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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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baumgesäumte Straße entlangtrabte. Da sie nicht genau wußte, was sie als nächstes tun sollte, ritt sie zuerst die Esplanade entlang, dann hinunter zum Hafen und vorbei am Haus des Gouverneurs. Sie bog in die Hay Street ein, doch obwohl sie den Ausritt genoß, war sie immer noch aufgebracht. Beim bloßen Gedanken daran, was diese Frauen und gewiß auch noch viele andere Leute über sie sagten, drehte es ihr den Magen um. Am liebsten hätte sie sie alle zerschlagen. Sie an Felsen zerschmettert… Da sah sie ein großes Ladenschild, blieb stehen und starrte es an. Garbutts Stoffhandlung. Und ihr fiel ein, daß Margot in diesem Laden ein Konto hatte.    
    * * *
     
    Zwar war die Auswahl nicht so groß wie in London, aber es waren trotzdem einige hübsche Kleider dabei. Sibell machte es einen Heidenspaß, sich etwas auszusuchen, und sie entschied sich für ein weiches, weißes Musselinkleid, dessen doppelt gerüschter Rock bis auf den Boden hinabreichte, ein elegantes, zweiteiliges blaues Kostüm, dessen plissierte Jackenschöße ihre schlanke Taille betonten, und dazu eine Spitzenbluse. Auch einem blau gemusterten Baumwollkleid mit langen Ärmeln und einer Samtschärpe konnte sie nicht widerstehen. »Es steht Ihnen großartig, meine Liebe.« Mrs. Garbutt überschlug sich fast. »Sehen Sie, der Rock ist am Saum verstärkt, damit er nicht an Ihren Schuhen hängen bleibt. Ziehen Sie diesen Batistunterrock darunter; er ist zwar nur ein Halbrock, aber das Kleid fällt dann besser.« Begeistert drehte Sibell sich vor dem Spiegel. »Blau steht Ihnen, Miss Delahunty. Ein hübsches Mädchen, wie Sie es sind, sollte öfter Blau tragen.« »Ja, Sie haben recht. Ich nehme es. Am besten behalte ich es gleich an. Den schwarzen Rock und die Bluse können Sie wegwerfen; sie sind abgetragen.« »Sie brauchen jetzt nicht mehr Schwarz zu tragen«, meinte Mrs. Garbutt überschwänglich. »Die Trauerzeit ist inzwischen vorbei. Leider habe ich bis jetzt noch nicht das Vergnügen gehabt, Sie kennen zu lernen, aber ich möchte Ihnen noch mein Beileid zum Verlust Ihrer Eltern ausdrücken.« »Vielen Dank«, sagte Sibell. »Margot war ja so freundlich zu mir. Setzen Sie die Sachen einfach auf Ihre Rechnung.« »Selbstverständlich, meine Liebe. Und was halten Sie von einem Paar Schuhe? Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, sind die Schnürstiefel ein wenig zu klobig zu diesen Kleidern. Ich habe ein Paar elegante schwarze Pumps auf Lager.« »Wunderbar«, schnurrte Sibell. »Und ich brauche auch noch Handschuhe, Strümpfe und einen hübschen Strohhut, den mit den blauen Bändern, der zum Kleid paßt.« Nachdem Sibell ihre Einkäufe durch eine leichte Handtasche und einige Taschentücher vervollständigt hatte, unterschrieb sie Margots Konto, ohne sich die Mühe zu machen, auf die Preise zu sehen. Erstaunt über ihre Verwandlung betrachtete sie sich im Spiegel. In dem blauen Kleid sah sie einfach hinreißend aus, und sie wollte sich nun unbedingt zeigen. »Während Sie die Pakete packen, werde ich noch einen kleinen Spaziergang machen.« »Wenn Sie wollen, können wir auch liefern«, schlug Mrs. Garbutt vor. »Nein, machen Sie sich keine Mühe. Ich hole sie später ab.« Sie rauschte aus dem Laden auf die Hay Street, schlenderte herum, betrachtete die Schaufenster und wünschte, es gebe nun, da sie so vorteilhaft gekleidet war, jemanden, den sie besuchen könnte. Da erinnerte sie sich an Logan Conal. Warum nicht? Da das neue Kleid ihr größeres Selbstvertrauen verlieh, hielt sie an und fragte einen Ladenbesitzer: »Können Sie mir bitte den Weg zum Vermessungsamt sagen?« »Ja, Miss.« Der alte Mann strahlte sie an. »Um die Ecke in der King Street. Ist das heute nicht ein wunderschöner Tag?« Sibell lächelte. »Stimmt.« Das blaue Kleid war für einen solchen Tag wie geschaffen.    
     
    * * *
     
    Auch der Büroangestellte schien ihrem Zauber zu erliegen. »Mr. Conal? Ja, Miss, er ist hinten und packt. Ich bringe sie hin.« Er führte sie durch das Gebäude in einen großen Hof, wo sich ein halbes Dutzend Männer durch einen Berg von Packkisten wühlten. Vorräte, Sättel, Zelte und Decken waren überall zu ordentlichen Häufchen geschichtet, und ein Mann hakte jeden Gegenstand auf einer Liste ab, die auf einem Klemmbrett steckte. Als Sibell ins Sonnenlicht trat, wandten sich ihr alle Augen zu. »Wo ist Conal?« rief der Büroangestellte. »Im Schuppen«, antwortete jemand. »Ich geh’ ihn holen«, sagte der Büroangestellte und

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