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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Schmachten beschrieben werden konnte, sagte »Scheiß drauf« und trieb den abgebrochenen Korken in die Flasche. Wein spritzte ihr über Hand und Unterarm.
    Sie schob sich die Finger in den Mund, schleckte die roten Tropfen weg und hatte den Blick auf Ellie fixiert, auf ihren Lippen zuckte ein winziges Lächeln.
    »Einen widerspenstigen Korken kann man auf mehrere Arten freibekommen, was?«, sagte sie. »Gib mir dein Glas.«

6
    Fischgeruch
    I m Moscow House brannte Licht, dessen Schein wegen der mit Läden und Vorhängen verschlossenen und abgedunkelten Fenster nicht nach außen drang. Nur durch die geöffnete Eingangstür fiel ein schwacher Schimmer und forderte den belagernden Nebel heraus.
    Dass das Licht angeschaltet war, erwies sich als große Erleichterung, vor allem für Jennison, der sich dennoch dicht an seinen Kollegen hielt, während sie methodisch die Räume im Erdgeschoss durchsuchten und sich dann auf den Weg nach oben machten.
    »Hallo, hallo, hallo«, rief Maycock, als er eine Schlafzimmertür aufstieß. Ein Doppelbett wurde sichtbar, es war ordentlich gemacht, aber nicht mit frischen Laken bezogen. »Sieht aus, als wär es noch in Gebrauch.«
    »Ja. Mensch, glaubst du, die Mädels bringen vielleicht ihre Freier hierher?«
    »Möglich.« Maycock schnupperte. »Riecht das für dich nach Sex?«
    Jennison schnupperte ebenfalls.
    »Nö«, sagte er. »Ist wohl eher dein Schellfisch.«
    Sie fanden nur eine Tür, die sich nicht öffnen ließ.
    Jennisons Nervosität flammte ein Stück weit wieder auf. In verwunschenen Häusern gab es immer eine Tür, die sich nicht öffnen ließ, und wenn man sie öffnete …
    Maycock kniete sich davor.
    »Schlüssel steckt innen«, sagte er.
    »Vielleicht«, erwiderte Jennison hoffnungsfroh, »hat uns eines der Mädels kommen hören und sich dort drinnen eingeschlossen.«
    »Möglich.«
    Maycock schlug mit der Faust gegen die massive Eichentür und rief: »Polizei. Wenn jemand drin ist, dann kommen Sie raus.«
    Aufgeschreckt machte Jennison einen Schritt nach hinten; er musste an Geschichten über Vampire und ähnliche Wesen denken, die sich nur dann zu den Menschen gesellten, wenn sie ausdrücklich dazu aufgefordert wurden.
    Nichts geschah.
    Maycock beugte sich erneut zum Schlüsselloch hinunter. Wieder schnüffelte er.
    »Noch mehr Sex?«, sagte Jennison.
    »Riecht ein bisschen verbrannt.«
    »Meinst du, da drin brennt’s?«
    »Nein. Ist nicht stark genug. Hör mal!«
    Er presste das Ohr gegen die Tür.
    »Hörst du das?«
    »Was?«
    »So ein surrendes, kratzendes Geräusch.«
    »Kratzendes Geräusch?«, sagte Jennison bekümmert. Seine Einbildungskraft rief eine Reihe von Möglichkeiten wach, die allesamt wenig Tröstliches verhießen.
    »Na, dann probier’s doch mal mit der Schulter.«
    Gehorsam lehnte sich Jennison gegen die Tür und drückte.
    »Mein Gott, so bekommst du noch nicht mal eine Papiertüte auf.«
    »Dann probier du’s doch. Hab ich das richtig mitbekommen, dass du mal für Bradford zum Probetraining angetreten bist? Oder handelt es sich dabei nur um ein Gerücht?«
    Maycock, von diesen Worten angespornt, warf sich mit aller Kraft gegen die Tür, wurde ebenso schnell zurückgeworfen und rieb sich die Schulter.
    »Keine Chance«, sagte er. »Verriegelt und versperrt, würd ich sagen.«
    »Dann machen wir doch mal Meldung«, sagte Jennison.
    Er sprach in sein Funkgerät, erläuterte die Situation und bekam zu hören, dass er warten solle.
    Sie gingen zur Treppe und setzten sich auf die oberste Stufe.
    »Das war nicht eine meiner besten Ideen«, gab Maycock zu. »Wir hätten lieber vor dem Chips-Laden bleiben sollen, und Bonkers hätte uns am Arsch lecken können.«
    Jennison bekreuzigte sich mehrmals und wünschte sich, etwas Knoblauch bei sich zu haben. In Zeiten psychischer Anspannung war es gefährlich, die Namen böser Geister auszusprechen, weil sie dadurch leicht heraufbeschworen werden konnten. Entsetzt, aber nicht überrascht war er daher, als aus dem Nichts eine vertraute Stimme zu hören war: »Da haben Sie es sich also bequem gemacht. Okay, was ist hier los? Und warum riecht Ihr Wagen wie eine Frittenbude?«
    Sie spähten in den Flur hinunter und starrten auf die schlanke athletische Gestalt des Sergeant Bonnick, der soeben durch die offene Tür trat.
    Sie mühten sich auf die Beine, das Funkgerät bewahrte sie allerdings davor, dem Sergeant antworten zu müssen.
    »Verfügungsgewalt über Moscow House hat ein Mr. Maciver, Vorname Palinurus.

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