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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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zu schieben. Ein Mann sollte sich nicht von dem Aberglauben der Eingeborenen ins Bockshorn jagen lassen. In seiner Welt liegen die Dinge anders, und bei der Angelegenheit mit Josie spielten ganz besondere Umstände mit. Er nahm seine Karten und Notizbücher zur Hand, um sich mit seiner Arbeit zu befassen. Diese einfachen Aufzeichnungen würden ihm bestimmt noch eine Beförderung einbringen. Die Arbeit ging so gut voran, daß sie ihn diesmal einfach nicht ablehnen konnten. Er mußte jetzt an die Zukunft denken, an eine Zukunft mit Josie. Und dieser Gedanke spendete ihm Trost.    
     
    * * *
     
    Monate später, als die erschöpfte Gruppe wieder auf bekannte Wege stieß und die Vermessungen abgeschlossen waren, gab Logan Jimmy die Erlaubnis, voranzureiten und um die Hand seiner Verlobten zu bitten. Die Witzeleien über Frauen hatten schon lang aufgehört, und alle wollten Perth auf dem schnellsten Weg erreichen. Charlie hatte ein Stück gutes Weideland für sich selbst ausgesucht, doch Logan hatte abgewunken. Er wollte sich nicht festlegen, da er zuerst Josies Meinung hören mußte. Er brauchte sie so sehr. Jimmy ritt das lange Tal entlang, um Lawinas Volk zu suchen. Als er an den hohen Sandelholzstämmen am Flußufer vorbeikam, sang sein Herz. Er hatte bewiesen, daß er in der Welt des weißen Mannes leben konnte; bei den Weißen galt er als guter Kerl, und so würde er auch seine Frau beschützen können, während ihre Traumzeit um sie herum immer mehr zerbröckelte. Viele Menschen glaubten, daß der weiße Mann eines Tages wieder verschwinden und sie in Ruhe lassen würde. Vielleicht würden auch die Geister einen großen Zauber schicken, der die Eindringlinge zerstörte, die das auserwählte Land entweiht hatten. Zwar hoffte auch Jimmy, daß dieser Tag einmal kommen würde, aber bis dahin mußte er praktisch denken, um zu überleben. Nun wußte er, daß er für seine Arbeit Geld verlangen konnte. Ein schwarzer Mann konnte also Geld verdienen. Er wollte noch mehr über die Sitten und Gebräuche der Weißen lernen und das alles auch Lawina beibringen. Er würde sie alles lehren, und sie würden einander lieben, vor Freude singen wie Mutter und Vater Kakadu und kräftigen Kindern das Leben schenken. Im Augenblick war im Wald kein Vogelgesang zu hören. Im Busch herrschte Schweigen, und je weiter Jimmy ritt, desto besorgter wurde er. Über dem ganzen Tal lag eine bedrückende Stille, die nur von dem traurigen Krächzen einer Krähe durchbrochen wurde, die aufgeregt in den Baumwipfeln flatterte. Obwohl er den ganzen Tag suchte, konnte er keine Spur von Lawinas Familie finden. Niemand begegnete ihm, der ihm den Weg hätte zeigen können. Das Tal schien verlassen. Aber das konnte nicht sein! Sie wußten doch, daß er zurückkommen würde, und würden nie das magische Band durchtrennen, das ihn bereits mit seiner zukünftigen Frau verknüpfte. Dann hätte er nämlich das Recht, sie aufzuspüren, seine Verlobte einzufordern und die Verantwortlichen zu bestrafen. Es war undenkbar; sie hatten doch keinen Grund, einen Streit anzufangen. Aber er machte sich Sorgen. Vielleicht war Lawina ja mit einem anderen Mann durchgebrannt, und nun hatten ihre Leute Angst, ihm in die Augen zu sehen. Am anderen Flußufer hatten die Hügel, auf die kein Sonnenlicht mehr fiel, verschiedene Purpurtöne angenommen. Über Jimmys Kopf fingen sich die letzten goldenen Strahlen zwischen stumpfen Felsvorsprüngen und Spalten. Jimmy entdeckte die Überreste eines Lagerplatzes und starrte bedrückt ins tiefe dunkle Wasser hinab, das jetzt ganz leise dahinfloß, als wolle es nicht seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Wie graue Geister senkten sich Nebelfetzen herab, schwebten zwischen den Bäumen, und Jimmys Pferd wieherte ängstlich. Er streichelte den seidenweichen Hals des Tieres. Dann stieg er ab, band es an einem Baum fest und kletterte auf einen Felsvorsprung, um seine Ankunft anzukündigen.»Coo-EEH! Coo-EHH!«Seine laute Stimme durchbrach die Stille, und das Echo hallte um ihn herum wider, bis es sich in der Ferne verlor. Doch niemand antwortete. Er wartete, bis die ersten Sterne am Himmel erschienen, ehe er sein Lager aufschlug. Sie würden sein Feuer sehen. Irgend jemand würde kommen, um nachzuschauen. Später in dieser Nacht saß er wartend da. Als er eine Bewegung im Busch zu spüren glaubte, grill er nach seinem Messer, doch das kam ihm närrisch vor. Schließlich gab es nichts, wovor er sich fürchten mußte. Er war zu lange bei den

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