle kamen ungläubig herbeigeströmt. Sie gehörten zum Stamm der Waray, die die gleiche Sprache sprachen wie die Jawoyn in der Nähe von Katherine. Obwohl sie sich mit den Weißen nun schon seit einigen Jahren abgefunden hatten, hatten sie noch nie von einem Aborigine gehört, der sein eigenes Pferd besaß. Einige der Männer und Frauen, die gute Reiter waren, arbeiteten auf der Farm – hauptsächlich deshalb, wie Jimmy befriedigt feststellte, weil es hier im sogenannten Top End dieses riesigen Landes nicht genug Weiße gab. Allerdings gehörten die Pferde der Farm, nicht den Reitern. Jimmy gefiel es auf Black Wattle, und da sich seine Wanderung ihrem Ende näherte, beschloß er, die Farm – wie schon die Farm der Cambrays – zu seinem Stützpunkt zu machen. Ständig sprach Logan davon, daß er Katherine verlassen wollte, und da Missibel hier

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