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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Sag mir, wenn ich das buchstabieren soll, Joker. Wir haben die uns vorliegende Nummer angerufen und eine Mrs. Maciver erreicht. Sie klang ein bisschen beunruhigt, als wir ihr sagten, wir möchten mit ihrem Mann übers Moscow House sprechen. Meinte, sie weiß nicht, wo er steckt, keiner scheint das zu wissen, er hat diesen Abend auch eine Verabredung sausen lassen. Ich hab das an Mr. Ireland weitergegeben. Einen Moment, er ist selbst da.«
    Ireland war der Dienst habende Inspector.
    »Alan, Sie sind sich sicher, dass die Tür von innen abgeschlossen ist?«
    »Ganz sicher, Sir.«
    »So wie sich das alles anhört, sollten Sie mal einen Blick reinwerfen. Brauchen Sie Unterstützung beim Aufbrechen der Tür?«
    Bonnick sprach in sein Funkgerät. »Hier ist Sergeant Bonnick, Sir. Nein, ich hab in meinem Kofferraum eine Ramme. Ich melde mich wieder, sobald wir drin sind.«
    Er warf Jennison seine Autoschlüssel zu, der daraufhin die Treppe hinunterstapfte.
    »Immer auf alles vorbereitet, was, Sarge?«, sagte Maycock. »Keine schlechte Idee, alles dabei zu haben, was man vielleicht so brauchen könnte.«
    »Was auf Sie ja wohl nicht zutrifft, sonst müssten Sie einen mobilen Chips-Laden hinter sich herziehen«, sagte Bonnick. »Zeigen Sie mir diesen abgesperrten Raum.«
    Er untersuchte die Tür und spähte durchs Schlüsselloch.
    »Schlüssel steckt noch«, sagte er.
    »Na ja, warum auch nicht«, sagte Maycock. »Sie sehen nichts anderes als ich.«
    »Muss nicht unbedingt so sein. Nicht, wenn noch jemand drin ist, der ihn rausziehen könnte«, sagte Bonnick.
    »Wir haben gerufen.«
    »Na, dann hätte ja wohl auch eine Antwort kommen müssen«, sagte der Sergeant. »Mein Gott, wann haben Sie zum letzten Mal wirklich Sport getrieben?«
    Mittlerweile war Jennison, leicht außer Atem, mit der Ramme zurückgekehrt. Die Versuchung, sich draußen länger als nötig aufzuhalten, war nicht sonderlich groß gewesen, nachdem der Nebel den kurzen Weg von der Haustür zum Wagen zu einem gespentischen Spießrutenlauf machte.
    »Gut, welcher von Ihnen hat unter dem Schwabbelfett noch so was wie Muskeln?«
    »Al hat mal ein Probetraining für die Bulls absolviert«, sagte Jennison.
    »Stimmt das, Alan? Dann treten Sie doch mal in Aktion.«
    Der Constable krachte mit der Ramme vier- oder fünfmal gegen das Holz, ohne sichtbare Wirkung, außer bei ihm.
    »Die wussten damals noch, wie man Türen baut«, keuchte er.
    »Die wussten damals auch noch, wie man Polizisten baut«, grummelte Bonnick. »Geben Sie her.«
    Er schwang sie zweimal. Lautes Splittern war zu hören. Er warf Maycock einen »Hab ich’s nicht gesagt«-Blick zu.
    »Ja, aber ich hab sie auch schon ziemlich geschwächt«, protestierte der Constable.
    »Dann wollen wir doch mal sehen, was drinnen ist, oder?«, sagte Bonnick.
    Er trat mit dem rechten Fuß gegen die Tür. Sie flog auf. Das Licht vom Treppenabsatz strömte in den Raum.
    »Mein Gott«, entfuhr es Bonnick.
    Jennison aber, dessen Angst vor dem Übernatürlichen durch eine sehr entspannte Haltung gegenüber allen Gräueln der wirklichen Welt kompensiert wurde, meinte nur: »Eieieiei, der hat da mit sich aber eine schöne Sauerei veranstaltet, was, Sarge!«

7
    Ein britischer Euro
    D ie Gesellschaft ihrer Stieftochter war Kay Kafka immer eine Freude. Sie teilten füreinander eine Zuneigung, die umso inniger war, da sie nicht von der Befangenheit leiblicher Verwandtschaft oder der Übereinstimmung in Geschmacks- und Meinungsfragen abhing. Bei ihren regelmäßigen Treffen mittwochabends hielten sie die harten Realitäten des Lebens mit ihrem Geplauder über Filme, Mode und lokalen Tratsch auf Abstand, doch was (zumindest in Kays Fall) in Gesellschaft anderer ermüdend gewesen wäre, wurde durch die Gewissheit gegenseitiger Liebe zu einem großen Vergnügen.
    In den vergangenen Monaten allerdings hatte ihnen der Einbruch der harten Realität in Form der bald zu gebärenden Kinder ein anderes Thema geliefert, das sie die gesamte Zeitspanne ihres Besuchs hätte beschäftigen können, wenn sie es denn zugelassen hätten.
    Doch auch hier war von Härte nicht viel zu spüren. Es war eine vergleichsweise einfache Schwangerschaft gewesen, und Helen, ließ man ihren gewaltigen Umfang außer Acht, schien ihre Rolle als werdende Mutter mit heiterer Gelassenheit zu genießen. So streiften sie leichthin über das weite Feld der vergnüglichen Vorbereitungen für den großen Tag – Babykleidung, Kindersportwagen,

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