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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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großes Problem, aber drüben in den Staaten hatte ich genug gesehen und gehört, um zu wissen, dass sie leicht verfügbar waren, wenn jemand sie haben wollte, der, wie man dort sagt, auf der Überholspur lebt.
    Zum Zweiten hatte ich Kay Maciver kennen gelernt. Ich kam nach Hause und stellte fest, dass Linda sie eingeladen hatte. Dann gingen wir mit ihr ein paar Mal auf einen Drink aus. Auch mit Pal – dem alten Pal, meine ich. Es fiel ihm ganz offensichtlich schwer zu verstehen, wie ein so tolles Mädel wie Linda sich in die Bude von einem so alten Bison wie mir setzen konnte, was ich von jemandem in seiner Lage ein wenig unverschämt fand. Aber Kay hatte keinerlei Probleme mit mir und Linda. Das gefiel mir an ihr. Sie sah alles, verurteilte nichts. Ich fühlte mich sehr wohl in ihrer Gesellschaft. Wir verstanden uns auf Anhieb. Ich konnte mit ihr reden, richtig reden. Hätte Linda zur Eifersucht geneigt, hätte sie sich ziemlich verarscht vorkommen müssen. Aber wenn man eifersüchtig werden will, darf einem der andere nicht scheißegal sein. Ich hoffte zwar, dass sie mich ein bisschen mochte, aber ich glaube nicht, dass es sehr viel weiter ging.
    Jedenfalls, ich saß rum und unterhielt mich mit Kay, während Linda auf dem Klo war, wahrscheinlich, um sich eine Prise weißen Zeugs reinzuziehen, und Kay erwähnte, dass Linda ihr erzählt habe, sie hätte mal für eine Zeitung in Hartford gearbeitet, der Stadt, aus der Kay stammt. Das war eine der Gemeinsamkeiten, aufgrund derer sie wohl von Anfang an so gut miteinander ausgekommen waren. Das Hauptquartier von Ashur-Proffitt lag in Hartford, und Linda dachte sich als Journalistin, dass eine nette, vom menschlichen Standpunkt aus geschriebene Geschichte über das Unternehmen, das die Welt erobert, dort drüben gut ankommen könnte. Sie hatte also ihre Zeitung kontaktiert und das Startzeichen bekommen. Nun war Kay nicht nur Tony Kafkas Assistentin, sondern zudem mit Pal – der noch immer im Aufsichtsrat saß – verheiratet. Damit befand sie sich in der idealen Position, um Linda den Weg zu ebnen, damit diese sich bei Ash-Mac einmal umsehen und mit den Leuten reden konnte.
    Linda hatte mir gegenüber von all dem nichts verlauten lassen, außerdem war dieses Hartford, als wir Geschichten über unsere Vergangenheit ausgetauscht hatten, nie erwähnt worden.
    Am nächsten Tag rief ich Dave Thatcher an. Ich glaube, ich hab dir mal von ihm erzählt. Captain Thatcher, dieser New Yorker Polizist, der mir viel geholfen hatte, als ich drüben war. Ein wunderbarer Mann. Sah aus wie Joe Louis’ Sparringspartner. Ich machte mich über seinen Namen lustig und versuchte das Gerücht in die Welt zu setzen, er sei ein uneheliches Kind von Maggie mit Idi Amin … Na, wie auch immer, es war jedenfalls Dave, der mir als Erster den Tipp gab, dass Linda für die krummen Scheißer dort drüben arbeitete und nebenher Journalistin war. Ich erklärte ihm meine Situation. Als er sich vor Lachen wieder eingekriegt hatte, sagte er, ›wenn ihr beide ein uneheliches Kind habt, dann hat es hoffentlich nicht dein Aussehen und Lindas Farbe, sonst würde Idi Amin noch wie die Miss World aussehen‹. Er hatte es also nicht vergessen. Ein paar Stunden später rief er mich zurück, jetzt sehr viel ernster. Sein Kontakt bei den krummen Scheißern sagte, dass seines Wissens Linda noch immer für die Firma arbeitete. Ihr Lebenslauf enthalte keinerlei Hinweise darauf, dass sie jemals für eine Zeitung in Hartford beschäftigt gewesen war.
    Und noch was gab es. Du erinnerst dich, damals Mitte der Achtziger kam es in den Staaten zu einem großen Polit-Skandal, nachdem aufflog, dass mit den Erlösen aus den Waffengeschäften mit dem Iran die Contra-Rebellen in Nicaragua finanziert wurden, damit sie sich Gewehre kaufen und gegen die Regierung kämpfen konnten, die für Ron Reagan und seine Kumpel zu weit links stand. Natürlich erinnerst du dich. Ich wette, deine Missus hat damals vor der Yankee-Botschaft auf dem Grosvenor Square mit einem Plakat gewedelt. Scheint, dass Ashur-Proffitt, das im Nahen Osten ein weitreichendes Informantennetz besaß, ziemlich in die Sache verstrickt war. Aber keiner ihrer Leute wurde namentlich erwähnt, geschweige denn verurteilt. Was aber andernfalls sowieso egal gewesen wäre. So ziemlich jeder, der sich vor Gericht verantworten musste und für schuldig befunden wurde, schaffte es, dass man das Urteil in der Berufung aufhob, oder er wurde vom alten Bush begnadigt, als der

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