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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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her. Da Hilda sich um Konventionen nicht scherte, steuerte sie den Einspänner kurzerhand in den Hinterhof eines kleinen Ladens. Auf sie gestützt humpelte Maudie hinein und fand sich in einem stickigen Raum, in dem sich die Akten bis zur Decke türmten. »Mein Gott, Chester«, entrüstete sich Hilda. »Wie finden Sie sich in diesem Durcheinander nur zurecht? Und wie geht es Ihrer Gicht?« Ein Schreiber, der in der Ecke saß, verbeugte sich. Er kaute an seinem Bleistift und blickte sie neugierig an, als Chester seine Brille abnahm, sich erhob und sich die weißen Strähnen aus der geröteten Stirn strich. »Guten Tag, die Damen.« Er stöhnte beim Aufstehen. »Die Gicht macht mir schwer zu schaffen, Hilda. Das liegt an der feuchten Luft.« »Wohl eher am Portwein, würde ich sagen«, entgegnete Hilda und zog für Maudie einen Stuhl heran. »Kennen Sie Mrs. Hamilton, Charlottes Schwiegertochter?« »Ja. Mein Beileid, Madam, zu diesem zweifachen Schicksalsschlag. Es war mir leider nicht möglich, der Beerdigung beizuwohnen – diese höllische Gicht hat mir das Reisen verleidet –, doch in Gedanken war ich bei Ihnen.« Ungeduldig hörte Maudie zu, wie die beiden sich unterhielten, während Chester auf der Suche nach dem Testament Papierstöße aus Schubfächern holte, sie ausbreitete und wieder wegräumte. Für sie dauerte es eine Ewigkeit. »Hatte die Hamiltons schon erwartet, nun, wo die Regenzeit vor der Tür steht«, erklärte er Hilda. »Eigentlich habe ich vorgehabt, das Testament bereitzulegen. Mit der Post wollte ich es nicht schicken, so wie die Dinge bei uns nun mal liegen.« Hilda gab Maudie hinter seinem Rücken einen Wink. »Habe ich's nicht gesagt?« deuteten ihre Lippen an. »Es liegt hier.« »Den ganzen Ärger habe ich jetzt nur«, murmelte er, noch immer suchend, »weil Charlotte das Testament schon vor einer ganzen Weile aufgesetzt hat. Deshalb ist es jetzt ein bißchen schwierig, es wieder aufzuspüren.« Seine Worte deuteten an, sie sollten später noch einmal wiederkommen. Doch Hilda ließ sich nicht vertrösten. »Wir können warten«, erwiderte sie ungerührt. »Von den Besitztümern der armen Charlotte ist ja wohl nicht viel übrig geblieben«, sagte Chester. »Nur die Farm und das kleine Strandhaus. Soweit ich mich erinnere, dachte sie damals, daß sie ihren Söhnen ein Vermögen vermachen würde, mit all ihren Beteiligungen und so weiter… Aber Black Wattle ist ja immer noch eine prächtige Farm… Ah, hier ist es.« Maudie blieb die Demütigung erspart, ihre mangelnden Lesekünste unter Beweis zu stellen, da Chester sich daranmachte, das Testament vorzulesen. »Von Rechts wegen müßte Zack eigentlich dabei sein«, begann er. »Zack kommt später«, erklärte Hilda. »Sie können es ihm ja dann noch einmal vorlesen. Maudie muß ihre Angelegenheiten in Ordnung bringen. Cliffs Anteil geht doch auf sie über, nicht wahr? Cliff hat nämlich kein Testament hinterlassen.« »Ts, ts, ts. Kein Testament? Du meine Güte… na ja, natürlich. Das bedeutet weiteren Papierkram, aber mehr auch nicht.« »Sie muß wissen, woran sie ist«, beharrte Hilda, und Chester, der sich von ihr in die Enge getrieben fühlte, fuhr mit der Verlesung des Testaments fort. Als sie die Anwaltskanzlei verlassen hatten, blieb Maudie ratlos stehen. »Ich verstehe das alles nicht.« »Seien Sie still und gehen Sie weiter«, sagte Hilda. Sie lenkte den Einspänner in den Schatten eines Baumes. »Und jetzt hören Sie mir zu. Offensichtlich hat Charlotte die Zukunft im Auge gehabt. Sie wußte, daß es zwangsläufig zu Ärger kommen muß, wenn zwei Brüder und ihre Frauen ein und dieselbe Farm leiten. Deshalb wollte sie, daß jeder ihrer beiden Söhne eine eigene Farm bekommt.« »Das ist mir nicht neu«, meinte Maudie. »Das hatte sie schon seit langem im Sinn.« »Gut. Aber Charlotte wollte ihre beiden Söhne gerecht behandeln, und deshalb hat sie offen gelassen, wer Black Wattle bekommt. Zack als der ältere hat das Vorkaufsrecht, und wenn er sich dagegen entscheidet, wäre die Reihe an Cliff gewesen. Beziehungsweise sind Sie jetzt dran.« »Nein, bin ich nicht. Zack wird Black Wattle behalten.« »Meine Liebe, Vorkaufsrecht bedeutet, daß man kaufen muß.« »Das ist ja noch schlimmer«, klagte Maudie. »Wenn er mich auszahlt, sitze ich auf dem trockenen. Dann habe ich nichts als einen Haufen Geld.« »Aber immerhin genug, um sich eine andere Farm kaufen zu können.« »Soll ich mich etwa hinausdrängen lassen?« Hilda

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