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Weizenwampe

Weizenwampe

Titel: Weizenwampe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Davis
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Wachstum und den Fettgehalt des Stuhls bei Kindern zu führen, und konnte so schließlich nachweisen, dass das Gluten aus Weizen, Gerste und Roggen diese Patienten in Lebensgefahr brachte. Ein Glutenverzicht führte zur vollständigen Heilung und war Bananen- und Muscheldiäten eindeutig überlegen. 2
    Zöliakie ist zwar keineswegs die geläufigste Form der Weizenintoleranz, zeigt jedoch eindringlich, wozu Weizen in der Lage ist, wenn der menschliche Darm nicht auf ihn vorbereitet ist.
    Zöliakie: die Macht der Brotkrümel
    Zöliakie (Sprue) ist eine ernste Erkrankung. Es erscheint geradezu absurd, dass eine so unangenehme, lebensgefährliche Krankheit durch etwas so Winziges und scheinbar Harmloses wie ein Stückchen Brot ausgelöst werden kann.
    Etwa ein Prozent der Amerikaner vertragen nicht einmal kleine Mengen Weizengluten. Für Deutschland schwanken die Angaben zwischen 0,2 und ein Prozent der Bevölkerung, wobei viele nichts von ihrer Erkrankung wissen. 3 Wenn diese Menschen Gluten aufnehmen, wird die Dünndarmschleimhaut, jene feine Schranke zwischen dem Körper und dem Darminhalt, angegriffen. Es kommt zu Krämpfen, Durchfällen und gelbem Stuhl, der wegen des unverdauten Fetts in der Toilette oben schwimmt. Bleibt diese Störung über Jahre unerkannt, so leidet die Nährstoffresorption. Die Betroffenen nehmen ab und entwickeln Mangelsymptome, weil ihr Körper zu wenig Eiweiß, Fettsäuren, Vitamine (B 12 , D, E, K und Folsäure) sowie Eisen und Zink bekommt. 4
    Die zerstörte Darmschleimhaut lässt bestimmte Bestandteile des Weizens in Bereiche gelangen, in die sie nicht gehören, zum Beispiel ins Blut. Dieses Phänomen dient der Diagnose: Antikörper gegen das Gliadin aus Weizen, einen Einzelbestandteil des Gluten, lassen sich im Blut nachweisen. Zudem produziert der Körper irgendwann Antikörper gegen Bestandteile seiner eigenen, degenerierten Schleimhaut, zum Beispiel die Proteine Transglutaminase und Endomysium aus der Darmmuskulatur, die wiederum die Basis für die beiden anderen Antikörpertests zur Diagnose von Zöliakie darstellen. Auch ansonsten erwünschte Darmbakterien können ihre Abfallprodukte ins Blut abgeben, was ebenfalls ein ganzes Spektrum an atypischen Entzündungs- und Immunreaktionen auslöst. 5
    Bis vor wenigen Jahren galt Zöliakie als seltene Erkrankung, die angeblich nur einen von mehreren Tausend betraf. Seit uns bessere Diagnoseverfahren zur Verfügung stehen, hat sich die Zahl der Betroffenen auf einen von 133 erhöht. Das Erkrankungsrisiko direkter Verwandter von Zöliakiepatienten liegt bei 4,5 Prozent; wenn die typischen Darmsymptome auftreten, beträgt es sogar 17 Prozent. 6
    Wie wir noch sehen werden, geht die höhere Zahl der Betroffenen nicht allein auf verbesserte Diagnostik zurück, sondern auch die Zahlen selbst sind gestiegen. Dennoch ist Zöliakie ein wohlgehütetes Geheimnis. Für Deutschland muss man von rund 600.000 Patienten ausgehen, aber nur knapp zehn Prozent davon kennen ihre Diagnose. Einer der Gründe für die hohe Dunkelziffer ist, dass Zöliakie sich auf so vielerlei Weise tarnen kann, dass sie dem altbekannten Chamäleon unter den Erkrankungen, der Syphilis, inzwischen den Rang abläuft. Während die Hälfte der Betroffenen die typischen Krämpfe und Durchfälle erleiden und mit der Zeit an Gewicht verlieren, stehen bei der anderen Hälfte Anämie, Migräne, Arthritis, Unfruchtbarkeit, Minderwuchs (bei Kindern), Depressionen, chronische Müdigkeit oder eine Vielzahl weiterer Symptome und Probleme im Vordergrund, die auf den ersten Blick scheinbar nichts mit Zöliakie zu tun haben. 7 Bei anderen Menschen wiederum treten möglicherweise gar keine Symptome auf. Erst später im Leben kommt es zu neurologischen Beschwerden, Inkontinenz, Demenz oder Krebserkrankungen des Magen-Darm-Trakts.
    Auch das Erscheinungsbild der Zöliakie verändert sich. Bis etwa Mitte der 1980er Jahre fielen betroffene Kinder meist bis zum Alter von zwei Jahren durch eine »Gedeihstörung« mit Gewichtsverlust und Wachstumsstörung, Durchfall und einem aufgetriebenen Bauch auf. Inzwischen jedoch wird die Diagnose eher aufgrund von Anämie, chronischen Bauchschmerzen oder trotz mangelnder Symptome gestellt, und auch dies erst im Alter ab acht Jahren. 8, 9, 10 In einer großen klinischen Studie am Stollery Kinderkrankenhaus in Edmonton, Alberta, stieg die Anzahl der Kinder mit der Diagnose Zöliakie von 1998 bis 2007 um das Elffache. 11 Interessanterweise sagten 53 Prozent der Kinder,

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