Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
mache sich über manche Dinge nur lustig, weil er wirklich an sie glaubte.
    Helen warf ihr einen scharfen Blick zu. »Okay, ich weiß, er hat sich dir – und mir – gegenüber als niederträchtiger Drecksack benommen, aber die Dinge ändern sich, und seit einiger Zeit bemüht er sich, das musst du zugeben. Diese Squash-Partien mit Jase wären vor einem Jahr noch undenkbar gewesen, aber es ist eine Art Wiederannäherung, oder? Du kennst Pal, er würde nie offen auf dich zugehen und sagen: ›Vergessen wir alles und fangen wir von vorn an‹, er muss so was immer auf Umwegen machen.«
    Auf Umwegen. Von oben, von unten, von hinten. O ja, sie kannte Pal.
    Sie lächelte. »Ja, die Partien bedeuten Jason anscheinend eine ganze Menge. Und keiner mag es, wenn er versetzt wird.«
    Durch die Tür hindurch hörten sie, wie die Stimme des jungen Mannes lauter wurde. Sie konnten zwar die einzelnen Wörter nicht verstehen, aber sein Tonfall klang aufgeschreckt.
    Er kam ins Zimmer zurück.
    »Ich muss noch mal los«, sagte er.
    Es sollte beiläufig klingen, sein offenes, ehrliches Gesicht aber verriet ihn.
    »Warum? Was ist los?«, wollte Helen wissen.
    »Nichts«, sagte er. Dann, als er sah, dass die Antwort nicht genügte, fuhr er fort: »Es war Sue-Lynn, wollte wissen, ob ich schon was gehört habe. Die Polizei hat gerade bei ihr angerufen. Sie wollten Pal sprechen, weil er die Verfügungsgewalt über Moscow House hat. Genaueres wollte sie mir nicht sagen, wahrscheinlich geht es um einen Einbruch. Oder Vandalismus. Ihr wisst ja, wie die Jugendlichen heutzutage so sind. Und natürlich sind dann immer die Lehrer schuld an allem.«
    Sein Versuch, witzig zu sein, fiel so flach aus wie die Aufführung eines englischen Komikers, der sich im Glasgow Empire über Kilts lustig machte.
    »Wo fährst du jetzt hin?«, fragte Helen.
    »Sue-Lynn will zum Moscow House. Ich dachte, vielleicht sollte ich auch hinfahren. Sie klang so, als wäre sie ziemlich durcheinander.«
    »Seit wann interessiert dich, wie es Sue-Lynn geht?«, wollte seine Frau wissen.
    »Nein«, sagte Kay, »du hast Recht, Jase. Wahrscheinlich ist nichts, aber nur für den Fall … Warte kurz, ich komme mit.«
    Sie stand auf, und dann, sehr viel langsamer, erhob sich auch Helen.
    »Gut, wir fahren alle hin«, sagte sie.
    »Helen, Liebes, sei doch vernünftig«, protestierte Jason. »In deinem Zustand …«
    »Ich bin schwanger«, schnappte sie, »aber kein Krüppel. Und Pal ist mein Bruder.«
    Da haben wir es, dachte sich Kay. Verwandtschaft.
    »Das«, sagte sie heiter, »kann doch kaum mit Pal zu tun haben, wenn die Polizei ihn kontaktieren will, weil er die Verfügungsgewalt über das Haus hat, oder?«
    Das klang so glaubwürdig wie ein britischer Euro.
    »Gut, dann kommt«, sagte Jason, der wusste, wenn es keinen Sinn mehr hatte zu streiten.
    Sie holten ihre Mäntel und gingen hinaus. Es dauerte einige Zeit, bis Helen im Wagen untergebracht war, obwohl es ein großer Volvo Kombi war. Jasons geliebter MR 2 war im vierten Monat der Schwangerschaft verkauft worden, als er sich die Unbrauchbarkeit des Wagens für seine expandierende Frau und seine zukünftig expandierende Familie eingestehen musste.
    Schließlich machten sie sich auf den Weg.
    Als sie durch das Tor fuhren, sah Kay zum Haus zurück. Selbst auf diese kurze Entfernung sah es im Nebel verändert aus, seltsam, unerreichbar.
    Aus irgendeinem Grund ging ihr durch den Kopf, dass die gemütlichen Mittwochabende nun für immer vorüber waren.

8
    Noch eine schöne Sauerei
    W o bleibt der nutzlose Mistkerl bloß?, fragte sich Ellie Pascoe.
    Alles außer einem schweren Terroranschlag, der die Abriegelung der gesamten Innenstadt erforderlich machte, würde er mit bitteren Vorwürfen bezahlen müssen.
    Zum wiederholten Mal sah sie auf die Uhr.
    Das war ein Fehler.
    Cressidas Übergriffe zeichneten sich darin aus, dass man zwar wusste, sie würden kommen, man aber doch immer aufs Neue von ihnen überrascht wurde.
    Den einen Augenblick saß sie Ellie noch gegenüber, versuchte einen letzten Tropfen aus der mittlerweile leeren Flasche zu schütteln, den nächsten befand sie sich auf der Armlehne von Ellies Sessel, drückte sie mit dem fachmännischen Können einer Profiringerin nieder und versuchte ihr die Zunge in den Hals zu stecken.
    Ellie, die sich weder rühren noch irgendwas sagen konnte, tat das Einzige, was ihr noch blieb. Sie biss zu.
    »Großer Gott!«, rief Cress und warf den Kopf zurück. »Du willst es auf

Weitere Kostenlose Bücher