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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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erinnerst, und ich werde dich für dein gutes Gedächtnis belohnen.« Er nahm sein Jagdmesser vom Gürtel und legte es auf den Boden. »Das soll dir gehören.« Die Befragung war anstrengend, aber der Junge blieb ruhig und achtungsvoll. Seine Antworten überlegte er sich gut, und er kam durch Jimmys Fragen auf Einzelheiten zu sprechen, die andere Menschen wohl nicht aus ihm herausbekommen hätten. »Pferde? Wie viele Pferde?« »Vier Pferde.« »Und nur drei Männer?« »Nur drei Männer.« Gut, dachte Jimmy. Sie hatten also ein Packpferd dabei und sind deshalb wahrscheinlich keine Viehzüchter aus der Gegend. »Und die Kleider?« Obwohl der Junge sich nicht mit den Kleidern des weißen Mannes auskannte, konnte Jimmy in Erfahrung bringen, daß die Männer weder Soldaten noch Squatter gewesen waren. Der Junge beschrieb rauhe, schlichte Kleidung – keine Uniformen oder polierte Stiefel – und Schlapphüte, nicht die flotten mit der harten Krempe, wie sie die Squatter trugen. Der Junge hat viel gesehen. »Wie haben sie die Mädchen mitgenommen? Haben sie sie auf das reiterlose Pferd gesetzt?« »Nein.« Der Junge zeigte Jimmy, wie die Männer den Mädchen Schlingen um den Hals gelegt und sie an den Sätteln festgebunden hatten. Als sie losritten, mußten die Gefangenen hinterher rennen. Jimmy litt Höllenqualen, als er das hörte. Doch er verstand. Seine Mutter hatte ihm erzählt, daß weiße Männer schwarze Mädchen mit dem Lasso einfingen und sie so zu ihren Farmen schleppten. Einige dieser Mädchen wurden den Frauen übergeben, die sie in Schränke sperrten und zur Hausarbeit zwangen. Die anderen waren für die Männer. Seine Mutter wußte solche Dinge, und sie sprach ständig darüber, damit niemand es vergessen sollte. Doch dieses Wissen hatte sie zerstört. Auch sie war gefangen worden, aber es war ihr gelungen zu entkommen. Sie hatte ihren Namen geändert und sich für das freie Leben in der Stadt entschieden, da ihr Gatte tot war und kein Mann ihres Stammes eine Frau genommen hätte, die von ihren Entführern geschändet worden war. Doch ihre Freiheit war auch nur ein Gefängnis. Jimmy fragte immer weiter. Er lebte nicht mehr bei seinem Stamm, aber er trug das Erbe seiner Vorfahren in sich. Er würde Lawina zurückholen und sie für ihre Leiden entschädigen. »Das reiterlose Pferd? War es mit Vorräten bepackt?« Der Junge nickte. »Eßwerkzeuge, dicke Säcke, Grabwerkzeuge.« Jimmy lächelte ihn an. »Guter Junge.« Es mußten Goldgräber sein, mit Töpfen und Pfannen, Laternen, Hacken und Schaufeln. Ständig suchten die weißen Männer nach dem schwer aufzufindenden Stoff, den man Gold nannte. Sie sagten, daß er in der Erde lag. Doch soweit Jimmy wußte, war ihre Suche meist vergebens. Er hatte gehört, wie die Landvermesser sich darüber unterhielten. »Verdammte Zeitverschwendung«, hatte Charlie gesagt. »Falsch«, hatte Logan widersprochen. »Ich bin todsicher, daß es irgendwo da draußen Gold gibt. Alle Anzeichen deuten darauf hin. In den östlichen Staaten haben sie Millionen Pfund Gold gefunden, also muß es auch in Westaustralien genug davon geben.« »Warum schürfst du dann nicht selbst?« hatte Charlie herausfordernd gefragt. »Vielleicht mach' ich das eines Tages noch«, war Logans Antwort gewesen. Jimmy hatte sich fest vorgenommen, bei der nächsten Gelegenheit herauszufinden, wie dieses Gold aussah. Er wunderte sich, warum die weißen Männer eigentlich nicht die Eingeborenen danach fragten, wo es verborgen war, denn die kannten jede Handbreit Boden in ihrem Land. Die Schurken waren mit vollen Vorratstaschen unterwegs, kamen also sicherlich aus Perth. Nachdem er dem Jungen noch einige Fragen gestellt hatte, fand er heraus, wie die Gesuchten aussahen. Es handelte sich um einen älteren Mann mit einem struppigen grauen Bart und zwei jüngere, die buschige schwarze Bärte trugen. Für den Jungen waren sie Dämonen, und er fürchtete sich entsetzlich vor ihnen. »Ich brauche einen Namen«, fuhr Jimmy auffordernd fort. »Gewiß hast du einen Namen gehört, und du wirst dich daran erinnern.« Der Junge überlegte erst angestrengt und rief dann überrascht ein Wort aus, das er aufgeschnappt hatte: »Kumpel.« »Gut gemacht«, sagte Jimmy. »Versuch es noch einmal. Mich nennen sie Jimmy, hast du so einen ähnlichen Namen gehört?« Der Junge dachte wieder nach. Er versuchte es mit »Jimmy«, was ihm weiterzuhelfen schien. Und Jimmy Moon wartete wortlos. Schließlich war dem Jungen etwas

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