Weizenwampe
passten gut dazu: Der Blutzucker war wieder normal, das HDL-Cholesterin hatte sich verdoppelt , die Triglyzeride waren von mehreren hundert Milligramm in den wünschenswerten Bereich abgesunken.
Wieder sechs Monate später hatte Geno weitere 18 Kilo abgenommen, womit er nur noch 99 Kilo auf die Waage brachte – 47 weniger als ein Jahr zuvor.
»Mein Ziel sind 90 Kilo, das Gewicht, das ich bei meiner Hochzeit hatte«, sagte Geno. »Es fehlen also nur noch neun.« Und dabei lächelte er.
Deshalb ist der Verzicht darauf eine unterbewertete Strategie zum schnellen, nachhaltigen Gewichtsverlust, besonders in Bezug auf Bauchfett. Ich habe etliche tausend Mal miterlebt, wie eine Weizenwampe schrumpfte. Ohne Weizen geht das Gewicht rasch und mühelos zurück, häufig um 20, 30 oder gar 50 Kilo pro Jahr, je nach Menge des anfänglichen Übergewichts. Allein die letzten 30 Patienten meiner Praxis, die sich vom Weizen lösten, haben im Laufe von fünfeinhalb Monaten durchschnittlich zwölf Kilo abgenommen.
Verblüffenderweise entsteht durch das Streichen dieses Lebensmittels, das den Appetit steigert und Suchtverhalten auslösen kann, eine völlig neue Einstellung zum Essen: Jetzt isst man, weil man damit seinen körperlichen Energiebedarf decken möchte, nicht weil ein merkwürdiger Nahrungsbestandteil den Appetit ankurbelt, so dass es uns nach immer mehr und mehr verlangt. Mittags kommt es nicht mehr auf die Menge an, die Bäckerei lockt nicht länger, und im Büro lehnen Sie ohne Bedauern das angebotene Stück Kuchen ab. Das ist wie eine Scheidung von dem hilflosen, weizengetriebenen Verlangen nach mehr, mehr, mehr.
Letztlich ist diese Veränderung nur logisch: Wer alle Produkte streicht, die zu übertriebenen Zucker- und Insulinausschlägen führen, steigt aus dem Kreislauf zwischen Hunger und kurzfristiger Sättigung aus. Sobald die suchtauslösenden Exorphine aus der Nahrung fehlen, sind wir mit weniger zufrieden. Das Übergewicht verschwindet, und wir kehren zum physiologisch passenden Gewicht zurück. Zugleich verlässt uns auch der unansehnliche Speckring am Bauch auf Nimmerwiedersehen.
Glutenfrei essen – aber ohne »glutenfreie« Lebensmittel
Wie bitte?
Gluten ist das wichtigste Weizenprotein und – wie bereits erläutert – für bestimmte, wenn auch nicht alle unerwünschten Wirkungen des Weizenkonsums verantwortlich. Bei Zöliakie führt Gluten zu einer Dauerentzündung der Darmschleimhaut, weshalb Zöliakiepatienten alle glutenhaltigen Nahrungsmittel unbedingt meiden müssen. Neben Weizen fallen darunter auch Getreidesorten wie Dinkel, Grünkern, Gerste, Roggen, Triticale, Kamut und bei manchen Leuten Hafer. Deshalb greifen Menschen mit Zöliakie gern auf »glutenfreie« Lebensmittel zurück, die den gewohnten Produkten ähneln. Ein ganzer Industriezweig hat sich darauf spezialisiert, dieses Bedürfnis mit glutenfreiem Brot, glutenfreien Kuchen und sonstigen Waren zu befriedigen.
In vielen glutenfreien Lebensmitteln wird das Weizenmehl jedoch lediglich durch Maisstärke, Reisstärke, Kartoffelmehl oder Tapiokastärke ersetzt. Für jemanden, der aus gesundheitlichen Gründen dringend zehn oder mehr Kilo abnehmen sollte, ist das kritisch, weil derartige glutenfreie Produkte zwar nicht dieselbe Immun- und neurologische Reaktion auslösen wie Weizen, aber trotzdem den Glukose-Insulin-Kreislauf in Gang halten, der die weitere Gewichtszunahme fördert. Weizenprodukte erhöhen Blutzucker und Insulin mehr als die meisten anderen Lebensmittel. Aber Produkte mit Reis-, Mais-, Kartoffel- oder Tapiokastärke zählen zu den wenigen Lebensmitteln, die den Blutzucker noch mehr in die Höhe treiben als Weizen.
Glutenfreie Lebensmittel sind daher keineswegs unproblematisch, sondern erklären vermutlich, warum manche Zöliakiepatienten nach dem Verzicht auf Weizen nicht abnehmen. Meiner Ansicht nach sollten solche Ersatzlebensmittel allenfalls gelegentlich genossen werden, weil sie den Stoffwechsel ähnlich beeinflussen wie eine Tüte Gummibärchen.
Beim Verzicht auf Weizen geht es demnach nicht nur um Gluten. Wer den Weizen streicht, streicht auch das darin enthaltene Amylopektin A, das zwar zu den komplexen Kohlenhydraten zählt, den Blutzucker aber stärker erhöht als Zucker und Süßigkeiten. Wenn Sie diesen Stoff durch die schnell resorbierbaren Kohlenhydrate aus Reis-, Mais-, Kartoffel- oder Tapiokamehl ersetzen, treiben Sie den Teufel mit dem Beelzebub aus. Also: keine Ersatzprodukte, die zu vermehrter
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