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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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den Posten übernahm. Wer hat die Demokratie lächerlich gemacht? Unsere eigenen Witzfiguren, heute wie damals, haben viel davon gelernt, wie die Yanks solche Dinge handhaben.
    Aber damals waren die mit den weißen Hüten unterwegs und ließen ihre Kanonen sprechen, und es schien klug zu sein für die hochrangigen Pinkel bei Ashur-Proffitt, dass sie ihre Köpfe noch ein wenig hinter der Brüstung ließen. Manche sagten, zu der Zeit hätten sie sich dann plötzlich für Firmen in Europa zu interessieren begonnen, vor allem in jenen Teilen von Europa, in denen es eine adrette, verständnisvolle, rechtsgerichtete yankophile Regierung gab.
    Und anscheinend haben ihre krummen Scheißer auch nicht alle am selben Strang gezogen. Nicht alle waren gekaufte Mitglieder des Ollie-North-Fanclubs. Einige von denen marschierten ins Gefängnis, aber es gab auch welche, die sich nur allzu sehr gefreut hätten, wenn sie alte Schulden begleichen und Karrierewege hätten freiräumen können, indem sie ein paar andere hinterherschickten. Dave Thatcher vermutete, dass Linda deswegen hier rüber geschickt wurde. Sie sollte Ash-Mac prüfen, mal sehen, ob sie nicht ein paar handfeste Beweise auftun konnte. Dass ich in Mid-Yorkshire saß, war für sie ein glücklicher Zufall. Linda musste erwähnt haben, wie viel Spaß es mir gemacht hatte, mit ihr verdeckt in den Staaten zu arbeiten. Sie hatte also einen perfekten Vorwand, sich vor Ash-Macs Türschwelle niederzulassen und darauf zu warten, dass sie noch näher rankam.
    Okay, kein Grund, so aus der Wäsche zu gucken, für mich klang es auch wie ausgemachter Blödsinn, nur hatte ich einige dieser Leute kennen gelernt und wusste, dass die meisten eine arg verzerrte Sicht auf die Welt hatten, die hätten problemlos beim Fernsehen in der Dokumentarabteilung arbeiten können.
    Als Dave mir also sagte, ich solle vorsichtig sein, sagte ich, danke, werde ich tun, und meinte es auch.
    Nur weil ich mich dumm und dämlich vögelte, hieß das wie gesagt nicht, dass ich plötzlich kein Polizist mehr war. Ich vergaß nur eines dabei: Für Linda galt das Gleiche, sie war trotz allem immer noch Agentin. Jedenfalls musste ihr genügend aufgefallen sein, um mir gegenüber misstrauisch zu werden, vielleicht war Dave Thatchers Anfrage in den Staaten auch nicht so diskret abgelaufen, wie er geglaubt hatte.
    Ich rede mir gern ein, dass das, was als Nächstes geschah, nicht ihre Idee war, dass sie sich lediglich an ihre Instruktionen gehalten hat. Aber ich glaube, ich mache mir da was vor.
    Als ihr bewusst wurde, dass sie mich nicht mehr über meinen Schwanz steuern konnte, musste sie sich was anderes einfallen lassen. Tatsächlich glaube ich, dass sie sich schon lange im Voraus einen Notfallplan zurechtgelegt hatte. Später fand ich heraus, dass sie die Verbindung zu mir dazu genutzt hatte, Kontakt zu einigen der örtlichen Pusher herzustellen. ›Andy Dalziel sagt, mach mir einen guten Preis, oder du fliegst aus dem Geschäft.‹ So in der Art. Hin und wieder kam es vor, dass Typen mit einem Päckchen für Linda an meine Tür kamen, Nachnahmesendungen aus den Staaten. Ich nahm sie an, gab ihnen das Geld. Wenn Linda die Päckchen öffnete, lag immer das drin, was ihren Worten nach drinnen liegen sollte, Kleidung von irgendeinem Modeversand, Dokumente, was weiß ich. Was ich nicht wusste, war, dass ich mit einer versteckten Kamera gefilmt wurde, wie ich die Päckchen entgegennahm und Geld an Typen auszahlte, die schon lang im Visier der Drogenfahndung standen. Richtig übers Ohr gehauen aber wurde ich, als ich mich eines Abends nach dem Essen etwas schummrig fühlte. Ich dachte, es wären die Garnelen in diesem Jambalaya-Dings gewesen, das sie gekocht hatte. Alles vor meinen Augen wurde birnenförmig, dann bananenförmig, dann hatte es überhaupt keine Form mehr. Und dann schien ich komische Träume zu haben, die kamen und gingen. Erst als ich am nächsten Tag die Fotos sah, wurde mir klar, dass es überhaupt keine Träume gewesen waren. Da war ich, in Schwarz-Weiß und Technicolor, wie ich mir einen Schuss setzte, sogar die entsprechenden Einstichstellen waren vorhanden.
    Diese Bilder lagen auf meinem Kissen, als ich am nächsten Tag so um vier Uhr nachmittags aufwachte. Ich fühlte mich wie eine aufgewärmte Leiche. Das Telefon klingelte, als ich auf dem Duschboden lag und den Kaltwasserhahn voll aufgedreht hatte. Es klingelte, bis ich endlich ranging. Ich wusste, es würde Linda sein. Und ich hatte Recht.
    Sie

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