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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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entschädigen Sie großzügig, falls Sie verletzt werden sollten…« »Wie freundlich von Ihnen«, knurrte der Colonel. »Außerdem«, fügte der Minister hastig hinzu, »zahlen wir nach ein paar Jahren auch einen Härteausgleich, bemessen an der Zeit des Aufenthalts. Eine Art Entschädigung dafür, daß Sie es dort ausgehalten haben, so weit entfernt von den Annehmlichkeiten, an die ein Gentleman Ihres Stands gewöhnt ist.« Besser als in Indien, dachte der Colonel, aber er nahm diese Nachricht wortlos auf. »Es gibt viele Chinesen dort«, fuhr der Minister fort. »Mehr als Europäer, aber wenn Sie sich gut mit ihren Anführern stellen, werden sie keinen Ärger machen. Aber, wie ich Ihnen leider mitteilen muß, wimmelt es dort von Schwarzen, und die sind gefährlich. Allerdings sind die meisten Morde darauf zurückzuführen, daß die Weißen ihnen die Frauen stehlen. Das Schwierigste sind unsere eigenen Leute: Sie haben es dort mit aufsässigen Goldschürfern und entflohenen Sträflingen zu tun. Zudem gibt es dort kaum Frauen, das Verhältnis ist ungefähr hundert zu eins. Das macht die Lage noch verzwickter.« Puckering hatte den Eindruck, daß der Mann übertrieb. Andere Engländer in entlegenen Winkeln der Erde mußten schließlich die gleichen Entbehrungen ertragen, und trotzdem wurde die Disziplin aufrechterhalten. Allmählich fing das Gespräch an, ihn zu langweilen. »Berufen Sie sich dort oben ja nicht ständig aufs Gesetzbuch«, warnte der Minister mit ängstlicher Stimme. »Die Leute mögen das nicht. Und die Einwohner des Territoriums tragen Waffen. Dagegen sind auch Sie machtlos.« »Klingt ganz, als sollte ich nur in meinem Büro sitzen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen«, meinte Puckering schließlich. Die Antwort des Ministers überraschte ihn dann doch. »Mehr oder weniger; mehr oder weniger, würde ich sagen.« Der Colonel hatte den Eindruck, als bedauere es die südaustralische Regierung inzwischen, das riesige Niemandsland vereinnahmt zu haben, das mittlerweile Northern Territory of South Australia hieß. Offenbar war es den Leuten hier lieber, wenn man so wenig wie möglich von diesem Gebiet hörte. Das gefiel Puckering, denn er freute sich darauf, dieses Sündenbabel auszuheben. Eine wirkliche Herausforderung. Er hatte Erkundigungen über die Städte Port Darwin und Palmerston eingezogen und dabei festgestellt, daß das nun schon der vierte Versuch war, eine britische Siedlung im Norden zu errichten. Alle früheren Bemühungen waren gescheitert: die Einsamkeit, das Fieber und die schreckliche Regenzeit hatten ihren Tribut gefordert. Der Mut dieser Leute hatte ihm Respekt abgenötigt. Ganz gleich, welchen Ruf sie haben mochten, sie versuchten immerhin, den Elementen zu trotzen. Großbritannien brauchte einen befestigten Hafen im Norden, und Palmerston war bislang der einzige Außenposten an dieser unendlich langen Küste, die näher an Singapur als an Sydney lag. Zum ersten Mal seit vielen Jahren hatte Puckering wieder ein Ziel vor Augen, und er war entschlossen, diesem Landstrich seinen Stempel aufzudrücken. Er hatte fest vor, seine langjährige Berufserfahrung in Palmerston dazu einzusetzen, daß die Siedlung diesmal blühen und gedeihen würde. Das Schiff war voll, geradezu überfüllt, wie er sich beim Kapitän beschwerte, doch glücklicherweise war der schlimmste Teil der Regenzeit vorbei, weswegen sie die eigentlich recht gefährliche Fahrt glücklich überstanden. Die meisten Passagiere waren hoffnungsfrohe Goldschürfer, der Rest bestand aus Rinderzüchtern, die zu ihren Besitzungen zurückkehrten. Dazu kam noch eine Gruppe junger Engländer, die für das Britisch-Australische Telegraphenamt in Palmerston arbeiteten. Einige hatten sogar indische Diener dabei. »Weiße Sahibs«, grollte Puckering, doch er verbarg die Schadenfreude, die ihn überkam, wenn er daran dachte, welche Gesichter diese Herren wohl beim Anblick ihres neuen Postens machen würden. An Bord waren nur zwei Frauen, die sich deswegen eine Kabine teilen mußten. Die eine war merkwürdigerweise Miss Delahunty, an die sich Puckering als Verlobte von Ezra Freeman erinnerte. Die andere war eine gewisse Miss Lorelei Rourke, einige Jahre älter als Miss Delahunty und um einiges welterfahrener. Sie erzählte dem Colonel, sie habe vor, in Port Darwin ein »kleines Geschäft« zu eröffnen, eine beschönigende Bezeichnung, die seines Wissens nach in den Kolonien oft auf Bordelle angewendet wurde. Doch er nahm ihr

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