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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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Dorthin würde sie fahren, und das sofort. Sobald wie möglich. Immer noch entsetzt und zitternd beschloß sie, auf der Stelle in die Stadt zu gehen, um herauszufinden, wie man nach Palmerston kam. Der Angestellte bei der Schiffahrtsgesellschaft war ihr gern behilflich. »Sie haben Glück, Miss. Am Mittwoch geht ein Schiff nach Port Darwin. Wenn sie am Mittwochmorgen pünktlich in der Früh um sechs hier erscheinen, bringe ich sie selbst zum Schiff. Ich muß nämlich nach Fremantle, und ich würde mich sehr freuen, wenn ich Sie an Bord begleiten dürfte. Das Schiff heißt Bengal und ist so solide wie alle Küstenschiffe, die zwischen Adelaide und Port Darwin verkehren.« »Vielen Dank«, antwortete Sibell und fragte sich, wie sie es anstellen sollte, Margot und Percy zwei Tage lang aus dem Weg zu gehen. Am liebsten hätte sie im Büro gewartet, bis es Zeit zur Abfahrt war, und sich vor ihnen versteckt. »Miss Delahunty«, wollte der Angestellte wissen, »sind Sie nicht die junge Dame, die den Untergang der Cambridge Star überlebt hat?« »Ja«, antwortete Sibell geistesabwesend, da sie inzwischen eine Entscheidung getroffen hatte. Sie würde nach Hause gehen, ihre Sachen packen und das Haus der Gilberts auf der Stelle verlassen. Aber diesmal würde sie ihnen weder sagen, was sie vorhatte, noch, wo sie hinwollte. Niemals wieder würde sie zulassen, daß jemand über ihr Leben bestimmte. »Ich muß schon sagen, Sie sind ganz schön mutig«, bemerkte der Angestellte. »Daß Sie wieder mit dem Schiff reisen.« »Was?« Angst ergriff sie. Was sagte er da? Eine Schiffsreise? Sie hatte gedacht, Port Darwin läge nur ein kurzes Stück die Küste hinauf. »Es ist doch nicht sehr weit, oder?« fragte sie ängstlich. »Leider doch«, antwortete er. »Sehen Sie hier auf die Karte. Über Land müssen es ein paar tausend Meilen sein, mit dem Schiff dauert es etwa zehn Tage. Aber auf dem Landweg könnten Sie sowieso nicht reisen. Machen Sie sich keine Sorgen. Die Bengal ist sicher wie ein Haus.« Sibell nickte, als ob das keine Rolle spielte, aber in Wirklichkeit fürchtete sie sich so, daß sie nicht einmal antworten konnte. Nachdem sie ihre Fahrkarte bezahlt hatte, verließ sie das Büro. Was machte es schon aus, wenn sie ertrank? Wer würde sich darum kümmern? Vielleicht war es sogar ihr Schicksal, auf See zu sterben, und sie hatte damals nur einen Aufschub bekommen. Sie mietete sich in einem nahe gelegenen Hotel ein, wo man ihr am Empfang versicherte, daß es für Damen geeignet sei. Dann ging sie nach Hause, um ihre Sachen zu holen. Lena teilte ihr mit, daß sich Percy und Margot bei einer Feier in der Kirche befänden, also mußte sie ihnen gegenüber auch keine Erklärungen abgeben. Sibell machte sich nicht einmal die Mühe, eine Nachricht zu hinterlassen. In dieser Nacht saß sie allein in ihrem Zimmer und lauschte dem Gesang der Gäste in der Wirtsstube unter sich. Es waren die Geräusche einer glücklichen Welt, von der sie ausgeschlossen blieb.    
     
    * * *
     
    Die Barke Bengal segelte ruhig die westaustralische Küste hinauf. Colonel Puckering genoß die Reise und auch, daß gelegentlich das beeindruckende Land zu sehen war. Er hatte seine Stellung beim Regiment aufgegeben und den Posten des Polizeichefs in Palmerston angenommen. Sein Hoheitsgebiet erstreckte sich über viele hundert Meilen bis ins sogenannte »Hinterland«, und er hatte gehört, daß ihn seine Aufgabe ordentlich in Trab halten würde. Den Entschluß, sich in Zukunft der Polizeiarbeit zu widmen, hatte er gefaßt, da er sich in Perth sowieso hauptsächlich mit Ordnungsaufgaben anstatt mit militärischen zu befassen hatte. Außerdem war der neue Posten viel besser bezahlt, und er mußte sich nicht mehr mit der ortsansässigen Verwaltung herumschlagen – das Northern Territory wurde nämlich von Südaustralien aus regiert. Puckering war nach Adelaide gereist, wo ihm der Polizeiminister, der dankbar um ihn herumwieselte, die letzten Anweisungen erteilte. Immerhin hatte der Mann nicht mit der Wahrheit hinter dem Berg gehalten und erklärt, es sei schwierig gewesen, jemand Geeigneten für diese verantwortungsvolle Aufgabe zu finden. Das Territory habe einen schlechten Ruf, und das Klima sei rauh, besonders in der Regenzeit. Viele Polizisten hätten entweder das Handtuch geworfen oder seien eines vorzeitigen Todes gestorben. »Unfälle?« hatte Puckering gefragt. »Nicht immer«, hatte der Minister zugegeben. »Aber fassen Sie sich ein Herz, Sir. Wir

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