Weites wildes Land
erörtert, und Pferdediebstahl galt als das schwerste Verbrechen. Die Versteigerung der Einjährigen war ein ungeheuer wichtiges Ereignis, und die Rennen stellten nicht nur eine Gelegenheit zum Feiern dar, sondern boten jedermann die Gelegenheit, sich mit den besten Reitern zu messen. Als Logan sich schließlich doch Blackburns Landstreitigkeiten widmen mußte, stellte er zu seiner Freude fest, daß Percy Gilbert der Kläger war. Grinsend rieb er sich die Hände. Tommy Blackburn gewann seinen Prozeß, und Logans finanzielle Lage verbesserte sich schlagartig. Außerdem hatte Tommy viele Freunde, die ebenfalls Logans Rat suchten. Endlich stand Logan auf der Seite der Sieger. Der Magistrat Ezra Freeman, auch ein Überlebender der Cambridge Star, betrachtete Logan als Freund, dem er sich durch die Tragödie besonders verbunden fühlte. Da ihm das Ergebnis dieser Prozesse gleichgültig war und ihm nur daran lag, den riesigen Aktenberg auf seinem Schreibtisch so rasch wie möglich aufzuarbeiten, freute er sich darüber, wie schnell Logan die Dinge regelte. »Nur immer weg damit, Logan«, sagte er. »Bringen Sie diese Streitereien in Ordnung. Ich muß mich mit wichtigeren Angelegenheiten befassen, mit wirklichen Verbrechen.« Im Grunde seines Herzens war Ezra wie ein kleiner Junge. Ihm gefielen die aufregenden Gerichtsverhandlungen, die lässig einherschreitenden Cowboys, die mit der Pistole an der Hüfte durch die Straßen schlenderten, und die immer noch andauernden Kämpfe mit den Schwarzen. Er hatte sich sogar einen Colt mit silbernem Griff zugelegt, den er nun drohend im Gerichtssaal schwang. Manchmal schoß er sogar in die Luft, um für Ruhe zu sorgen. Auch Logan hatte Spaß an dem fröhlichen Durcheinander in den Kolonien. In der Stadt gab es ebenso viele Bordelle wie Wirtshäuser, so daß es einem Mann eigentlich an nichts mangelte, und sonntags ging man auf dem Swan angeln. Was brauchte ein Mann mehr? fragte er sich, als sein Bankkonto zusehends wuchs. Nun mußte er sich nicht mehr in finsteren Seitengassen herumdrücken – er war jetzt ein ordentliches Mitglied der Gesellschaft.
* * *
»Dieser Mann ist ein Schurke!« schnaubte Percy Gilbert. »Man sollte ihn teeren und federn! Ich habe mich schon bei seinen Vorgesetzten beschwert, aber man könnte ebensogut an eine Wand reden. Es ist ein Skandal. Sie behaupten, sie hätten nicht genügend Leute, um der Sache nachzugehen! Eine Schlamperei ist das! Nichts als Faulheit!« »Ein ausgezeichneter Portwein«, bemerkte Ezra Freeman und öffnete drei Knöpfe seiner Weste, um es sich nach der reichhaltigen Mahlzeit bequem zu machen. »Die Behörden hier sind völlig überlastet, wir haben zuwenig Leute. Du meine Güte, als ob ich das nicht wüßte! Ich stecke bis über beide Ohren in Arbeit, und es besteht keine Aussicht, daß sich das in absehbarer Zeit ändert. Von allen Seiten werde ich bestürmt. Selbst der Gefängnisdirektor hat angedeutet, ich solle ihm nicht soviel Kundschaft schicken. Waren Sie schon mal draußen im Fremantle-Gefängnis? Wirklich eindrucksvoll; beim Anblick der Einzelzellen ist es mir kalt den Rücken hinuntergelaufen. Pechschwarz. Die Zellen sind so ineinander verschachtelt, daß kein Lichtstrahl mehr hineinfällt…« »Das habe ich gehört«, unterbrach Percy ihn ungeduldig. »Doch wie ich schon gesagt habe, machen sie im Vermessungsamt keinen Finger krumm. Vielleicht könnten Sie diesem Mr. Conal einen Riegel vorschieben.« »Mit welcher Begründung?« fragte Ezra. Das war eine verzwickte Angelegenheit, denn er wollte Gilbert nicht gegen sich aufbringen. Sein zukünftiges Glück hing davon ab, daß er sich mit diesem Burschen gut stellte. »Es liegt mir fern, mich in Ihre Pflichten einzumischen, Sir. Aber vielleicht gelingt es Ihnen ja, ihm in seiner Arbeit Unregelmäßigkeiten nachzuweisen. So könnten Sie ihn aus ihrem Gericht ausschließen, und dann hätte man keine Verwendung mehr für ihn.« »Das wird schwierig werden«, bemerkte Ezra und runzelte die Stirn, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Eigentlich würde es ihm ein leichtes sein, aber zuerst mußte er sichergehen, daß Percy sich ihm verpflichtet fühlte. »Vielleicht kann ich etwas für Sie tun.« »Betrachten Sie das nicht als Gefallen für mich, sondern als Dienst an der Kolonie, Sir.« Freeman griff nach der Portweinflasche. »Aber selbstverständlich.« Aus persönlichen Gründen hatte er Nachforschungen über Percy Gilbert angestellt und herausgefunden,
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