Weites wildes Land
eingefallen; ein Name. »Jacko«, sagte er. »Ein Mann hieß Jacko.« »Welcher?« Das wußte der Junge nicht. Nachdem Jimmy keine weiteren Fragen mehr hatte, dankte er dem Jungen und überreichte ihm das Messer. Aber dieser lehnte es ab. »Meine Schwestern sind verloren«, sagte er. »Du mußt die bösen Männer bestrafen. Dazu wirst du das Messer brauchen, weil du doch keinen Speer hast.« Als Jimmy zurückritt, um Logan einzuholen und die Fähre zu erreichen, stand sein Plan schon fest. Er wollte sich eine Waffe, eine wirklich tödliche Waffe besorgen, die er unter seinem Hemd verstecken konnte. Und er wußte auch schon, wo er sie sich beschaffen würde.
* * *
Josie hatte vorausgesagt, daß Jimmy an der Fähre sein würde, und sie behielt recht. Da war er, seine Augen funkelten, seine weißen Zähne leuchteten aus dem schwarzen Gesicht. Und wieder hatte er, wie versprochen, das Pferd zurückgebracht. Nun konnten sie alle nach Perth reiten und feiern. Logan, der Josie endlich an seiner Seite wußte, hatte allen Grund dazu. Allein war er mit klopfendem Herzen und zitternden Knien zur Farm geritten. Wie würde sie ihn empfangen? Und was würde der Tag ihm bringen? Er konnte nicht wie sonst alles vorher durchplanen, und vielleicht würde es Schwierigkeiten geben. Jack war nirgends zu sehen. Josie berichtete, er und ein Nachbar seien damit beschäftigt, ihre Grenze im Hinterland einzuzäunen. Also hatten sie sich hastig umarmt, und Josie hatte rasch gepackt. Der Brief an ihren Mann war schon geschrieben. Sie nahm ihn aus seinem Versteck und legte den versiegelten Umschlag auf den Küchentisch. Dann goß sie noch etwas Brühe in den Eintopf, der auf dem Herd köchelte. »Sein Abendessen«, erklärte sie, und Logan nickte, als ob ihm ihre Sorgfalt gefiele. In Wahrheit allerdings ärgerte sie ihn. Er sattelte ihr Pferd, und sie ritten davon. Nachdem er sich all diese Sorgen gemacht hatte, war alles nun doch so reibungslos vonstatten gegangen. Die Männer begrüßten sie verlegen und gaben sich große Mühe, höflich zu sein. So waren Logan und Josie erleichtert, als sie endlich die Fähre erreichten. »Wo ist deine Braut?« erkundigte sich Len bei Jimmy, und dieser nickte. »Sie kommt später.« Niemand bohrte weiter, denn in Gesellschaft der anderen »Braut« schien es passender, dieses Thema zu vermeiden. »Was ist denn mit Jimmy los? Warum macht er so ein merkwürdiges Gesicht?« fragte Josie. »Vermutlich ist er aufgeregt, weil er bald heiraten wird«, meinte Logan. »Und wahrscheinlich ist es für ihn ein großes Abenteuer, weil du dabei bist.« »Nein. Er ist völlig verstört. Irgend etwas stimmt nicht.« »Mach dir um ihn keine Gedanken, Liebling. Er kommt schon wieder in Ordnung.« Zum ersten Mal hatte er sie so genannt, und sie nahm seine Hand, als sie gemeinsam den Fluß überquerten. In dieser letzten Nacht auf der Wanderschaft lagerten sie am Ufer, und die Frau des Fährmanns nahm Josie in ihrer Hütte auf. Das hatte sie schon oft getan; von den veränderten Umständen ahnte sie nichts. Beim Morgengrauen waren alle auf und freuten sich auf die Abfahrt. Logan und seine Herzensdame waren vergessen. Die Männer waren bester Laune. Sie schenkten dem Fährmann den Rest ihrer Vorräte und versprachen ihm, ein paar Gläser auf sein Wohl zu trinken, wenn sie erst einmal in den Hotels in Perth angekommen waren. Doch beim Packen stellte Logan fest, daß sein deutscher Revolver verschwunden war. Noch einmal sah er in seiner Tasche nach und entdeckte besorgt, daß auch eine Schachtel Munition fehlte. Er mischte sich unter die Männer und hoffte, daß jemand die Waffe erwähnen würde. Schließlich konnte es ja eine Erklärung dafür geben. Aber die Männer saßen schon auf den Pferden und riefen ihm zu, er solle sich beeilen. Len hielt Jimmys Pferd am Zügel. »Er hat sich schon wieder aus dem Staub gemacht«, lachte er. »Komm schon, Boß! Fahren wir!« Charlie half Josie in den Sattel. Auch sie wurde allmählich unruhig, da sie befürchtete, daß ihr Mann sie verfolgen könnte. Also war im Augenblick wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, um nach dem Verbleib des Revolvers zu forschen. Außerdem war sich Logan inzwischen ziemlich sicher, daß Jimmy die Waffe gestohlen hatte. Wer sonst hätte unbemerkt sein Zelt betreten können? Vielleicht hatte er sie gestern abend entwendet, als alle beim Essen saßen, oder sogar nachts, denn er konnte herumschleichen wie ein Nachttier. Aber warum? Achselzuckend
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