Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
besser. Der einzige Unterschied sei, dort drüben hätten sie so viele Informationen, dass sie sich ständig darin verhedderten, während sie hier so wenig hätten, dass sie sie erfinden müssten.
    Aye, wir amüsierten uns köstlich, sie mochte ihren Drink, und im Bett … aber eine Säule der Gesellschaft wie du, will solches Zeug ja gar nicht hören. Es kam mir vor, als hätte ich jeden Tag Geburtstag. Ich wachte auf und sah dieses hübsche schwarze Gesicht auf dem Kissen neben mir und dachte mir,
Andy Dalziel, du bist ein glücklicher Schweinepriester!
    Und ich kitzelte sie und flüsterte ihr irgendwas Beklopptes ins Ohr wie ›Guten Morgen, Mitternacht‹.
    Dann schlug sie die Augen auf und lächelte und zeigte mir ihre hübschen weißen Zähne und sagte ›Hi‹.
    Und es kam mir nie in den Sinn, mich zu fragen, was sie sich vielleicht dachte, wenn sie aufwachte und als Erstes mich erblickte …
    Gutes Zeug, das. Willst du noch einen Schluck? Bedien dich.
     
    Gut, ich wusste, es konnte nicht ewig so weitergehen, aber Linda schien keine Eile zu haben, weiterzuziehen, und für mich gab es keinen Grund, das Boot zum Schaukeln zu bringen, indem ich sie nach ihren Plänen fragte. Sie sagte, es gefalle ihr hier, die Leute seien wirklich freundlich, es wäre das erste Mal seit Jahren, dass sie sich entspannen könnte, keine Termine, keine Chefs, die ihr auf die Füße traten, niemanden, den sie zufrieden stellen müsste, außer sich selbst. Und mich.
    Oh aye. Sie war sehr gut darin, mich zufrieden zu stellen. Manchmal war ich so zufrieden gestellt, dass ich morgens kaum aus dem Bett kam.
    Wenn ich in der Arbeit war, trieb sie sich herum. Sie mietete sich einen Wagen und fuhr durch die Gegend, Sightseeing, Shopping, ins Kino. Sie schien sich nie zu langweilen, und wenn ich nach Hause kam, erzählte sie mir alles, war dabei so aufgeregt wie ein Kind, dämliche, alltägliche Dinge klangen aus ihrem Mund interessant.
    Eines Tages erzählte sie mir, dass sie fast einen Unfall gehabt hätte. Sie hatte vor sich hin geträumt und darüber ganz vergessen, dass sie links fahren sollte, und war dabei direkt auf einen anderen Wagen zugesteuert. Beide traten auf die Bremse und kamen rechtzeitig zu stehen, nichts war passiert. Linda stieg aus und entschuldigte sich und erklärte alles, und die andere Fahrerin war überhaupt nicht verärgert, sondern lachte nur und sagte, schon okay, sie verstehe es, sie sei auch Amerikanerin und hätte ewig gebraucht, bis sie sich an den Linksverkehr gewöhnt hätte.
    Aye, du hast es erraten. Die andere war Kay. Kay Maciver, wie sie damals noch hieß.
    Sie plauderten ein bisschen und gingen dann ihrer Wege. Ein paar Tage später kam Linda in diesen Yankee-Coffeeshop in der High, du kennst ihn, kostet ein Vermögen, der Kaffee schmeckt wie Eulenpisse.
Kay saß dort.
Linda begrüßte sie, und weil einiges los war in dem Laden, fragte sie, ob sie sich nicht dazusetzen könnte. Sie unterhielten sich, stellten fest, dass sie sich mochten, mit dem Ergebnis, sich wieder treffen zu wollen. Ich kannte Pal Maciver, nicht gut, aber wir sind uns mal begegnet, und ich wusste natürlich alles über die Yanks, die Maciver übernehmen wollten, und dass er als Ausgleich dafür eine Yankee-Frau bekam, so sahen es jedenfalls die Spaßvögel im Rugby-Club. Ich konnte Linda also einiges darüber erzählen und freute mich wie ein Schneekönig, dass sie eine Freundin gefunden hatte, denn alles deutete darauf hin, dass sie deswegen noch ein bisschen länger hier rumhängen wollte.
    Der Garten war also aufs Beste bestellt. Aber es spielt keine Rolle, wie grün das Gras wächst und wie süß die Blumen duften, ein Mann unseres Schlags hört nicht einfach auf, Polizist zu sein, nur weil er sich ein wenig fürs Gärtnern erwärmen kann. Manche Frauen wollen das nicht kapieren. Sie glauben, nur weil sie einen auf jeden beliebigen Sender einstellen können, wenn sie die richtigen Knöpfe drücken, könnten sie das mit einer Fernbedienung auch, aber die Eier eines Mannes sind nicht auf Fernbedienungen getunt, und wenn sie den Steuerknüppel nicht mehr in der Hand halten, schaltet sich eben das Gehirn wieder ein.
    Zwei Dinge beunruhigten mich allmählich. Zum einen war ich mir ziemlich sicher, dass Linda Drogen nahm. Es war nicht sehr offensichtlich, aber ich war zu lange im Geschäft, um die Zeichen nicht zu erkennen. Kann nicht sagen, dass es mich überrascht hätte. Freizeitdrogen waren damals in Mid-Yorkshire noch kein

Weitere Kostenlose Bücher