Weizenwampe
vielleicht aus eigener Erfahrung nachvollziehen, welche Qualen manche beim Verzicht auf Weizen erleiden.
Aber vertrauen Sie mir: Es lohnt sich. Wenn Sie bis hierher gelesen haben, denken Sie vermutlich zumindest darüber nach, ob Sie sich von einem derart heimtückischen und schändlichen Partner nicht besser trennen sollten. Lassen Sie sich nicht erweichen! Schwelgen Sie nicht in Erinnerungen an die guten alten Zeiten, wo ein Stück Kuchen Sie über den ersten Knatsch im Büro hinweggetröstet hat, oder an die mehrstöckige Torte bei Ihrer Hochzeit. Denken Sie lieber an die gesundheitlichen Nackenschläge, die körperlichen und psychischen Schmerzen, die Sie erdulden mussten, und wie oft er sie schon angefleht hat, ihn zurückzunehmen, weil er sich wirklich geändert hätte.
Vergessen Sie’s. Es gibt kein Zurück. Es gibt keine Bewährung, nur den radikalen Bruch. Ersparen Sie sich einen langen Scheidungsprozess: Sie erklären sich zur weizenfreien Zone, ohne Wenn und Aber und ohne jede Ausnahme. Kein Blick zurück, auch nicht um der alten Zeiten willen. Ergreifen Sie sofort die Flucht.
Gut gerüstet für ein gesundes Leben?
Vergessen Sie alles, was man Ihnen je über »gesundes Vollkorn« erzählt hat. Jahrelang hat man uns eingehämmert, mehr Vollkorn zu essen. Der Grund: Eine Ernährung mit viel »gesundem Vollkorn« soll Sie zu einem strahlenden, beliebten, gut aussehenden, attraktiven und erfolgreichen Menschen machen. Außerdem verspricht man Ihnen einen ausgeglichenen Cholesterinspiegel und regelmäßige Darmtätigkeit. Wer Vollkorn verschmäht, gilt als ungesunder, fehlernährter Zeitgenosse, dem Herzinfarkt oder Krebs drohen, und der nicht weiß, wie man sich in besseren Kreisen zu verhalten hat.
Prägen Sie sich ein, dass das Bedürfnis nach »gesundem Vollkorn« eine reine Fiktion ist. Getreidesorten wie Weizen sind für die menschliche Ernährung ebenso verzichtbar wie der Abmahnanwalt bei der Gartenparty.
Soll ich Ihnen einen durchschnittlichen Menschen mit Weizenmangel beschreiben? Er ist schlank, hat einen flachen Bauch, niedrige Triglyzeride, hohe HDL-Werte (das »gute« Cholesterin), normalen Blutzucker, normalen Blutdruck, viel Energie, einen guten Schlaf und eine normale Darmtätigkeit.
Das heißt, ein »Weizenmangelsyndrom« äußert sich in Form eines normalen, schlanken und gesunden Körpers.
Im Gegensatz zur allgemeinen Überzeugung (einschließlich dessen, was die freundliche Ernährungsberaterin aus der Nachbarschaft zum Besten gibt) zieht Weizenverzicht keine Mangelerscheinungen nach sich, sofern die Weizenkalorien durch die richtigen Nahrungsmittel ersetzt werden.
Wenn Sie die entstandene Lücke mit Gemüse, Nüssen, Fleisch, Eiern, Avocados, Oliven und Käse füllen – also echten Lebensmitteln –, werden nicht nur Mangelerscheinungen ausbleiben, sondern Sie werden sich einer besseren Gesundheit erfreuen. Sie werden besser schlafen, Gewicht abbauen und all die unangenehmen Phänomene loswerden, von denen wir bereits gesprochen haben. Wer jedoch statt Weizen verstärkt Maischips, Energieriegel und Fruchtsäfte zu sich nimmt, ersetzt nur eine unerwünschte Produktgruppe durch eine andere und erreicht damit wenig. In diesem Fall könnte sogar tatsächlich ein Nährstoffmangel eintreten, und auch der Weg in Richtung Übergewicht und Diabetes bleibt bestehen.
Die Eliminierung von Weizen ist also nur der erste Schritt. Die Suche nach dem passenden Ersatz, um die kleine Kalorienlücke zu schließen (weizenfreie Menschen essen schließlich in der Regel automatisch und ohne bewusstes Zutun 350 bis 400 Kalorien weniger pro Tag), ist der zweite.
Am einfachsten ist es, wenn Sie Weizen weglassen und etwas mehr von allem anderen essen, bis Sie satt sind. Das ist jedenfalls besser als dieselbe Ernährung mit Weizen. Sie essen also eine größere Portion Huhn, grüne Bohnen, Rühreier, Salat und so weiter. Es wäre jedoch eine zu starke Vereinfachung, wenn ich behaupten würde, dass der bloße Verzicht auf Weizen ausreicht. Wenn es Ihnen um den Idealzustand geht, kommt es eben doch darauf an, womit Sie die Weizenkalorien ersetzen.
Die fehlenden Weizenkalorien sollten nur durch echte Lebensmittel ersetzt werden. Als »echt« betrachte ich Lebensmittel, die wenig verarbeitet und ungespritzt sind, ohne gentechnische Veränderungen und ohne Glukose-Fruktose-Sirup, also keine Tütensuppen, Fertiggerichte oder Frühstücksflocken, die mit Figürchen, Sammelbildchen, Stickern oder sonstigen
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