Weizenwampe
sich folgende Überlegung: Weizen verursacht Zöliakie beziehungsweise immunologische Glutenintoleranz, die viel zu selten diagnostiziert wird, da nur zehn Prozent aller Zöliakiepatienten von ihrer Erkrankung wissen. Die restlichen 90 Prozent sind ahnungslos. Die Folge davon ist nicht selten eine Krebserkrankung.
Ja, Weizen verursacht tatsächlich Krebs. Und zwar häufig bei nichtsahnenden Menschen.
Wenn jemand an einem Gummiseil von einer Brücke springt, weiß er wenigstens, worauf er sich einlässt. Aber wer »gesundes Vollkorn« isst, hat keine Ahnung, dass ein Bungeesprung nichts dagegen ist.
Von der Hostie bis zum Lippenstift
Auch wenn Zöliakiepatienten die schmerzhaften und schlimmen Folgen des Glutenverzehrs kennen, ist es nicht gerade leicht, Weizen konsequent zu meiden. Weizen ist so allgegenwärtig, dass er nicht nur in vielen Fertiggerichten steckt, sondern auch in Arzneimitteln oder gar Kosmetika. Weizen ist die Regel, nicht die Ausnahme.
Schon beim Frühstück schrumpft die Auswahl, denn Brot, Brötchen, Toastbrot, Baguette, Croissant und Müsli sind gleichermaßen weizenhaltig. Die Suche nach einer Kleinigkeit für zwischendurch gestaltet sich ebenso kompliziert, denn Salzstangen, Kekse oder Müsliriegel fallen aus. Bei einem neuen Medikament kann schon eine winzige Menge Weizen in einer kleinen Tablette Durchfall und Krämpfe hervorrufen, und selbst das Kaugummi ist mitunter mit Weizenmehl gepudert, damit es nicht so klebrig ist; ebenso fertig geraspelter Käse – auch das kann eine Reaktion auslösen. Weizenmehl kann in der Zahnpasta oder – als hydrolysiertes Weizenprotein – im Lippenstift stecken und durch Lecken aufgenommen werden. Und schon wird der Hals wund, oder Sie bekommen Bauchschmerzen. Selbst in der Kirche besteht die ausgeteilte Hostie aus Weizen.
Bei manchen Menschen lösen schon wenige Krümel oder die glutenhaltige Handcreme unter den Fingernägeln Durchfall und Krämpfe aus. Nachlässigkeit bei der Glutenvermeidung kann langfristig schlimme Folgen haben, beispielsweise ein Dünndarmlymphom. Darum müssen Zöliakiepatienten im Restaurant, im Supermarkt und in der Apotheke ständig unangenehme Fragen nach glutenfreien Produkten stellen, auch wenn die angelernte Aushilfskraft oder der viel beschäftigte Apotheker damit völlig überfordert sind. Die Kellnerin, die Ihnen eine panierte Aubergine vorsetzt, hat normalerweise keine Ahnung, was glutenfrei bedeutet. Bei Freunden, Nachbarn oder Familienmitgliedern gilt man rasch als Fanatiker.
Wer von Zöliakie betroffen ist, ist unablässig auf der Hut vor Weizen und anderen Glutenquellen wie Roggen oder Gerste. Zum großen Bedauern der Zöliakiepatienten ist die Zahl der weizenhaltigen Lebensmittel und Produkte in den letzten Jahren sogar noch gestiegen, weil der Schweregrad und die Häufigkeit der Erkrankung gegenüber der wachsenden Vorliebe für »gesundes Vollkorn« viel zu wenig Beachtung finden.
Umso mehr kommt es auf Schulung und Informationsaustausch an. Krankenkassen bieten Ernährungsberatungen an, und Betroffene können sich in Selbsthilfegruppen informieren oder sich an die Deutsche Zöliakiegesellschaft (DZG) wenden. Im Anhang sind einige Organisationen und Links aufgelistet. Achten Sie jedoch darauf, sich bei Ihrer Suche nicht auf glutenfreie Ersatzprodukte zu konzentrieren, welche zwar kein Gluten enthalten, aber dennoch jede Menge leerer Kohlenhydrate.
Zöliakie »light«
Während Zöliakie nur bis zu ein Prozent der Bevölkerung betrifft, leiden deutlich mehr Menschen unter dem Reizdarmsyndrom und Sodbrennen (bei nachgewiesener Speiseröhrenentzündung auch als Refluxösophagitis oder Refluxkrankheit bezeichnet). Beides kann eine leichtere Ausprägung der Zöliakie darstellen, so dass ich von Zöliakie »light« sprechen möchte.
Beim Reizdarmsyndrom sind trotz seiner Häufigkeit – betroffen sind etwa fünf bis 20 Prozent der Bevölkerung – noch viele Fragen offen. Symptomatisch wechseln sich Krämpfe, Bauchschmerzen, Durchfall oder weicher Stuhl mit Verstopfung ab. 42 Am besten stellt man sich vor, dass der Darm durcheinandergeraten ist und nun nicht mehr regelmäßig arbeitet. Meist sind wiederholte Endoskopien und Koloskopien erforderlich. Da die Patienten keine pathologischen Ergebnisse aufweisen, werden ihre Probleme nicht selten verharmlost oder mit Antidepressiva behandelt.
Sodbrennen tritt auf, wenn der Schließmuskel am Übergang zwischen Speiseröhre und Magen erschlafft und dadurch saurer
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