Weizenwampe
stehen zur Zöliakiediagnostik drei Testverfahren auf Antikörper zur Verfügung, was zumindest stark darauf hindeutet, dass eine Immunreaktion auf Gluten vorliegt.
Antikörper gegen Antigliadin: Die kurzlebigen IgA-Antikörper und die langlebigeren IgG-Antigliadinantikörper werden gern zum Zöliakiescreening eingesetzt. Sie sind zwar verbreitet, erbringen aber bei etwa 20 bis 50 Prozent der tatsächlich unter Zöliakie Leidenden ein falsches, weil negatives Ergebnis. 16
Antikörper gegen Transglutaminase: Wenn Gluten die Darmschleimhaut schädigt, werden Muskelproteine freigesetzt, gegen die der Körper wiederum Antikörper bildet. Ein solches Protein ist die Transglutaminase. Die Antikörper gegen dieses Protein lassen sich im Blut nachweisen und dienen zur Einschätzung der aktuellen Autoimmunreaktion. Im Vergleich zur Dünndarmbiopsie identifiziert der Transglutaminaseantikörpertest etwa 86 bis 89 Prozent aller Zöliakiefälle. 17, 18
Antikörper gegen Endomysium: Auch der Test auf Endomysiumantikörper misst die Abwehrreaktion auf ein Protein aus dem Darmgewebe. Dieser Test wurde Mitte der 1990er Jahre eingeführt und gilt mit einer Trefferquote von über 90 Prozent als der genaueste Zöliakietest. 19, 20
Wer allerdings schon vorab auf Weizen verzichtet, sollte wissen, dass diese Tests innerhalb weniger Monate negativ ausfallen. Nach einem halben Jahr ist das Ergebnis fast sicher negativ oder eingeschränkt. Deshalb eignen sie sich nur für Menschen, die gegenwärtig Weizenprodukte verzehren oder erst vor Kurzem damit aufgehört haben. Glücklicherweise gibt es jedoch noch weitere Testverfahren.
HLA DQ2, HLA DQ8: Diese Substanzen sind keine Antikörper, sondern genetische Marker für das humane Leukozyten-Antigen (HLA), dessen Vorliegen eine verstärkte Disposition für Zöliakie anzeigt. Bei über 90 Prozent aller Zöliakiepatienten, die über eine Dünndarmbiopsie diagnostiziert werden, ist einer dieser beiden Marker nachweisbar, zumeist DQ2. 21
Allerdings weisen 40 Prozent der Bevölkerung einen HLA-Marker bzw. Antikörpermarker auf, der für eine Zöliakie prädestiniert, haben aber keinerlei Symptome oder Hinweise für ein fehlgeleitetes Immunsystem. Dennoch geht es auch diesen Menschen ohne Glutenverzehr besser. 22 Das bedeutet, dass ein wesentlicher Teil der Menschen auf Gluten potenziell empfindlich reagiert.
Rektalprobe: keine Mutprobe, sondern ein Test, bei dem eine Glutenprobe ins Rektum eingeführt wird, um zu prüfen, ob dadurch eine Entzündungsreaktion ausgelöst wird. Das Ergebnis ist zwar relativ zuverlässig, doch der vierstündige Test ist aufgrund seiner umständlichen Begleitmaßnahmen wenig praxistauglich. 23
Dünndarmbiopsie: Die endoskopische Biopsie aus dem vorderen Teil des Dünndarms (Jejunum) gilt als »Goldstandard«, an dem sich alle anderen Tests messen lassen müssen. Positiv daran ist, dass die Diagnose eindeutig ist. Negativ ist, dass man ein Endoskop und eine Biopsie benötigt. Die meisten Gastroenterologen raten zu einer kleinen Darmbiopsie zur Sicherung der Diagnose Zöliakie, wenn beim Vorliegen von chronischen Darmkrämpfen und Diarrhö auch die Antikörpertests positiv ausfallen. Einige Experten allerdings sagen (wie ich), dass die wachsende Zuverlässigkeit der Antikörpertests – zum Beispiel auf Endomysiumantikörper – Darmbiopsien weniger notwendig oder gar überflüssig macht.
Die meisten Zöliakieexperten befürworten zunächst den Endomysium- und/oder Transglutaminaseantikörpertest und bei einem positiven Ergebnis eine Darmbiopsie. Bei entsprechender Symptomatik kann eine Darmbiopsie auch bei negativem Test sinnvoll sein.
Nach landläufiger Meinung ist der Verzicht auf Gluten nicht erforderlich, wenn bei auffälligen Testergebnissen die Biopsie negativ ausfällt. In meinen Augen ist dieser Rat grundfalsch, denn viele dieser symptomfreien Glutensensitiven (latente Zöliakie) entwickeln entweder mit der Zeit eine Zöliakie oder leiden irgendwann an anderen Ausprägungen der Erkrankung, zum Beispiel neurologischen Symptomen oder rheumatoider Arthritis.
Außerdem sollte man bedenken: Wenn Sie ohnehin auf Weizen und andere Glutenquellen wie Roggen und Gerste verzichten möchten, sind Tests unter Umständen unnötig. Wichtig sind sie nur, wenn ernste Symptome oder potenzielle Anzeichen für eine Weizenintoleranz vorliegen und der Nachweis sinnvoll erscheint, um andere denkbare Ursachen auszuschließen. Das Wissen, dass Sie Zöliakiemarker in sich tragen,
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