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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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– wie auch schon früher – um sie kümmern. Die Gedanken an Logan hielten Sibell aufrecht, als Margot ihr Vergehen entdeckte und Zeter und Mordio schrie. »Du hinterlistiges Geschöpf! Was du getan hast, ist Diebstahl! Du hast mein Konto mit mehr als dreißig Pfund belastet und mich lächerlich gemacht! Warte nur, bis Percy davon erfährt!« Sibell zuckte die Achseln. »Was soll er schon tun? Mich schlagen? Das wagt er nicht, oder ich zeige ihn an.« Percy tobte und brüllte: »Du bringst diese Kleider eigenhändig zurück!« »Nein.« Wortlos ließ sie seinen Wutanfall über sich ergehen. Sie dachte an Logan und freute sich auf Ostern. Nur so konnte sie die gespannte Stimmung im Haus ertragen. Außerdem weigerte sie sich, die neuen Kleider zurückzugeben. »Lieber zerreiße ich sie«, warnte sie Margot. Die Köchin und das Dienstmädchen, die Sibell für ihren Wagemut bewunderten, wurden ihre Verbündeten und erzählten ihr alles, was im Hause vor sich ging. Als sie eines Abends zum Abendessen das weiße Musselinkleid anzog, klopfte Lena, das Dienstmädchen, an ihre Tür. »Miss Delahunty«, flüsterte sie. »Mr. Freeman ist unten.« »Wie aufregend«, antwortete Sibell säuerlich. In letzter Zeit kam der arme alte Ezra häufig vorbei, redete immer noch über die Cambridge Star und jammerte, niemand habe auf seinen Vater gehört, der alle davor gewarnt habe, daß sie auf einen Zyklon zufuhren. Ezra benützte dabei auch das Wort Hurrikan, wahrscheinlich um die dramatische Wirkung zu erhöhen. Sibell hatte im Wörterbuch nachgeschlagen und festgestellt, daß Zyklon und Hurrikan das gleiche bedeuteten – einen entsetzlichen Sturm. »Wahrscheinlich ist er wegen Ihnen gekommen«, meinte Lena grinsend. »Er will Sie heiraten.« »Sehr witzig!« »Nein, das ist die Wahrheit, ich schwöre. Und Mr. Gilbert hat zugestimmt. Es geht zum Altar, Liebes.« Sibell zog Lena ins Zimmer und schloß knallend die Tür. »Woher wissen Sie das?« »Als ich den Sherry serviert habe, habe ich sie reden hören.« Sie huschte um Sibell herum und schloß die kleinen Perlmuttknöpfe hinten an ihrem Kleid. »Machen Sie einen guten Eindruck und beeilen Sie sich. Sie wollen doch Ihren Bräutigam nicht warten lassen.« »Er ist nicht mein Bräutigam«, zischte Sibell. »Ich werde Ezra Freeman nicht heiraten. Er ist doch alt genug, um mein Vater zu sein, und außerdem ist er dick und langweilig. Ich komme nicht hinunter.« »Ruhig, Miss. Schütten Sie das Kind nicht mit dem Bade aus. Er ist doch eigentlich eine ganz gute Partie. Seit Mr. Templeton endgültig den Verstand verloren hat, ist Mr. Freeman oberster Magistrat und ein einflußreicher Mann in Perth… und er schwimmt im Geld.« Sibell ließ sich aufs Bett plumpsen. »Ich werde ihn nicht heiraten, und niemand kann mich dazu zwingen.« »Seien Sie sich da nicht so sicher. Die Köchin und ich wollten Sie ja nicht ängstigen, aber die Missus schimpft die ganze Zeit über Sie und beklagt sich bei Mr. Gilbert. Damals wußten wir nicht, wen sie sich als Ehemann für Sie ausgesucht hatten, aber beide haben gesagt, sie würden Sie hinauswerfen, wenn Sie nicht gehorchen. Passen Sie auf, Miss, sie reden schon darüber, Sie vor die Tür zu setzen.« »Gut, ich freue mich schon darauf, dieses Haus zu verlassen.« »Und wohin wollen Sie gehen?« Lena beugte sich zu Sibell hinunter. »Jetzt hören Sie mir zu. Ich bin schon über Fünfzig und habe kein leichtes Leben gehabt, weil ich meine Familie ernähren mußte. Mit einem Sträflingstransport bin ich hier angekommen und habe deshalb schnell gelernt, wie der Hase läuft. Es gibt nur einen Weg, um weiterzukommen: den Mund halten und tun, was nötig ist.« »Das werde ich nicht«, sagte Sibell und richtete sich auf. Ostern war Logan wieder da, und dann würde alles anders sein. Jede Nacht schlief sie mit wunderschönen Träumen von Logan ein; er würde zurückkehren, sie in die Arme nehmen, und dann würden sie heiraten und glücklich werden… Am Ende ihrer Geduld angelangt, holte Lena sie wieder zurück in die Gegenwart. »Miss Delahunty, so seien Sie doch vernünftig! Wohin wollen Sie gehen, wenn Sie dieses Haus verlassen?« »Ich weiß nicht.« Sibell zuckte die Achseln. »Haben Sie denn Geld?« »Nein.« »Um Himmels willen! Kennen Sie denn das Gesetz nicht? Dann wären Sie doch eine Stadtstreicherin und völlig mittellos. Dafür gibt es drei Monate Gefängnis. Sie würden vor den Magistrat geführt, Ihren Mr. Freeman. Und lassen Sie sich eines

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